Depeche--Interview
Leuchtfeuer in Zeiten von Corona

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Gutes, das der Mensch in seinem täglichen Ablauf spürt, gibt es in diesen Tagen nur wenig,
aber es ist da. Die Leuchtfeuer sind nicht mehr nur die Gotteshäuser, in denen einst in unsicheren Zeiten die Menschen näher zusammenrückten, um Kraft und Hoffnung zu schöpfen.
Es sind die vielen kleinen Vereine und Organisationen, die sich auch in Zeiten von Corona
bewährt haben.
Einer davon ist der Verein City Wärme e.V., in welchem Bärbel Ebert seit der Gründung im Mai 2019 aktiv ist. Der Verein kümmert sich täglich mit Rat und Tat um Obdachlose und alleinstehende Personen, die ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.

Guten Tag, Frau Ebert. Wie geht es Ihnen?

Zurzeit relativ gut, danke der Nachfrage.

Die Zeiten in Corona waren und sind sicherlich emotional ein Auf und Ab für Sie. Viele Schlafplätze fielen weg und es gab keine Möglichkeit für die Körperhygiene der Menschen. In den letzten Tagen las ich in den sozialen Netzwerken, dass auffallend viele ihrer Schützlinge verstorben sind. Wie gehen sie persönlich damit um?

Seit Beginn der Pandemie haben wir 400 Masken nähen lassen und verteilt. Die tägliche Versorgung für alle, sei es Zuhause oder vor Ort, mussten wir Gott sei Dank nie einstellen. Wir stehen mit dem gesamten Team tagtäglich mit Rat und Tat zur Verfügung. Wir versorgen Obdachlose, Menschen in Altersarmut, Alleinstehende sowie Familien und alleinerziehende Väter und Mütter. Jeder einzelne, der stirbt, ist einer zu viel. Wir begleiten sie natürlich auch auf ihrer letzten Reise.
Uns ist sehr wichtig, dass alle Freundinnen und Freunde dabei sein können, damit sie sehen und spüren, sie sind niemals allein.

Sie konnten neue Räumlichkeiten für die Essensausgabe anmieten.
Wird das von den Obdachlosen in Duisburg auch angenommen?

Ja, unsere Räumlichkeiten werden sehr gut angenommen. Insgesamt sind es derzeit biszu 185 Personen, die wir tagtäglich versorgen. Hier gibt es Duschen, man kann in Kürze auch bei uns Wäsche waschen. Auch haben wir in unseren Räumlichkeiten ehrenamtliche Heilpraktiker, Physiotherapeuten und Psychologen, die sich um das Wohlbefinden unsere Gäste kümmern, wenn diese es wünschen, da auch ihre Gesundheit uns eine Herzensangelegenheit ist.

Ist die Coronaschutzverordnung des Landes NRW auch für sie umsetzbar?

Selbstverständlich.

Sie konnten einige Wohnungen für ihre Schützlinge vermitteln?

Wohnungen oder WG Zimmer können wir immer anbieten da wir sehr gut vernetzt sind.

Ist das private Akuthilfe oder haben sie die Unterstützung der Politik und Verwaltung der Stadt Duisburg ?

Es ist nach wie vor eine privat organisierte Akut Hilfe. Wir würden es uns anders wünschen und die Hilfe der Stadt und Politik sehr begrüßen. Eingeladen wurden von uns:
Sebastian Ritter, Martin Murak, Julia Wenzel und Frank Börner.
Alle Anwesenden bestätigten uns die Notwendigkeit und gute Arbeit des Vereins.

Würde die Arbeit mit anderen Organisationen nicht Sinn machen?
Ich denke da zum Beispiel an den Duisburger Verein Immersatt e.V., der bis zu 200 Jungen und Mädchen täglich miteiner warmen Mahlzeit versorgt.

›Obdachlose‹ sind für den Verein Immersatt e.V. nicht das Klientel.
Sie kümmern sich um die Kinder der in Not geratenen Familien.
Natürlich würden wir uns eine bessere, koordinierte Zusammenarbeit unter derLeitung der Stadt wünschen. Vielleicht so etwas wie einen ›runden Tisch‹ an dem wir unsere Erfahrungen austauschen und Schwierigkeiten mitteilen können. Für die Zukunft wäre eine langfristige Unterstützung seitens der Politik und der Stadt wünschenswert. Die Zeiten werden nicht besser.

Ihr persönliches Fazit der letzten Monate?

Trotz aller Schwierigkeiten haben Menschen in Duisburg und Umgebung uns, den Aktiven im Verein und den Bedürftigen, Unterstützung und Hoffnung gegeben. Wir haben nie aufgegeben und wir konnten Menschen in tiefster Not etwas Würde und Menschlichkeit zurückgeben.
Dafür sind wir zutiefst dankbar.

Ihre Wünsche und Hoffnungen für den Winter 2021?

Einen milden Winter, mehr ehrenamtliche Unterstützung und natürlich Spender und Sponsoren.
Erst gestern hatten wir wieder für die Kinder eine Sonderausgabe:
Schultornister mit gefüllter Schultüte, Rucksäcke, Laptops sowie das ganze Schulmaterial für insgesamt 70 Kinder!
Und natürlich ein schönes Weihnachtsfest für uns und allen Gästen, die zu uns finden.
Sie kommen als Fremde und sie gehen mit dem Gefühl eine Familie gefunden zu haben.

Danke für das aufschlussreiche und gute Gespräch, Frau Ebert.

Bärbel Ebert für City Wärme e. V.

Auskünfte über die Tätigkeit und Hilfsangebote erteilt Bärbel Ebert
unter:Tel. 0157 / 383 356 17.
Wer Spenden möchte, kann dies zudem auf das Vereinskonto bei der
Sparkasse Duisburg tun. IBAN: DE69 3505 0000 0200 3665 73.

Autor:

Heinz Flischikowski aus Duisburg

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