"50 Cent mehr pro Stunde sind realitätsfern und respektlos"

Gebäudereinigungs-Arbeitgeber legen erstes Angebot vor; vierte Verhandlungsrunde am 14. November.

"Die Arbeitgeber im Gebäudereinigungs-Handwerk haben den Kontakt zur Lebenswirklichkeit ihrer Beschäftigten komplett verloren, anders ist das heute vorgelegte Angebot nicht zu erklären. Das ist realitätsfern und respektlos." So kommentiert Ulrike Laux, im Bundesvorstand der Industriegewerkschaft-Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) zuständig für die Branche, die Vorstellungen des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks zu künftigen Lohnsteigerungen. Die Tarifkommission des Verbandes bietet zum 1. Januar 2025 eine Erhöhung von 3,7 Prozent an, ein Jahr später sollen 2,5 Prozent hinzukommen. Für die unterste Lohngruppe ist das im ersten Schritt eine Steigerung um 50 Cent auf 14 Euro und im zweiten dann auf 14,35 Euro pro Stunde. "Dieses Angebot gleicht die zurückliegenden Preissteigerungen bei den Lebensmitteln, der Miete, den Lebenshaltungskosten und anderem mehr in keiner Weise aus. Hinzu kommen noch die künftigen Preisanstiege, denn wir reden hier vom Jahr 2026. Das ist mit uns nicht machbar", sagt Laux. Die IG BAU fordert für alle Lohngruppen drei Euro mehr pro Stunde, in der untersten sind das 16,50 Euro.

Abgelehnt haben die Gebäudereinigungsunternehmer auch das geforderte 13. Monatseinkommen für Gewerkschaftsmitglieder. Laux ruft an dieser Stelle noch einmal in Erinnerung, dass gerade die Tätigkeit der Reinigungskräfte während der Pandemie enorm an Bedeutung gewonnen hat, weil Sauberkeit und Hygiene damals an aller erster Stelle standen. Sogar Beifall hatte es für sie auf vielen Balkonen gegeben. "Dieser Stellenwert hat sich bis heute nicht geändert. Und trotzdem ist die Gebäudereinigung eine der ganz wenigen Branchen, in der bis heute kein Cent Inflationsausgleichsprämie gezahlt wurde. Und ein 13. Monatsgehalt ist heute in vielen andern Berufen durchaus üblich. Ich kann einfach nicht verstehen, warum die Arbeitgeber hier so hartnäckig sind. Und das in einer Branche, die ständig wächst", sagt die Gewerkschafterin.

Das Gebäudereinigungs-Handwerk ist mit über 26 Milliarden Euro Jahresumsatz ein bedeutender Wirtschaftszweig und mit rund 700 000 Beschäftigten das größte Handwerk in Deutschland. Etwa 500 000, davon ein Großteil Frauen, bekommen lediglich den Branchenmindestlohn. Er beträgt derzeit 13,50 Euro, für Glas- und Fassadenreiniger*innen beläuft er sich auf 16,70 Euro. In den Betrieben des Bundesinnungsverbandes sind rund 80 Prozent aller Beschäftigten angestellt. Die nächste Verhandlungsrunde ist am Donnerstag, 14. November 2024.

Weitergabe Presseinfo der IG Bauen-Agrar-Umwelt

Autor:

Theodor Groesdonk aus Duisburg

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