Open-Air-Sitzung war Balsam für die Seele
„Es war doch nicht alles für die Katz“
Als Aufbäumen gegen die Corona-Lethargie hat die 1. Große KG Rot-Weiß Hamborn am Samstag letzter Woche ihre Mitglieder und befreundete Karnevalsvereine in den Innenhof des Mattlerhofs eingeladen. Die „Motivationsspritze“ saß.
„Eigentlich hätte heute in der Clauberg-Halle unsere große Prunksitzung stattfinden sollen, aber die mussten wir ja schon frühzeitig absagen“, sagt die Rot-Weiß-Vorsitzende Karin Weyers, „das tat schon weh.“ Aber den Kopf in den Sand stecken wollten die Verantwortlichen nicht.
„Unsere Mitglieder hatten einfach den Wunsch, unter Einhaltung aller Regeln und Schutzmaßnahmen die Geselligkeit zu pflegen, Menschen zu treffen, die man lange nicht gesehen hat und dem Frust die rote Karte zu zeigen“, bringt Präsident Wolfgang Swakowski die Absicht, etwas „innere Aufbauhilfe“ zu betreiben, auf den Punkt.
Da das in der derzeitigen Situation kaum besser vonstatten gehen könne als im Freien, wurden am Tag der „eigentlichen Prunksitzung“ neben den Vereinsaktiven auch fast 20 befreundete Karnevalsgesellschaften in den Außenbereich des Mattlerhofs eingeladen.
Schweißtreibende
Trainingseinheiten
Die Impfnachweise waren die Eintrittskarte. Und für das „Eintrittsgeld“ wurde eine ganze Menge geboten. Endlich durften die Tanzgarden der Rot-Weißen präsentieren, was sie online oder in Präsenz bei vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten einstudiert hatten. „So war doch nicht alles für Katz“, sagt Kristina. Die 28-Jährige ist seit vielen Jahren mit von der Partie.
„Wir haben je nach Wetterlage draußen trainiert oder in einer riesigen Halle auf Abstand oder zuhause“, berichtet sie. Als dann das Aus für die Saalveranstaltungen kam, waren alle doch reichlich enttäuscht. „Das ist heute ein Lichtblick“, stellte sie dankbar und zufrieden fest.
Ihre tanzbegeisterte Kollegin Chiara (20) weist darauf hin, dass öffentliche Auftritte immer das Salz in der Suppe sind. So habe man heute neuen Mut geschöpft. „Dranbleiben ist die Devise“, meint sie. Gerade die etwas älteren Tänzerinnen hätten da auch eine Vorbildfunktion den Kleineren gegenüber. „Wir haben heute auch der Kindergarde Mut zugesprochen und gesagt, wie sie toll sie das machen.“
Nach der Session
ist vor der Session
Karin Weyers geht davon aus, „dass alle Formationen Mitte März wieder das Training aufnehmen, denn nach der Session ist vor Session.“ Die Hoffnung, dass die neue Session dann halbwegs normal über die Bühne gehen kann, ist groß und anscheinend auch berechtigt.
Rot-Weiß Schriftführerin Sabine Koch blickt auf ihren Programmzettel und strahlt mit der Sonne um die Wette. Stolz zeigt sie, was die über 300 Gäste bei der Veranstaltung noch erwartet. „Das ist schon so etwas wie eine kleine Prunksitzung im Freien.“ Stadtprinz Tobias I. mit Gefolge ist genauso mit im närrischen Boot wie die Kinderprinzencrew um Phil I. und Lenie I., die jeweils lautstarken Beifall erhielten.
Zum Programm steuert auch beispielsweise die KG Grün-Weiß Walsum mit ihrem Prinzenpaar Holger I. und Konstanze I., das Königreich Duissern, der Karnevalsverein Obermarxloh (KVO), die Ruhrpott-Guggis oder die KG Alle Mann an Bord mit ihrem singenden Präsidenten Thomas Erlacher bei. „Das alles stellt doch unter Beweis, dass die Duisburger Karnevalisten eine große Familie sind“, meint Michael Jansen, Präsident des Hauptausschusses Duisburger Karneval, für den der Besuch der Rot-Weiß-Motivationsveranstaltung Pflicht und Kür in einem ist. Schließlich ist der HDK-Chef zugleich „frischgebackener“ Ehrensenator der Hamborn-Marxloher Traditionskarnevalisten ist.
"Wir lassen uns
nicht unterkriegen"
"Wir haben hier im Innenhof des Mattlerhofs gezeigt, dass wir uns nicht unterkriegen lassen“, ist auch Rot-Weiß-Schatzmeister Matthias Uferkamp überzeugt, hat aber auch weitere Corona-Auswirkungen im Blick: „Uns fehlen natürlich die Einnahmen unserer großen Saalveranstaltungen. Aber trotzdem sind wir gut aufgestellt.“
Er verweist auf die große Unterstützung zahlreicher Freunde und Gönner, die auch in schwierigen Zeiten dafür gesorgt hätten, dass der Verein sich über Wasser hält und das Narrenschiff nicht sinke. Denen galt am Samstag ein besonderes Dankeschön.
Auch die befreundeten Vereine sparten nicht mit Lob für die Idee der Rot-Weißen. Frank Börner, Landtagsabgeordneter und zugleich Vize-Präsident des KVO, sprach gar vom „schönsten Tag seit langer Zeit“. Petra Hofstetter, Geschäftsführerin der Neumühler Pils-Sucher, meinte: „Schön war es. Als es kälter wurde, haben wir uns halt warm geklatscht.“
Fazit von Karin Weyers: „Fröhlichkeit kennt auch keine Altersgrenzen.“ Sie zeigt lächelnd auf einen geschmückten Bollerwagen, in dem die dreijährige Kira in Rot-Weiß-Uniform den Tanzgarden fröhlich zuwinkt.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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