Auch das Handwerk leidet unter den Corona-Einschränkungen
Sorgen hier wie dort! Was geht noch?
Für einen angenehmen Ende-März-Nachmittag ist für Rumeln-Kaldenhausener Verhältnisse ungewöhnlich wenig los! Mehr leere als volle Parkplätze vor den großen Einkaufstempeln, kaum Verkehr auf der Straße. Es verwundert, dass so mancher Imbiss geschlossen hat. Das Coronavirus, die Anordnungen der Politik aus Bund, Land, Stadt und die damit verbundene „Entschleunigung der Gesellschaft“ haben ganze Arbeit geleistet.
Doch wie funktionieren die Branchen jenseits der still gelegten Bereiche Bildung, Gastronomie, Religion, Sport, Schönheit, Tourismus und Vergnügen? Was bedeutet das für die Händler, Handwerker und Dienstleister, die eine Gesellschaft erst im Detail funktionieren lassen.
„Was soll ich machen?“, fragt Marion Wiescher und sagt mit lieben Worten anstehende kosmetische Fußpflegen ab. So wie ihr ergeht es allen Betrieben der Kosmetikbranche, für Menschen, die viel auf ihr Aussehen und Wohlbefinden geben, eine neue Erfahrung. „Gemeckert hat eigentlich keiner.“ Für die Kunden „back to the roots“. Nagelschere und Hornhautraspel aus der Besenkammer geholt – Attacke! Für die Smile Line der French-Nägel gibt es Schablonen.
„Jammern ist nicht, wir kämpfen.“
Im Laden von Metzgermeister Christian Schulz, Chef der Metzgerei Heinen, ticken die Uhren völlig anders. Völlig weggebrochen sind die Umsätze an Imbiss-Stuben und Gaststätte, ein Buffet- und Catering-Geschäft gibt es nicht mehr. „So oder so – die von uns gewohnte Qualität im Geschäft und auf dem Wochenmarkt bleibt absolut erhalten.“ Fast schon symptomatisch: „Ich hatte unlängst Schwierigkeiten, für das Schnitzel-Braten ausreichend Mehl zu bekommen.“ Auch im Großhandel war das Getreidepulver „über Nacht“ vergriffen. Schulz: „Jammern ist nicht, wir kämpfen.“
Bei Bäckermeister Peter Wiedemann hat es von allen Seiten eingeschlagen. Das Pausen-Geschäft mit der Schule ist passé, keine Torten für Hochzeit und Taufe mehr, keine Kuchenbestellung für eine Beerdigungsfeier, auch die Steh-Cafés in seinen beiden Geschäften sind ihm untersagt worden. Da die Menschen sich in ihre Wohnungen zurückziehen, bietet der Kaldenhausener Kult-Betrieb einen kontaktlosen Lieferservice an. Nach einer telefonischen Bestellung legt Gattin Petra die Ware vor die Haustür, der Kunde deponiert dort das Geld. Maloche pur, 18 Mitarbeiter stehen auf der Lohnliste.
Virenfreie Kundenbetreuung
Einen ähnlich kontaktfreien Ablauf stellt Kfz-Meister Frank Hilger bereit. Augenscheinlich meinten viele, dass auch seine Autopartner-Werkstatt schließen musste. Von gleich auf jetzt blieb für den Kaldenhausener Betrieb die Nachfrage aus. Doch Hilger verfeinerte die Kundenbetreuung: „Anrufen, Termin vereinbaren, abends zuvor Schlüssel und Papiere in den Briefkasten, später mit dem Zweitschlüssel Auto vom Hof abholen, Rechnung überweisen, fertig.“ Ähnlich „virenfrei“ wird bei ihm das Fahrzeug durch den TÜV gebracht. Natürlich gibt es noch den Face-to-Face-Kontakt.
Neue Formen des "Tröpfchenschutzes"
Um bei den Betrieben mit unvermeidlichem Kundenkontakt die vorgeschriebenen Schutzvorrichtungen zu gewährleisten, legt Schreinermeister Rainer Lintz momentan Überstunden ein. Etliche Geschäfte orderten bereits Holz-Plexiglas-Konstruktionen, der Tröpfchen-Infektion im Kundengespräch wird so der Kampf angesagt. In allen Geschäften gibt es mittlerweile Bodenmarkierungen, Flatterbänder und andere improvisierte Abstandshalter, dazu freundliche Security-Kräfte - die Rumeln-Kaldenhausener haben's kapiert.
Bleibt zu berichten vom gerade gegründeten Sanitär-, Heizungs- und Klimaunternehmen Jochen Frings und David Giesen. Der erste Monat lief prima an, dann der herbe Rückschlag. Wegen Corona verschoben etliche Kunden den Badumbau und die Altbausanierung in den Sommer. Die Meister bekommen nur noch vereinzelte Aufträge. Wenn das Rohr leckt, die Heizung streikt und der Kanal verdreckt ist. Ein Boom erlebt die Trinkwasserhygiene, hier sind die in Kaldenhausen ansässigen Installateur-Meister Fachleute, nach VDI zertifiziert. „Wir geben alles, um das Angebot im Ort zu bereichern.“
Hintergrund
Duisburg gibt im Amtsblatt die Richtung vor: Alle Geschäfte des Einzelhandels sind zu schließen. Dies gilt nicht für Lebensmittel, Kioske, Wochenmärkte, Abhol- und Lieferdienste, Getränkemärkte, Apotheken, Sanitätshäuser, Drogerien, Tankstellen, Banken, Sparkassen, Poststellen, Reinigungen, Waschsalons, den Zeitungsverkauf, Bau-, Gartenbau- und Tierbedarfsmärkte und den Großhandel. Auch Dienstleister und Handwerker können ihrer Tätigkeit weiterhin nachgehen.
Text und Fotos: Ferdi Seidelt
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
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