Angelas Märchenstunde: die aktuellen Arbeitslosenzahlen vom Juni

30. Juni 2011
Agentur für Arbeit, 47058 Duisburg

"Mit 32.427 arbeitslos gemeldeten Duisburgern waren im Juni 211 Menschen oder 0,6 Prozent weniger Menschen als im Vormonat arbeitslos gemeldet. Die Arbeitslosenquote sank im Juni um 0,1 Prozentpunkt auf jetzt 13,4 Prozent.

Betrachtet man die Entwicklung nach Rechtskreisen, so liegt im Versicherungsbereich (SGB III) die Arbeitslosenquote im Juni bei 2,3 Prozent. In der Grundsicherung (SGB II) verharrte die Arbeitslosenquote im Juni bei 11,1 Prozent.

„Die ersten Jungen Menschen meldeten sich im Juni saisontypisch nach absolvierter Berufsausbildung arbeitslos. Anders als in anderen Jahren haben sich wegen der späten Sommerferien aber noch keine Schulabgänger gemeldet. Die kommen erst im Juli und August “, erläuterte Schoofs.

"Magazin für Soziales und Familie" heißt eine elektronische Publikation der Bundesregierung. Dort finde ich einen interessanten Artikel, den ich hier wiedergeben möchte.

"Wenn Langweile ein Gesicht hat, dann gehört es Steffen. Er sitzt in der letzten Reihe, die beliebt ist an diesem Ort: Arbeitsagentur Hamburg, Kurt-Schumacher-Allee 16, 2. Stock, Unterrichtsraum 2 des Berufsinformationszentrums (BIZ). Hier entscheiden sich Karrieren.

Eine bunte, brave Truppe ist zu Besuch: der 8. Klasse-Profilkurs "Natur und Technik" der Hamburger Stadtteilschule Niendorf, einer Gesamtschule neuen Typs. 17 Jungen und drei Mädchen, gut gelaunt. Nur einmal muss der Lehrer eingreifen: "Lass das einfach! Man benimmt sich hier nicht so!"

Es ist Hans-Jürgen Beneckes Klasse, die heute den Profiltag nutzt, um zusammen mit der für sie zuständigen Berufsberaterin das BIZ kennen zu lernen. Anschließend geht es zur Wanderausstellung "Faszination Offshore" im Schiffsbauch des Museumsschiffes Greundiek am Hamburger Sandtorkai.

Im BIZ ist Arbeiten und Forschen angesagt. Die Tische mit Monitor und eingelassener Computertastatur stehen in Halbkreisen angeordnet an den Fensterfronten an beiden Seiten des großen Saales. In den Regalen in der Mitte warten bunt beschriftete Aktenordner und Stapel von Broschüren darauf, von den jungen Leuten gegriffen zu werden. Jeder kann herkommen und sich über Berufe informieren. Man fühlt sich in die ruhige Arbeitsatmosphäre einer Universitätsbibliothek versetzt.

Gute Bewerbungen sind wichtig

Britta Kröpke, Berufsberaterin der Arbeitsagentur Hamburg, steht an der Tafel im mit den gleichen Tischen ausgestatteten Unterrichtsraum. Mit jugendlicher Stimme und einem Tonfall, der ihre norddeutsche Herkunft nicht verleugnet, erklärt sie verschiedene Grundbegriffe: duale Ausbildung, schulische Ausbildung, Hochschulstudium. Vieles wissen die jungen Leute bereits. Ein Finger geht mindestens hoch, wenn sie Fragen stellt. Eigentlich ist es ja noch so lange hin ist bis zum Ausbildungsstart. Dann fragt die Berufsberaterin, wann man sich denn bewerben muss. "Ein Jahr vorher", sagt Bettina. Was gehört zu einer Bewerbung? Steffens Arm geht hoch, kurzzeitig verschwindet das Desinteresse aus dem Blick: "Einen Lebenslauf". Mehr fällt dem kräftigen Jungen mit Brille und schwarzem T-Shirt aber nicht ein.

Der graue Himmel hängt tief über dem mächtigen Backsteinbau. Drinnen erstauntes Schweigen, als Kröpke vorrechnet, dass einige Firmen wahrscheinlich schon das jetzt anstehende Zeugnis bei der Bewerbung sehen wollen. Lehrer Benecke ist begeistert. "Hört genau zu", sagt er, "das nächste Zeugnis! Gut, wenn nicht nur ich das sage. Das nächste muss gut sein, das übernächste supergut!"

So früh wie möglich

Die Berufsorientierung durch die Arbeitsagenturen begann bisher meist am Anfang der vorletzten Schulklasse. Sönke Fock, Geschäftsführer der Arbeitsagentur Hamburg, will früher ran. Er denkt an den demografischen Wandel und die Fachkräftebedarfsdiskussion. Er fordert Berufsorientierung flächendeckend und zu einem möglichst frühen Zeitpunkt. Diese Dienstleistung der Bundesagentur möchte er generell schon ab der achten Klasse anbieten können, was trotz der einhundert Beraterinnen und Berater in seiner Agentur an die Grenzen seiner Kapazitäten stößt.

