KG Rot Weiss Hamborn Marxloh nahm Abschied von der "Guten Stube" Hamborns

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Eine bedrückte Stimmung umgab die sonst so fröhlichen Narren der KG Rot Weiss Hamborn Marxloh an diesem Abend. Sie feiern die letzte große Prunksitzung und gleichzeitig die letzte närrische Party in der Rhein-Ruhr-Halle. Zum 31. März werden die Hallentüren für immer geschlossen und irgendwann kommt der Abrissbagger. Da kommt schon ein wenig Wehmut auf.

Vor der Sitzung gaben viele Wegbegleiter der KG ihre Stimmung zur Hallenschließung wieder. Marianne Kronwald, Ratsfrau a.D.: „Ich weiss noch, wie im September 1975 OB Arnold Masselter forderte „Die Halle muss her!“ – Es tut weh, jetzt mit ansehen zu müssen wie diese geschlossen wird. Karneval 1976 war die erste Session in der Halle. Damals wurde noch in der ganzen Halle gefiert. Jetzt ist es noch die Hälfte und bald eben gar nicht mehr!“ Sie erinnert sich auch noch an das Jahr 1980, als Roland Kaiser die KG versetzt hatte und nicht auftrat.

Und ein Urgestein der KG, Alfred Nickel, ist ebenfalls zur „Abschiedssitzung“ gekommen – Er hat den ersten Orden entworfen – „natürlich mit der Halle darauf“ – erinnert er sich. Seitdem sind es 25 Ordensentwürfe gewesen, die seinen Namen trugen. „Ich denke gerne an die Anfänge und die vielen schönen Sitzungen in der Halle zurück!“

Walter Gilles, der früher den Dackel im Kinderkarnevalszug fuhr und heute in Xanten lebt: „Das ist ein Trauerspiel was hier geschieht! Niemand weiss wie und vor allem wo es weitergehen soll!“

Und nicht zuletzt erklärt der ebenfalls sehr geknickt wirkende Amtsleiter des Hamborner Rathauses, Hans Jürgen Nattkamp: „Für meine Mitarbeiter hat das was hier geschieht eine große Tragik. Es war immer „die“ Halle hier im Duisburger Norden und die Frequentierung war doch sehr zufriednestellend!“

Nach einer musikalischen Einlage der „Alpenpiraten“ marschierte das Korps mit allen Mitgliedern ein letztes Mal in die altehrwürdige Halle ein. Zeremonienmeister Bela Molnar steht mit den Offizieren vor dem Standquartier der Hamborner Stadtwache und empfängt würdevoll die Gäste und Künstler auf der Hallenbühne. Volker Mosblech führt gekonnt und mit Elan als Sitzungspräsident durch den närrischen Abend.

Rund 500 Gäste konnten ein herrliches „Abschiedsprogramm“ genießen, darunter auch die lokale politische Prominenz. Da sieht man Vertreter aller Parteien, die gemeinsam den letzten närrischen Abend in der Halle begehen.

Den Eisbrecher bildete die Kindergarde der KG, die ihren Showtanz „Peter Pan“ aufführte, bei dem besonders die Szene mit Captain Hook und dem Krokodil ins Auge fiel. Die kleinen Tänzerinnen und Tänzer hatten sichtlich Spass und wurden mit stehendem Applaus belohnt.

Mit Änne aus Dröpplingsen hat man eine Ulk Kanone auf die Bühne gebracht, die in bestem Sauerländer Dialekt ihre Erlebnisse rund um ihr “Chewächelschen” kundtat. So hört man von ihrem Mitbewohner im Altenheim Karl Heinz, der mit silbernem Rennfahrer Overall mit Werbung für „Thai Gingseng“ und „Corega Tabs“ an der Rollator Ralleye teilnimmt. Aber sie hat ja lieber einen Begleiter mit einem Porschefimmel als mit einem forschen P…(ZENSUR!).

Das die Alten hierbei den Boxenstop für den Toilettengang nutzen ist fast schon klar. Und das auch hier ein „Boxenluder“ nicht fehlen darf, ebenso. Das Änne dieses gerade in SPD Ratsfrau Ellen Pflug sieht, sorgt für Erheiterung in der Halle. „Bist du die Frau vom Bürgermeister? – Hätte ich dir zugetraut!“ Und auch ein weiterer SPD Vertreter wird in ihr Bühnenprogramm mit einbezogen. Der Hamborner Bezirksbürgermeister Uwe Heider darf ihr zur Erheiterung der Zuschauer bei ihrem Handstand assistieren.

Es folgt der Auftritt der Offiziere, die zwei herrlich flotte Gardetänze vorführen. Der Applaus hierfür ist ihnen gerade nach dem zweiten Tanz zur Melodie „Wer hat mir die Rose auf den Hintern tätowiert“ sicher, haben sie sich doch die Blume der Liebe tatsächlich auf das Hinterteil aufgenäht.

De Stroßeräuber überzeugten mit ihrem großen Repertoire, das eine Mischung aus „Kölsche Tön“, Ballermann-Hits, Schlagern der 70er, Partyhits und Evergreens beinhaltete. Das musikalische Feuerwerk, das sie abbrannten, war übrigens „Live“ und kam nicht aus der Konserve, was heute längst nicht mehr selbstverständlich ist. Hiermit spielten sie sich in die Herzen des Publikums.

