Blaue Jungs feierten trotz stürmischem „Genehmigungsseegang“ eine herrliche Narrenparade
Zur Narrenparade in der Aula des Mannesmann-Gymnasiums in Huckingen hatte die KG Alle Mann an Bord eingeladen und rund 400 Gäste waren am Samstagabend gekommen, um sich ein buntes, karnevalistisches Programm anzuschauen.
Das dieses nicht unbedingt selbstverständlich war, brachte Präsident Wilfried Schmitz in seiner Begrüßungsrede zum Ausdruck, und auch auf den Tischen lagen Informationszettel aus.
Nachdem die Aula seit nunmehr fast 50 Jahren für schulische Zwecke und Veranstaltungen genutzt wird, wurden plötzlich und unerwartet von der Baubehörde und der Feuerwehr Brandschutzmängel festgestellt. Nur dem unermüdlichen Einsatz der örtlichen Politik und der Verwaltung war es zu verdanken, daß man kurzfristig eine Lösung gefunden hatte und das Narrenschiff lossegeln konnte.
War es am Dienstagnachmittag noch ein völliger Stop für die Veranstaltung so fand sich am Mittwoch eine probate Lösung und am Donnerstag erfolgte die Genehmigung.
„Wir lassen uns nicht unterkriegen und feiern unseren Karneval auch weiterhin in alter Tradition. Duisburg kann stolz sein auf seine Vereine! Und ich bin stolz auf diese Bürger, die sich nicht unterkriegen lassen“, bemerkte ein sichtlich erleichterter Wilfried Schmitz.
Die ansonsten übliche „Nachfeier“ im Foyer nach dem offiziellen Programm hatte man kurzerhand in die Mensa verlegt und den Tanzabend in die Aula, die die Mitglieder der Garde in einer gemeinschaftlichen „Hau Ruck“ Aktion nach dem Bühnenprogramm kurzerhand in 5,55 Minuten mit Stehtischen umbauten.
Doch blicken wir erst einmal auf das herrliche Bühnenprogramm an diesem Abend, der mit dem Aufmarsch der stolzen „Blauen Jungs“ seinen Auftakt hatte. Der Befehl von Holger Langenberg „Den Säbel ab, aber ganz vorsichtig!“ wurde mit einem Schmunzeln wahrgenommen. Die singenden und tanzenden Offiziere mit Tanzmariechen und die Minigarde der Gesellschaft waren ein wahrer Ohren- und Augenschmaus. „Die sind alle selbst gemacht,“ gab Schmitz mit sichtlichem Stolz zu verstehen, „Nichts Gekauftes, alles Kinder aus dem Duisburger Süden!“
Dann schmetterte man das Lied der Gesellschaft, wo die Sängerinnen und Sänger bei der Passage „Wir sind Optimisten und keine Pessimisten!“ besonders laut sangen. Und man merkte, daß die Blauen Jungs trotz aller Unbill positive nach vorne schauen und sich durch nichts die Laune verderben lassen.
Mit „Engel Hettwich“ – Hedwig Sieberichs – kam dann der erste Höhepunkt des Abends auf die Bühne. Mit gut zweieinhalb Zentnern Lebendgewicht – „ich bin der Jumbo aussem Himmel“ – war sie mit nur einem Flügel und Fliegerbrille auf der Bühne gelandet und gab ihre Flugerfahrungen zum Besten. Das hierbei 50 Frikadellen - „mit einem enorm hohen Zwiebelanteil“ – durchaus noch weitere Schubkraft für einen gestandenen Engel mit sich bringen, verhelte Hettwich, die sich selbst als „Petrus next Top Engel“ bezeichnet, nicht. „Ich geh nach dem Motto: Lieber geplatzt als verhungert!“ – Lachsalve! – Tusch!
