Völkerverständigung durch Badminton
TuSpo Huckingen heißt Nachwuchs-Spieler willkommen.
Duisburg-Huckingen – Jeden Mittwoch um 18 Uhr trifft sich die sportliche Jugend des TuSpo Huckingen zur Trainingseinheit in der Sporthalle 1 am Biegerhof – soweit nichts Besonderes. Doch seit einigen Wochen gesellen sich zu den bekannten Gesichtern regelmäßig Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan, dem Irak und anderen Ländern. Zu dieser integrativen Aktion kam es nicht zufällig. Wie so oft stecken ehrenamtlich helfende Menschen dahinter. Zwei von ihnen sind Maike und Julia.
Die beiden 21- und 25-jährigen gebürtigen Duisburgerinnen arbeiten Vollzeit als medizinische Fachangestellte in einer orthopädischen Praxis. Als sie über facebook erfahren, dass am Biegerpark 40 Wohnungen für Flüchtlinge entstehen sollen, ist für sie schnell klar, dass sie helfen möchten. Über facebook finden sie eine Gruppe von Menschen, die sich in der Flüchtlingshilfe einsetzen. Sie nehmen Kontakt auf und werden schnell Teil eines engagierten Teams. „Ich mache das zurzeit dreimal die Woche nach der Arbeit“, erzählt Julia. Wie das trotz Vollzeitzeitjob geht, fragt man sich da. Die beiden beweisen: „Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.“ So haben sie außerdem die Patenschaft für eine der im Duisburger Süden untergebrachten Familien übernommen; eine Mutter mit 8 Kindern, darunter Zwillinge und sogar Drillinge. „Das ist nicht ungewöhnlich. Die meisten Familien haben mindestens 6 Kinder“, ergänzt Maike. So kommt es auch, dass in den 40 Wohnungen aktuell rund 260 Menschen leben. Menschen, die sich in einer für sie völlig neuen Welt zu Recht finden müssen. Im Gespräch merkt man, wie froh die beiden sind, ihren Teil dazu beitragen zu können.
Dabei geht es dem Team zunächst gar nicht konkret um sportliche Aktivitäten, sondern um eine Art „Erste Hilfe“. Die mittlerweile etwa 50 Helfer aus allen Alters- und Berufsgruppen unterstützen die Flüchtlinge bei amtlichen Angelegenheiten aber auch bei alltäglichen Problemen. Hierbei gilt es vor allem die sprachlichen Barrieren zu überwinden. In den organisierten Sprachcafés treffen sich deshalb regelmäßig Einheimische und Flüchtlinge, um eine bessere Verständigung zu schaffen.
Neben diesen elementaren Dingen, ist es aber vor allem für Kinder, die nicht zur Schule gehen können, wichtig, für Freizeitbeschäftigung zu sorgen. So entstand die Idee, die umliegenden Sportvereine zu kontaktieren. Frank Gabriel, Trainer und Abteilungsleiter der Badminton-Abteilung des TuSpo Huckingen, war sofort bereit, die Freiwilligen bei ihrem Vorhaben zu unterstützen. Beitragsfrei können sie seitdem am Mittwochs-Jugendtraining teilnehmen. „Bisher leider die einzige positive Rückmeldung im Duisburger Süden“, bedauern Maike und Julia, freuen sich aber gleichzeitig, dass man hier zur Kooperation bereit ist. Auch den Badminton-Trainer stellten die sprachlichen Differenzen anfangs vor eine enorme Herausforderung. Mittlerweile gelingt die Kommunikation mit Händen und Füßen immer besser. Erste Trainingserfolge bei den ehrgeizigen Neulingen sind schon zu erkennen.
Beschäftigung ist wichtig
Der Sport mit dem Federball ist aus dem Alltag der Neuankömmlinge kaum noch weg zu denken. Zwischen 9 und 15 Jahre alt sind die Kinder und Jugendlichen, die sich jeden Mittwoch auf das Training freuen. Die sportliche Betätigung bringt dabei nicht nur Beschäftigung, sondern fördert darüber hinaus Fitness und Gesundheit. Das Wichtigste aber, so sind sich alle einig, ist das Zusammenkommen von Menschen. Wer sich der Arbeit der Ehrenamtlichen anschließen möchte, erreicht das Team über Sedef Dumoulin (0172 6742565). Vom Dolmetscher, über Kleidung bis zu Geldspenden ist jede Hilfe willkommen. Auch der TuSpo möchte sein Angebot in diese Richtung erweitern und freut sich über Unterstützer jeder Art. Dabei geht es nicht nur um finanzielle Mittel. Ausrangierte Badminton-Schläger und andere Sachspenden sind genauso gern gesehen. Kontaktdaten finden sich auf der abteilungseigenen Website www.tuspo-huckingen.de/abt_BA.
Die Zusammenarbeit mit den Flüchtlingen ist schon jetzt für beide Seiten ein riesen Gewinn. Wie bei den großen Fußball-Turnieren zeigt sich hier im Kleinen: Die beste Völkerverständigung bringt noch immer der Sport.
Florian Heinemann
(Pressewart, TuSpo Huckingen, Abteilung Badminton)
Autor:Florian Heinemann aus Duisburg |
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