Närrische "Altlasten-Bereinigung"
„Erstens kommt es anders..“
„Wir hatten nach dem unter umsichtigen Corona-Schutzmaßnahmen durchgeführten Hoppeditz-Erwachen die Hoffnung, eine Session zwar mit Einschränkungen, aber mit Freude durchführen zu können. War wohl nichts“. Statt mit Orden könnten sich die organisierten Karnevalisten nun wieder mit einer „Goldenen Ananas“ schmücken.
Mit diesen Worten beschreibt Inge Hanßen, Vorsitzende der KG Blau-Weiß Neumühl „Die Pils-Sucher“, die Stimmungslage vieler Karnevalsgesellschaften im Stadtbezirk Hamborn, aber auch in der Gesamtstadt. Man fühle sich wie beim Roulette: „Rien ne va plus, nichts geht mehr.“ Die Session ist gelaufen. Die Absagen der Veranstaltungen sind verständlich, schmerzen aber dennoch.
Das wird gerade jetzt bei den Pils-Suchern mehr als spürbar, denn am Sonntag, 9. Januar, hätte man wieder närrische und vor allem gesellschaftliche Zeichen gesetzt. Im Bürgerhaus Neumühl hätten Inge Hanßen, Geschäftsführerin Petra Hofstetter, Schatzmeisterin Gudrun Omerzu und Schriftführer Manfred Omerzu bei der traditionellen Neujahrsbegegnung im Bürgerhaus Neumühl wieder um die Wette gestrahlt.
Längste Amtszeit
Majestäten, Tollitäten, Karnevalisten, Pfarrer, Präsidenten und Politiker hätten sich am Sonntagmorgen ein Stell-Dich-ein gegeben. Mit von der Partie wäre auch wieder Oberbürgermeister Sören Link gewesen. Mit einer Träne im Auge, aber zugleich lachend erinnert Hanßen im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger an eine Äußerung von Christian Birken, dem Hertha Hamborn-Vorsitzenden und früheren Neumühler Bürger des Jahres, der mal gesagt hat: „Was für Wien der Opernball ist, ist für Neumühl der Neujahrsempfang der Pils-Sucher. Nur, dass in Wien keine Bürger des Jahres bekanntgegeben werden.“
Die neuen Bürger des Jahres wären am Sonntag ebenfalls bekanntgegeben worden. Daraus wird wieder nichts, wie schon im letzten Jahr. Also werden Stefan Hambücker und Gabi Pletziger, die im Januar 2020 ernannt und geehrt wurden, als Bürger des Jahres mit der längsten Amtszeit in die Geschichte der Pils-Sucher und des Stadtteils Neumühl eingehen. Und da kann Gabi Pletziger, die Präsidentin der KG Rot-Weiß Schmidthorst, noch einen drauflegen. Denn an der Seite ihres Mannes Mike ist sie weiterhin amtierende Schützenkönigin des BSV Hamborn-Neumühl, weil auch die Schützenaktivitäten auf Eis liegen.
Urgesteine
Hinsichtlich des alljährlichen Viertelzugs der Pils-Sucher am Rosenmontagmorgen, aber auch was den niederrheinischen Kinderkarnevalszug der 1. Großen KG Rot-Weiß Hamborn-Marxloh betrifft, gibt man sich in beiden Gesellschaften keiner großen Illusion mehr hin. Zudem haben die eng kooperierenden Karnevalsvereine im gesamten Stadtbezirk längst die Corona-Reißleine gezogen. Bei den Pils-Suchern, den Rot-Weißen aus Schmidthorst und Hamborn-Marxloh, dem KVO, den Marxloher Jecken und dem Ordenskapitel der KAB St. Barbara ist man dabei, die organisatorischen und vertraglichen „Altlasten zu bereinigen“, wie es Pils-Sucher-Geschäftsführerin Petra Hofstetter formuliert.
Auch das mache keine Freude und schmerze zusätzlich. Bei den Pils-Suchern gab es zudem in den letzten Wochen des vergangenen Jahres schmerzliche Verluste zu beklagen. Innerhalb kurzer Zeit verstarben mit Manfred Schell, Horst Grams, Wilfried Mausbach und Änne Küllenberg vier Bürger des Jahres, Ehrensenatoren, Ehrenmitglieder, Urgesteine und Aktivposten der Pils-Sucher. „Ihnen sind wir und Neumühl immer zu Dank verpflichtet und hätten ihr Wirken gerne beim Neujahrsempfang gewürdigt“, sagt Inge Hanßen. Aber zurzeit ist halt vieles nicht so, wie es sein sollte.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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