Achim und Olli, die ihre „1x11 Jahre Jubiläumssession“ feiern können, schlugen als jeckes Karnevalsduo auf und boten den Gästen ein topaktuelles, jeckes Karnevalsprogramm mit eigenen Liedern und bekannten Hits vergangener Karnevalsschlager. Ganz besonders haben sie sich die Hege und Pflege des "alten Liedgutes" auf ihre närrische Fahne geschrieben. Häufigste Reaktion : "ach jetzt is alles klar....schön, dass das endlich mal wieder gesungen wird!" Und die beiden Sänger verstanden es, die Stimmung im Saal anzuheizen und punkteten besonders mit der Aussage, das im Saal ein fröhlicher Hexenkessel sei, es im Foyer jedoch aussehe wie bei einer Trauergesellschaft!
Ebenfalls ein bekannter Gast im rheinischen Karneval und ein Highlight der Veranstaltung war der nachfolgende Büttenredner „Feuerwehrmann Kresse“, im richtigen Leben Klaus Bömeke, ein Garant für Stimmung und Lachfalten. Genial seine geschickt ungeschickte Performance auf Inline Skates, in Feuerwehr Uniform und mit Rotlicht auf dem Helm. Da war ihm der erste Applaus sicher. Und dann die Episödchen aus dem Feuerwehralltag: „Fragt der Hauptmann: Wie kann man an einem Tag soviel falsch machen. Ich sage: Ich stehe immer früh auf.” Doch zeigte der Brandmeister Kresse, daß er mehr Feuer legt, statt es zu löschen: “Ist Renovierung dir zu teuer, ruf Kresse an, der legt das Feuer.” Und der Bericht über den Besuch mit seiner Frau im Kölner „Pascha“ sorgte für wahre Lachkrämpfe bei den Besuchern.
Nach dem wunderbaren Feuerwehrmann ging es mit einem tänzerisch hochkarätigen Highlight weiter. Das „Tanzkorps Blaue Jungs“ der „K.G. Lövenicher Neustädter 1903“ kam mit Paddeln „bewaffnet“ auf die Bühne. Eine herrliche Truppe, besonders die gut 25 Mädels, die schon akrobatisches Talent an den Tag legten. Synchron die Tanzschritte, gekonnt die Hebefiguren. Der Applaus und der Jubel des Publikums wollte gar nicht aufhören.
„Ich habe viele Korps hier auf der Bühne angesagt, aber solch ein herrliches Korps noch nie,“ erklärte Präsident Wilfried Schmitz im donnernden Applaus der Zuschauer. Lob gab es übrigens auch vom Kommandanten der Truppe, Markus David, der übrigens nach über 20 Jahren seinen Ausbilder bei der „Deutschen Ärztebank“ in Köln, Klaus Kleinertz, im Publikum wiederentdeckte. Mit seinem „Traditionstanz von 1950“ verabschiedete sich das Korps von den Gästen in der Mannesmann Aula. Die Ordensübergabe an Tanzmariechen Jenni Hübner durch Vizepräsident Theo Kleinen bedeckte der Fahnenträger der Tanzgarde als Sichtschutz vor „Paparazzi“. Der erste Torpedo ging durch die Mannesmann Aula!
„Manni der Rocker“ – alias Manfred-Martin Nutsch-Mai - stand als nächster Top Humorist auf dem Programm des Abends. Der bekannte Schauspieler und Kabarettist aus Düsseldorf entlockte mit deftigem Humor einen Lacher nach dem anderen. Besonders stachen seine Berichte über Oma und Opa hervor. Das war eine Humorrede der Extraklasse. Da bekannter weise bei der Narrenparade „Abendgarderobe“ gewünscht wird, konnte Manni nicht an sich halten und rief in den Saal: „Tolle Kostüme hier – Modell kaufmännischer Angestellter!“ Das er bei seinen Touren oftmals Aquaplaning mit Aquavit verwechselt, bringt ihm oft schon einmal Ärger mit den Gesetzeshütern ein. Ein Brüller nach dem Anderen. Und dann noch die Geschichte vom Kind das seiner Mutter sagt das es nicht in die Schule will und die Mutter sagt: „Du musst gehen, du bist der Rektor!“ – Lachsalve! – Weiter im Programm! – Auch für Manni gab es einen „Torpedo“!
