Studentin Aycan hilft in Meiderich
Lesestunde und Sprechtreff stärken Kinder und Mütter
„Irgendwie Anders“ - so heißt das Lieblingskinderbuch von Aycan Gedik, das sie während der Lesestunde vom SOS-Kinderdorf Niederrhein in Meiderich mit Kindern im Grundschulalter liest und bespricht.
Jeden Freitag zwischen 15 und 16 Uhr kommen fünf bis acht Mädchen und Jungen in die Spessartstraße 53. Hier werden sie in den offenen Räumlichkeiten des Kinderhilfswerks herzlich empfangen. Mal am großen Tisch, mal in der gemütlichen Sitzsack- und Spieleecke nehmen sie Platz. „Mir ist besonders wichtig, dass sich die Kinder beteiligen können. Und so entscheiden sie jedes Mal, wo wir uns hinsetzen, um gemeinsam zu lesen.“
Die 23-Jährige absolviert seit dem Frühjahr beim SOS-Kinderdorf Niederrhein in Meiderich ihr Praxissemester. Als Studentin der Erziehungswissenschaften an der Uni Dortmund liegt ihr die Entwicklungsförderung von Kindern besonders am Herzen. „Mit der Lesestunde möchte ich Kindern nicht nur ermutigen, selbst zu lesen, sondern sie auch insgesamt in ihrer Entwicklung unterstützen. Zu Beginn hat sich kaum ein Kind getraut, selbst vorzulesen und jetzt melden sich alle“, so Gedik. Wenn nach der Vorlese-Zeit die Reflexionsphase beginnt, „sprechen wir über die Geschichte und teilen unsere Gedanken miteinander.“ So hat sich bei dem Buch „Irgendwie Anders“ jedes Kind wieder erkannt. Denn jeder Mensch hat ganz eigene Stärken, Begabungen und Neigungen.
Neben der Lesestunde bietet Aycan einen Sprechtreff als niedrigschwelliges Angebot für Erwachsene an. Häufig sind es Frauen mit Fluchterfahrung, die zum offenen Treff kommen, um die ersten Deutschkenntnisse zu erwerben, noch bevor sie einen Platz im Integrationskurs finden.
„Viele Frauen, die wir in unserem Beratungsangeboten kennenlernen, müssen nach ihrer Ankunft in Deutschland zunächst Behördengänge absolvieren. Da hilft es sehr, wenn sie sich auf Deutsch vorstellen, Räume und Gegenstände bezeichnen, Lebensmittel kennen oder auch nach dem Weg fragen können.“
Aycan und das Team des SOS-Kinderdorfs in Meiderich helfen den Frauen dabei, sich zurechtzufinden. „Ob Anträge beim Jobcenter oder ärztliche Versorgung - wir geben viel Hilfe zur Selbsthilfe.“ Auch das ist wichtig: „Wir organisieren nicht alles für die Frauen, sondern unterstützen sie dabei, ihr Leben in Deutschland selbst in die Hand zu nehmen.“
Aycan selbst spricht Türkisch, Deutsch und Englisch - im Sprechtreff ist es meist ein buntes Durcheinander. „Am Ende zählt, dass die Frauen zurechtkommen und ihren Platz finden.“
Ihren Platz hat Aycan zumindest für ein Studiensemester im Team vom SOS-Kinderdorf schon gefunden: „Ich hab tatsächlich über die Internetsuche vom Beratungscafé des SOS-Kinderdorfvereins hier in Duisburg erfahren. Und nach der ersten Kontaktaufnahme war dann schnell klar, dass ich hier willkommen bin. Wenn ich wieder im Studium bin, werde ich auf jeden Fall das kollegiale Miteinander vermissen. Wir helfen uns gegenseitig, geben fachlich Rat.“ Auch wenn es für die 23-Jährige bald zurück an die Uni geht, bleibt sie SOS treu. „Wir sind froh, dass sich Aycan entschieden hat, die Lesestunde und den Sprechtreff ehrenamtlich neben ihrem Studium weiter zu führen“, erklärt Standortleiterin Judith Haesters
In Meiderich organisiert der SOS-Kinderdorfverein darüber hinaus Hebammensprechstunden, Beratungsangebote und Ferienaktivitäten. Zudem werden Erziehungsstellen - ein Angebot, bei dem Familien mit professioneller Ausbildung Pflegekinder bei sich aufnehmen und von SOS intensiv beraten und begleitet werden - von Duisburg aus fürs Rheinland und Ruhrgebiet organisiert.
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
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