Trotz Corona hat der Verein City-Wärme e.V. mutige Wege beschritten
Aus der Not eine Tugend machen

Der Verein „City-Wärme e.V.“ will die neuen Räiumlichkeiten an der Grabenstraße in Neudorf künftig mit sozialem Leben füllen, um denen zu helfen, „die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagt die Vorsitzende Bärbel Ebert. Und davon gebe es leider genug.
Foto: Marcel Faßbender
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  • Der Verein „City-Wärme e.V.“ will die neuen Räiumlichkeiten an der Grabenstraße in Neudorf künftig mit sozialem Leben füllen, um denen zu helfen, „die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen“, sagt die Vorsitzende Bärbel Ebert. Und davon gebe es leider genug.
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„Ich habe mit Unterstützung unserer engagierten Mitglieder in den vergangenen Monaten trotz Corona zwölf Wohnungslose von der Straße geholt und sie in einer festen Wohnung unterbringen können“, sagt Bärbel Ebert, Vorsitzende von City-Wärme e.V., mit einer Mischung aus Erleichterung, Freude und Stolz. Dennoch hat die Pandemie Spuren am Nervenkostüm der ehrenamtlichen Helfer hinterlassen.

Vor Corona hatte man regelmäßig Essens- und Kleiderausgaben auf der Freifläche am Schäferturm in der City organisiert, dort öffentlich gekocht, gegessen und für ein bisschen Abwechslung im tristen Alltag gesorgt. Jetzt ist der Verein noch einen Schritt weiter gegangen. In Neudorf an der Grabenstraße 180, Ecke Koloniestraße, hat man ein 250 Quadratmeter großes Ladenlokal beziehen können, dass in absehbarer Zeit eine tägliche Anlaufstelle für diejenigen sein soll, die nicht gerade auf der Sonnenseite des Lebens stehen.

Bereits jetzt findet dort zwei Mal in der Woche eine Essenausgabe statt. Die Nachfrage ist große und sogar steigend, denn, obwohl es weitere Hilfsorganisationen in Duisburg gibt, fällt immer noch eine stattlich Anzahl an Menschen durch das sogenannte Raster. In den Räumlichkeiten in Neudorf sollen sich auch und gerade in einer erhofften Zeit nach Corona bedürftige oder wohnungslose Menschen aufhalten , dort duschen oder eine warme Mahlzeit zu sich nehmen können.

Befindlichkeiten

„Wenn ich von Seiten einiger diakonischer Organisationen und Institutionen lese oder höre, dass wir eine falsche Barmherzigkeit an den Tag legen, geht mir der Hut hoch“, ereifert sich Bärbel Ebert im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Sie ergänzt: „Hier geht es nicht um Konkurrenzdenken oder Befindlichkeiten. Die Arbeit, die wir täglich leisten, ist wichtig und notwendig. Wenn wir die Menschen nicht versorgen würden, wären es die nächsten, die auf der Straße landen.“

Denn längst sind es nicht nur Obdachlose, die zu den Schützlingen von City-Wärme e.V. gehören. Allerziehende Väter oder Mütter, Senioren am Rande der Armutsgrenze oder Familien, deren Geldbeutel keine großen Sprünge erlauben, würden um Unterstützung, Rat und Hilfe bitten. „Wir gehen mit zu Behörden, wir haben uns um Therapieplätze gekümmert, und wir bringen auch Lebensmittel nach Hause zu Bedürftigen“, beschreibt Ebert die Vielfältigkeit der Tätigkeiten und Aufgaben.

Nicht zuletzt rührt man kräftig die Werbe- und Unterstützertrommel für den Verein und das Projekt an der Grabenstraße. Fast zynisch meint sie, dass das doch auch im Interesse der Stadt sei, denn man würde ja die Obdachlosen aus der City in das Ladenlokal ziehen, wo sie umfassend betreut würden und Geborgenheit finden.

Essensausgabe

Zwischenzeitlich haben sich etwa Stadtdirektor Martin Murrack, zugleich Kämmerer der Stadt, und Bürgermeister Dr. Sebastian Ritter selbst ein Bild von der neuen Anlaufstelle des Vereins gemacht. Beide, so Bärbel Ebert, hätten sogar aktiv bei der Essenausgabe geholfen und sich so ein Bild von der tatsächlichen Bedürftigkeit machen können.

Da die Vereinsmitglieder fast alles selbst finanzieren, hofft man auf künftige Zuwendungen der Stadt. Man wolle auch andere Menschen ermuntern, nicht weg-, sondern hinzuschauen und mitzuhelfen. Der „zu 100 Prozent ehrenamtlich tätige Verein“, so die Vorsitzende, hat schon einige Aktive mit ins Boot geholt, die Essens-, Getränke-, Kleider- und Sachspenden an die Bedürftigen verteilen.

Schließlich, so ergänzt sie, „werden Hygieneartikel, Decken, Schlaf- und Rücksäcke immer benötigt, und das zu jeder Jahreszeit.“ Und über die Arbeit des Vereins werde man auch immer lückenlos informieren, um so auf noch breitere Akzeptanz zu stoßen. Neben den Obdachlosen gebe es zwei Gruppen, die von Armut besonders betroffen seien, auch und gerade in Duisburg. Dabei handele es sich um Senioren in Altersarmut und Alleinerziehende. Beiden Gruppen wolle man Hilfeleistungen anbieten und da einspringen, wo andere nicht agieren können, wollen oder dürfen.

„Ich habe mich fast drei Jahrzehnte ehrenamtlich um Menschen gekümmert, die dringend Hilfe nötig hatten und haben“, sagt die Ur-Duisburgerin Bärbel Ebert, die diesen Weg mit einigen engagierten Weggefährten und Mitstreitern des Vereins weiter beschreiten wird. In der nächsten Woche baut man etwa ein kleines Holzhaus im Innenhof an der Grabenstraße auf, das dann einem Obdachlosen vorübergehend als „seine eigenen vier Wände“ dienen soll.

Hintergrund

Seit langem gibt es ehrenamtliche Tätige im Umfeld von Bärbel Ebert. Die haben vor drei Jahren den Verein City-Wärme e.V. gegründet, um das Ganze rechtssicher zu machen. Auskünfte über die Tätigkeit und Hilfsangebote erteilt sie unter Tel. 0157 / 383 356 17.

Wer Spenden möchte, kann dies zudem auf das Vereinskonto bei der Sparkasse Duisburg tun. IBAN: DE69 3505 0000 0200 3665 73.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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