Kirche
Pater Tobias feiert Jubiläum: Vor 30 Jahren zum Priester geweiht
Bundeskanzler Helmut Kohl stand vor dem Duell mit seinem Herausforderer Rudolf Scharping. Mariah Carey erklomm mit ihrem Hit "Without you" die Spitze der Charts. Und Bundestrainer Berti Vogts bereitete die deutsche Fußball-Nationalmannschaft auf die Weltmeisterschaft in den USA vor. Es war der 27. Mai 1994 als Pater Tobias Breer seine Priesterweihe erhielt. Heute vor genau 30 Jahren spendete Joachim Wanke, der mittlerweile emeritierte Bischof von Erfurt, dem Geistlichen das Sakrament.
"Das Priesteramt erfüllt mich. Ich kann im Auftrag des Herrn viel Gutes für die Gesellschaft machen", sagte Pater Tobias anlässlich seines Jubiläums, das er in der Herz-Jesu-Kirche in Neumühl feierte. Für ihn war der Jahrestag auch ein geeigneter Moment, um zurückzuschauen. Ins Priesteramt kam er über Umwege.
Ausbildung bei BMW gemacht
Nach dem Realschulabschluss machte Andreas Breer, so lautet sein Geburtsname, zunächst eine Ausbildung zum Groß- und Einzelhandelskaufmann bei BMW, bekam im Anschluss eine Festanstellung. Es folgte die Bundeswehrzeit. Zur katholischen Kirche hatte der gebürtige Westfale damals keine Verbindung. Es schmerzte ihm, dass er als Jugendlicher seine Mutter verloren hatte.
"Nach ihrem Tod wollte ich mit Gott nichts mehr zu tun haben", erzählte Pater Tobias. Ein Gespräch mit Pater Gottfried, der in den 1980er-Jahren in seiner Heimat Cappenberg wirkte, änderte seine Meinung. "Ich habe meinen Glauben wiedergefunden", berichtete Pater Tobias.
Aufgaben als Militärpfarrer übernommen
Er machte sein Abitur und im Anschluss sein Noviziat bei den Prämonstratensern der Abtei Hamborn. Zum Studium der Theologie, Philosophie und Psychologie ging es zunächst nach Innsbruck und dann nach München. Schon als Diakon war Pater Tobias in der Militärseelsorge tätig. Und nach der Priesterweihe bekam er eine neue Aufgabe: Pater Tobias kümmerte sich als Militärpfarrer um die Seelsorge bei der Bundeswehr. "Meine Zeit war von den Auslandseinsätzen im Kosovo und Afghanistan geprägt", erklärte der Geistliche. "Wenn ich an die Kriege und das damit verbundene Leid denke, werde ich oft traurig."
2004 schied er als Militärpfarrer aus. In Duisburg warteten neue Aufgaben auf ihn. Das Amt des Kämmerers der Abtei Hamborn hatte Pater Tobias bereits inne, ebenso die Leitung des Abteizentrums. In Neumühl baute er nun noch das gemeinnützige Projekt LebensWert auf. Durch Beratungsangebote und ein Kinderhilfswerk packte Pater Tobias die Probleme im Duisburger Norden an.
4800 Katholiken in der Gemeinde
Seit Ende 2008 ist er Pastor in der Herz-Jesu-Gemeinde. In Neumühl ist von der Kirchenkrise nichts zu spüren. Während andernorts die Austritte zunehmen, bleibt die Zahl der Katholiken in der Gemeinde konstant. Im vergangenen Jahr taufte Pater Tobias mehr als 70 Menschen. "Das ist im Vergleich zur Gemeindegröße von circa 4800 Katholiken eine sehr hohe Zahl", sagt der Prämonstratenser. "Die Leute haben in Neumühl große Lust auf Kirche."
Das macht sich auch in anderen Bereichen bemerkbar: Mehr als 50 Kinder gehen pro Jahr in der Gemeinde mit zur Erstkommunion. Und an den drei Gottesdiensten am Wochenende ist der Schmidthorster Dom ständig gut besucht.
Für Pater Tobias ist es wichtig, Marketing für Gott zu betreiben. Das macht er in der Kirche, aber auch auf der Laufstrecke. Bei 206 Marathonläufen ist Pater Tobias bereits ins Ziel gekommen. Als Marathon-Pater ist er international bekannt. Und mit den Läufen hat er schon mehr als zwei Millionen Euro an Spenden für Hilfsprojekte gesammelt. Auch an seinem Jubiläumstag kam der Sport nicht zu kurz. "Ich habe als Priester noch so viel vor – und muss dafür fit bleiben."
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