Und dann kam ein Akt akrobatischer Pefektion. „Dolls Company“ war eine tänzerische Glanzleistung, die viel von den beiden Tänzern Dustin und Gerd Waree abverlangte. Höchste Konzentration mussten diese bei dem Tanz in Großpuppen zeigen, wobei vor allem das alte Tanzpaar eine ganz große Herausforderung an den „Puppenspieler“ richtete, war er doch ständig in gebückter Haltung.

Mit dem Auftritt der „Teuflischen Engel“, einer Showgruppe vom Feinsten, wurden den Besuchern musikalische Erinnerungen aus den 60 er und 70er Jahren dargeboten. Da sah man „Gitte“, die immer noch ihren Cowboy als Mann haben will, die Gruppe „Luv“ mit ihren Hit „Greatest Lover“ oder „Mouth and Mc Neal“ mit „How do you do“ aus dem Jahr 1972. Fehlen durfte nicht „Mama mia” von Abba, um nur einige Highlights zu nennen. Gekonnte und synchrone Stimmen zu passender „Staffage“ machten den Auftritt perfekt.

Dann folgte ein Heimspiel für Prinz Jürgen II. und seine Prinzencrew, die am letzten Tag in der Rhein Ruhr Halle unter großem Gefolge nicht nur von der Prinzengarde begleitet in den Saal einmarschierte, sondern zu diesem Anlass es sich nicht nehmen ließ, vom gesamten Offizierskorps der KG Rot Weiss Hamborn – Marxloh angeführt zu werden.

Bei der Ordensübergabe sah man nochmals eine sichtlich ergriffene Ratsfrau a.D. Marianne Kronwald, die, was in diesem Fall aus dem Herzen kam, dem Prinz das Mikrofon aus der Hand nahm und unter stehendem Applaus in den Saal hineinrief: „Ich bin stolz, bei der letzten Karnevalssitzung in der Rhein Ruhr Halle einen Prinzenorden von einem Marxloher Prinzen zu erhalten!“ Nachdem der Prinz und seine Crew ihr Showprogramm abgespult hatten, blieb diese bis zum Ende der Veranstaltung.

Addy Axon, ein Bauchredner aus Leidenschaft, setzte dieser Kunst einen neuen Schiwerigkeitsgrad auf. Musste er doch drei Stimmen mit zwei Figuren koordinieren. Auch er feuerte eine Lachsalvbe nach der anderen in den Saal. „Ob Hund ob Katze oder Maus – Mc Donalds mach nen BigMac draus!“ war da noch einer der harmlosen Sprüche. Eine tolle und für ihn und seine Freunde „Internationale Sitzung“ – „Hier sind auch welche aus Meiderich!“

Die Show der „Million Dollar Girls“ von der vereinseigenen Tanzgarde zeigte, daß diese nicht nur hervorragenden Gardetanz darbieten sondern ein Show „par excellence“ auf die Bühne zaubern können. In herrlichen Kostümen, die jenen einer Varietee Tanzgruppe in nichts nachstanden, waren sie ein wahrer Augenschmaus.

Als krönenden Abschluss marschierte dann jedoch eine Garde ein, die nicht nur farblich einen herrlichen Kontrast zur Rot Weissen Bühnendekoration bildete sondern auch mit mehreren Auftritten brillierte. Die „Funkengarde Erkelenz Blau Weiß e.V. von 1832“, angeführt von Schatzmeister und Oberst Hans - Josef Frentzen, marschierte mit klingendem Spiel auf die Bühne, wobei es sich Bezirksbürgermeister Uwe Heider nicht nehmen ließ, die Gäste persönlich am Saaleingang zu begrüßen.

Ein „Traditionskorps mit Herz“, wie sich die Garde selbst bezeichnet war aufmarschiert, und somit eines der ältesten Traditionskorps im rheinischen Karneval. Herrliche Tänze des gemischten Tanzkorps und des Solo Tanzmariechens waren akrobatische Höchstleistungen. Sehr schön war hierbei der "Schottentanz". Spieß Heinrich - Leonard Jansen und Kommandant Marcel Friedrich Pangels hatte ihre „Truppe“ voll und ganz im Griff. Letzterer trainiert und choreographiert seit 1994 das gemischte Tanzkorps mit großer Unterstützung von Katrin Müller.

„Blau Weiss besucht Rot Weiss“ so brachte es Oberst Hans - Josef Frentzen auf den Punkt und lobte die wunderschöne Halle und die herrliche Deko. Auch er wies auf das bevorstehende Ende der Halle hin und der dann drohenden Not einen neuen Auftrittsort zu finden, was das Publikum mit tosendem Applaus honorierte. – Tusch und Ausmarsch der Garde!

Ein schöneres Abschieds- und Schlussbild zum Abschied der Hamborner Narren von der Halle konnte man sich nicht vorstellen, als dann noch einmal alle Mitglieder der „KG Rot Weiss Hamborn Marxloh“ mit Prinz Jürgen II. und Prinzencrew auf die Bühne kamen und sich schunkelnd und singend und zum Teil mit einer Träne im Auge von der „Guten Stube“ der Hamborner verabschiedeten.

Eine herrliche Fotostrecke finden Sie bei LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt:

http://www.lokalkompass.de/duisburg/vereinsleben/fotostrecke-kg-rot-weiss-hamborn-marxloh-nahm-abschied-von-der-qguten-stubeq-hamborns-d45368.html/action/lesen/1/recommend/1/

Autor:

Harald Molder aus Duisburg

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