Dann hieß es „Der Müller kommt“. Und mit Julius Müller hatte man einen Parodisten und Entertainer gewonnen, der mit Hits aus den 70er und 80er Jahren den Nagel und den Geschmack des Publikums voll und ganz auf den Kopf traf. Einfach nur Gesang? – Nein es war eine mitreißende Gesangsshow, in der Julius Müller alle Register der musikalischen Unterhaltungskunst zog. Da sah man Rex Gildo, Costa Cordalis oder Udo Jürgens, Wolfgang Petry, Peter Maffay, Howard Carpendale, Udo Lindenberg, The Rolling Stones, Marius Müller-Westernhagen, Nena, Robbie Williams, The Beatles und viele mehr - und man lernte die Stars von Gestern von einer ganz anderen Seite kennen. "Der Müller" parodierte die Stars und heizte in seiner Show den Zuschauern so richtig ein.
Zum Schluss eines trotz aller Unbill herrlichen und von karnevalistischen Höhepunkten nur so glänzenden Programms trat noch einmal das Tanzkorps der „Blauen Jungs“ auf bevor es zum herrlichen Schlussbild mit Prinz Jürgen II. und seiner Prinzencrew kam. Hier war es natürlich für Pagin „Sillie“ – Silvia Heilmann – ein Heimspiel und die Zuschauer gaben „standing ovations“, gehört diese doch nicht nur zur KG Alle Mann an Bord sondern ist auch gleichzeitig das Tanzmariechen der Gesellschaft.
„Bei dem Lied `Pagin zu sein´, das von Sillie ausgesucht wurde, bekomme ich eine Gänsehaut!“ gab Wilfried Schmitz unumwunden zu verstehen. Und dann noch einmal ein Torpedo für Se. Tollität und dessen Crew.
Lob gab es von Wilfried Schmitz für sein gesamtes Team, das mit Bravour alle Auflagen der Stadt erfüllte und in „Null Komma Nix“ die Halle in einen Tanz- und Festraum verwandelte. In einem kurzen Statement führte der rührige Präsident der „Blauen Jungs“ noch aus:
„Es war für mich schwierig in die Sitzung zu gehen. Ich hatte ein gemischtes Gefühl. Doch die Zustimmung aus dem Publikum und dessen Verständnis für die kurzfristigen Änderungen haben mich dann doch überzeugt, den richtigen Weg gewählt zu haben. Nach einem ruhigen Einstieg kam der Saal dann doch so langsam auf „Betriebstemperatur“. Für die KG und ihre Gäste war es ein herrlicher Abend.
Der Vorstand sieht dem Rest der Session nach dem heutigen Abend zuversichtlich und positiv entgegen. Doch nur durch gemeinsame Aktionen mit unseren Aktiven im Verein können wir die Nachhaltigkeit des Karnevals in Duisburg in Zukunft forcieren. Es ist schon traurig, wenn gelebte Traditionen reglementiert und eingeschränkt werden und für künstliche Kulturereignisse Zuschüsse in Millionenhöhe fließen.“
Für Super Stimmung und gute Unterhaltung nach dem Programm sorgte DJ Stefan Falkenstein und die Narren tanzten dort, wo sie zuvor noch gesessen hatten. Die Trennung von Tanzparty und Speisen kam übrigens bei den befragten Besuchern sehr gut an.
Die Fotostrecke zur Narrenparade der Blauen Jungs findet man bei LOKALKOMPAS Kollege Detlef Schmidt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/vereinsleben/fotostrecke-blaue-jungs-feierten-trotz-stuermischem-genehmigungsseegang-eine-herrliche-narrenparade-d42400.html/action/lesen/1/recommend/1/
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.