16.000 junge Leute verlassen 2011 die Hamburger Schulen. Mehr als 14.000 Ausbildungsverträge schließen Hamburger Firmen pro Jahr. Im April zählte die Arbeitsagentur 5.160 Jugendliche, die mit ihrer Hilfe eine Ausbildungsstelle finden wollen. Das sind deutlich weniger, als die registrierten offenen Ausbildungsstellen, im Moment über 7.000. Die Chancen sind also gut. Man muss nur wissen, was man will.

Timo weiß das schon lange. Ein grimmiger Tiger ziert sein T-Shirt. Die karierten Hosen enden kurz unterhalb des Knies. Mit leuchtenden Augen berichtet der kleine, schlanke Junge, dass er Polizist werden will. "Das macht Spaß, immer unterwegs, mit einer Waffe umgehen", sagt er. Seinen Praktikumsplatz bei der Polizei im Herbst hat er schon sicher. Timo weiß auch, dass seine Bewerbung nur Erfolg haben wird, wenn er gut schreiben kann und gute Noten hat. "Ich bin schon viel besser geworden", sagt er.

Stärken der einzelnen herausarbeiten

"Es wird immer junge Menschen geben, die wir schwer über schulische Kriterien oder Berufsanforderungen erreichen können", sagt Fock, "bei ihnen gilt es, die Potenziale herauszuarbeiten, und die hat jeder. Sie können verschüttet sein, vielleicht Hobbies. An denen müssen wir ansetzen. Graffitimaler betrachteten wir nur als Sachbeschädiger, ohne zu bedenken, dass da auch ein Potenzial drin steckt."

Fock ist froh über die wichtigsten Fördermöglichkeiten für problematische Jugendliche, vor allem die Einstiegsqualifizierungen, die die Bundesregierung finanziert. Das sind betriebliche Praktika, die sehr oft in ein reguläres Ausbildungsverhältnis münden. Auch Ausbildungsbegleitende Hilfen sind ihm sehr wichtig. Auszubildende können sie in Anspruch nehmen, wenn sie Nachhilfe beispielsweise in Mathe benötigen.

Sandra schaut aus dem Fenster, dann wieder auf den Monitor ihrer eifrig tippenden Schulkameradin. Das schlanke, unauffällige Mädchen mit dem trotzigen Gesichtsausdruck weiß noch gar nichts. Sie hat noch keinen Praktikumsplatz, hat sich noch nicht beworben. Ihr künftiger Beruf scheint ihr so egal zu sein wie die Schule im Moment. Ihr Lehrer zuckt mit den Achseln: "Was sollen wir da machen?"

Natürlich wird es weiter junge Menschen geben, die keinen Berufseinstieg schaffen oder schaffen wollen. Fock begrüßt daher, dass sich jetzt das besondere Augenmerk von Bundesregierung und Arbeitsagenturen auf diese jungen Menschen richtet. "Manch einer braucht eben etwas länger, aber warum nicht auch mit 24 Jahren noch anfangen. Wenn die Bereitschaft des jungen Menschen dann da ist, gelingt auch in diesem Alter ein Ausbildungseinstieg."

Nach zwei Stunden bricht die Klasse zur Windpark-Ausstellung auf. Steffen wirkt immer noch gelangweilt. Er fläzt auf seinem Stuhl. Als er sich erhebt, wirkt er in Gedanken versunken. "Ich werde Koch", sagt er plötzlich, "das steht fest." Tatsächlich hat er sich schon lange gut informiert, macht demnächst bei einem renommierten Hotel ein Praktikum. Regelmäßig kocht er zu Hause. Der Junge weiß schon, was er will," heißt es dort.

Wie schon in den Vormonaten, so wird auch im Juni die günstige Entwicklung gegenüber dem Vorjahr noch unterzeichnet, weil der statistische Entlastungseffekt durch den Einsatz arbeitsmarktpolitischer Maßnahmen geringer ist als vor einem Jahr. Die Zahl der Personen, die in Qualifizierungen, Aktivierungsseminaren oder in Arbeitsgelegenheiten beschäftigt waren, und deshalb nicht als Arbeitslose gezählt werden, lag im Juni 2011 um 3.549 niedriger als vor einem Jahr., aber 362 weniger als im Juni 2010

Im Juni waren 5.507 Duisburger im Versicherungsbereich arbeitslos gemeldet, 191 oder 3,4 Prozent weniger als noch im Mai.

In der Grundsicherung sank die Zahl der arbeitslos gemeldeten Personen im Juni ebenfalls, auf jetzt 26.920 Menschen (-20 Personen oder -0,1 Prozent weniger als im Vormonat).

