Das soziale Miteinander steht beim Reit- und Fahrverein Hubertus im Vordergrund
„Ein Tag hier bringt mir immer ganz viel“

Fellpony Henry gilt beim Reit- und Fahrverein Hubertus als „bester Therapeut im Stall.“ Durch seine einfühlsame Art hat Henry, hier mit Werner Albry und Sabine Krieger, schon manchen Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen, mehr als eine glückliche Stunde beschert.
Fotos: Reiner Terhorst
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  • Fellpony Henry gilt beim Reit- und Fahrverein Hubertus als „bester Therapeut im Stall.“ Durch seine einfühlsame Art hat Henry, hier mit Werner Albry und Sabine Krieger, schon manchen Kindern, Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen, mehr als eine glückliche Stunde beschert.
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„Der artgerechte Umgang mit Tieren ist wichtig für die Entwicklung der sozialen Kompetenzen und motorischen Fähigkeiten von Kindern. Und das soziale Miteinander hat bei uns einen riesigen Stellenwert.“ Werner Albry, der Vorsitzende des „Reit- und Fahrvereins Hubertus 1950, neugegründet 2007 e.V.“, bekommt bei seinen Worten leuchtende Augen und glühende Wangen.

„Wenn wir sehen, wie stolz und glücklich hier die Kinder oder auch Menschen mit Handicap sind, dann wissen wir alle, dass sich unser Engagement lohnt“, fährt er fort. In Konkurrenz mit anderen Reitervereinen in Duisburg und Umgebung stehe man ohnehin nicht, da man keinen Pferde- oder gar Leistungssport im klassischen Sinn betreibe. „Bei uns packt jeder nach seinen Möglichkeiten an, einer hilft dem anderen“, sagt Albry, der längst schon so etwas wie ein „Doppelbotschafter für Kinder und Pferde“ geworden ist.

Auf dem idyllisch gelegenen kleinen Reiterhof, dem historischen früheren Maushof an der Oberen Sterkrader-, Ecke Rohrstraße, im Duisburger Norden, geht es einerseits geschäftig, andererseits betont ruhig zu. Dort, im „Schnittbereich“ zwischen Neumühl, Röttgersbach und Oberhausen-Buschhausen, kann man schon mal abschalten und durchatmen. Für Albry, der als langjähriger Betriebsratsvorsitzender der längst stillgelegten Duisburger TSTG-Schienenwerke schon immer ein großes soziales Engagement an den Tag gelegt hat, ist die täglich Arbeit mit und für Mensch und Tier zum Lebensinhalt geworden.

Pferde-Mensch-Beziehung

„Wir wollen, dass gerade Kinder und Jugendliche viel über die Natur und ihre Lebewesen erfahren, auch aus der Geschichte der Pferde-Mensch-Beziehung lernen und dadurch selbstbewusster im Umgang mit sich, der Umwelt und ihrem Umfeld werden“, sagt Albry beim Besuch des Wochen-Anzeigers. Er wird spontan von Sabine Krieger unterbrochen. „Auch mir bringt das Mitwirken hier eine ganze Menge“, berichtet die in Neumühl wohnende Lehrerin an der Gesamtschule Hünxe. Ausmisten, füttern, striegeln, streicheln, reiten, all das ist für sie, die sich auch im Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Neumühl engagiert, eine sinnvolle Freizeitgestaltung, Ausgleich und Abwechslung Es einem.

Natürlich ist sie auch oft mit von der Partie, wenn sich wieder mal Besuch auf dem Reiterhof angesagt hat. Und den gibt es nach der „Corona-Zwangspause“ unter Einhaltung aller Schutz- und Hygienevorschriften jetzt wieder öfter. Gerade in den Ferien schauen die Schüler der Reit-AGs mit den umliegenden Schulen auch gerne bei ihren „vierbeinigen Freunden“ rein, um zu fragen, ob man mal wieder was helfen kann. Ja, man kann, und man darf!

Therapeutisches Reiten

Das konnte und durfte erst kürzlich auch eine Gruppe behinderter junger Menschen aus Lohberg. Die dortige Blaue Bude hat schon öfter mit verschiedenen Gruppen einen Abstecher zum Reiterhof in den Duisburger Norden gemacht. Mittlerweile besteht sogar eine kontinuierliche Kooperation. Das liegt nicht zuletzt daran, dass Gilbert Kuczera, einer der dortigen „Macher“, ganz in der Nähe des Reiterhofes Hubertus wohnt. Im Rahmen der Inklusionsprojekte der Blauen Bude gehört die Arbeit mit den Pferden zu den Highlights. „Ein Tag bringt hier bringt mir immer so viel wie ein ganzer Monat“, sagt Patti, ein Autist, der liebevoll Henry streichelt One striegelt.

Überhaupt Henry. „Er ist unser bester Therapeut im Stall“, erläutert Werner Albry, „er ist gutmütig und einfühlsam“. Als ob das fast 20-jährige Fellpony das genau verstanden hat, spitzt es die Ohren und nickt mit dem Kopf. Henry spielt beim angebotenen „therapeutischen Reiten“ eine große Rolle. So manchem jungen Menschen hat er schon mehr als nur eine glückliche Stunde bereitet. Davon können auch die Mitglieder des Blinden- und Sehbehindertenvereins Duisburg einiges erzählen, denn sie haben schon mehrfach dieselben positiven Erfahrungen gemacht.

Herny war auch schon als „Schauspieler“ aktiv, denn, wenn Albry in Schulen, Kindergärten oder der Blauen Bude Vorträge über die Geschichte des „Dienstleisters Pferd“ hält, ist Henry nicht selten live dabei. Zudem hat Albry in einem Stall des Reiterhofes im Duisburger Norden eine eindrucksvolle Ausstellung über die Geschichte der Grubenpferde zusammengetragen.

Neuer Voltigiergurt

„Corona hat uns doch ganz schön zugesetzt“, blickt der Vorsitzende des Reit- und Fahrvereins Hubertus in unserem Gespräch zurück. „Pferde kennen kein Corona. Die müssen täglich fressen, und sie müssen gepflegt und umsorgt werden.“ Dank des Einsatzes der Vereinsmitglieder und etlicher Kleinspenden konnte und kann sich der Verein über Wasser halten. Man vermietet die Stallungen oder bietet Reitstunden an. Die Überdachung des Reitgeländes steht kurz vor dem Abschluss. Die Spende einer Duisburger Unternehmerfamilie hat da richtig gut getan. Auch einen Voltigiergurt konnte man inzwischen anschaffen.

Der Verein, der im vergangenen Jahr für seine wertvolle Arbeit mit dem AOK-Förderpreis für „hervorragende Kinder- und Jugendarbeit“ ausgezeichnet wurde, wird seinen „sozialen Weg“ auf jeden Fall weiter beschreiten.

INFO

Weitere Information über den engagierten Verein gibt es unter https://www.reit-fahrverein-hubertus.de/

Nähere Auskünfte erteilt auch Werner Albry gerne unter Tel. 0172 / 2580403 oder per Mail an info@reit-fahrverein-hubertus.de.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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