Im Juni sind die Zugänge in Arbeitslosigkeit entgegen der Entwicklung in den beiden Vormonaten wieder angestiegen. Lagen sie im Mai noch bei 4.708, so sind sie im Juni auf jetzt 5.480 gestiegen (+772 oder + 16,4 Prozent).

Die Rückkehr in die Erwerbstätigkeit ist im Juni 1.623 Personen gelungen (- 52 oder - 3,1 Prozent gegenüber dem Mai 2011). Im Vorjahresmonat, im Juni 2010, lag dieser Wert bei 1.606.

Die Abgänge aus Arbeitslosigkeit insgesamt betrugen im Juni 5.722 Personen. Das waren 435 mehr als im Mai 2011.

Die im Mai von 7 Betrieben für die Zukunft angezeigte konjunkturelle Kurzarbeit könnte insgesamt für bis zu 21 Personen wirksam werden.

Die tatsächlichen Kurzarbeitszahlen lagen für den Monat November 2010 bei 751 Personen in 121 Betrieben. Für den Monat Januar 2011 zeigt sich im Moment in der Hochrechnung folgende Situation: 89 Betriebe mit 809 betroffenen Personen.

Mit 1.094 neuen ungeförderten Stellen lag der Stellenzugang über den Zugangszahlen des Mai 2011 mit 989 neu gemeldeten Stellen (+ 105 oder +10,6 Prozent) und über dem vom Juni 2010 mit 906 neu gemeldeten Stellen (+ 188 oder + 20,8 Prozent).

Dortmund und Gelsenkirchen sind Duisburgs schärfste Konkurrenten, wenn es darum geht, Schlußlicht in ganz Nordrhein-Westfalen zu sein. Dort liegt die Arbeitslosigkeit bei 12,9 %. "Der Abstand hat sich vergrößtert," muß Schoofs eingestehen.

Die Arbeitsmarktbeobachtung ist eine der zentralen Aufgaben, der die Bundesagentur für Arbeit nachgehen muß. Die Agenturen für Arbeit vor Ort kommen dieser Pflicht nach, wenn sie die aktuellen Arbeitslosenzahlen veröffentlichen. Doch reicht das? Wäre es nicht auch sinnvoll, öffentlich auf die Schwächen aufmerksam zu machen und Lösungsvorschläge anzubieten? Eine Angela Schoofs macht es sich an dieser Stelle zu einfach. Ihr Argument, dies würde nicht im Gesetz stehen und sei daher nicht ihre Aufgabe, ist - ja, was eigentlich? Mutlosigkeit? Ratlosigkeit? Hoffnungslosigkeit?

Es ist sicherlich keine Schande, hier Hilfe von der örtlichen Politik, berufsständischen Organisationen und anderen anzufordern. Gerade die Duisburger Wirtschaftspolitiker haben ja in den vergangenen Jahrzehnten nicht gerade mit politischen Visionen geglänzt.

"Wir haben weniger Geld zur Verfügung, nämlich rund 20 Millionen Euro. Deshalb ist die Arbeitslosigkeit nicht so stark zurückgegangen wie gewünscht. Die fehlende Vermittlung in den 2. Arbeitsmarkt konnte abe durch eine verstärkte Vermittlung in den 1. Arbeitsmarkt ausgeglichen werden. Wir haben 1.946 Personen weniger auf dem 2. Arbeitsmarkt."

Hoffnung kann Schoofs - wenigstens eine kleines bißchen - auf dem Ausbildungsmarkt geben. "Der Ausbildungskonsens gilt. Wer aktuell noch keine Lehrstelle hat, wird noch ein Lehrstellenangebot bekommen. Außerdem wird in diesem Bereich besonders die assistierte Arbeitsvermittlung angeboten. Wir helfen den Jugendlichen also, wenn wir sie bei uns im Amt mit potentiellen Lehrherren zusammenbringen."

"Am 1. Juli startet der Bundesfreiwilligendienst. Damit bietet die Bundesregierung Frauen und Männern die Möglichkeit, sich für andere einzusetzen. Auch das eigene Leben erfährt eine Bereicherung. Der Bund hat eine solide rechtliche Grundlage dafür geschaffen und stellt für freiwilliges Engagement viel Geld zur Verfügung. Ebenfalls ab 1. Juli tritt an die Stelle des Grundwehrdienstes ein Freiwilliger Wehrdienst. Er kann bis zu 23 Monate dauern. Mit ihm ist eine ganz neue Möglichkeit für junge Frauen und Männer geschaffen worden, sich für unser Land zu engagieren," berichtet das schon erwähnte elektronische Magazin fder Bundesregierung. Ob dieses Angebot wohl eine Alternative für arbeitslose Jugendliche sein kann?

Autor:

Andreas Rüdig aus Duisburg

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