80 Jahre Evangelisches Blasorchester Oberhausen - „Palastkonzert“ lockte 200 Besucher in den „Lito Palast“
“80 Jahre und die 100 schaffen wir auch noch” – so stand es auf dem Programm des Jubiläumskonzerts, das das Evangelisches Blasorchester Oberhausen (EBO) nun in der „Kleinstädter Bühne“ im Bürgersaal des alten „Lito Palast“ in Oberhausen Sterkrade gab.
Gemeinsam mit dem Alstadener „Gospelchor S(w)ing & Praise Oberhausen“ unter Leitung von Christian Zatryp machte das EBO unter dem Dirigat von Burkhard Volke eine musikalische Reise durch die Orchestergeschichte von den Anfängen im Jahr 1930 bis heute. Und man hörte einen schönen Querschnitt aller Musikrichtungen der vergangenen 80 Jahre. Ein Ohrenschmaus für die Konzertbesucher.
Das buntgemischte Orchester, das seine Wurzeln in der Markusgemeinde in Oberhausen hat, verfügt über ein vielfältiges Repertoire, von Bach bis Udo Jürgens, von Choral bis Musical Melodie.
Durch das anspruchsvolle Programm führte gekonnt Michael Krajnc, der auch einen Einblick in die Geschichte des Orchesters gab.
Vor 80 Jahren hat alles begonnen. Das EBO wurde im Dezember 1930 durch Pfarrer Friedrich August Aring als "Blasorchester der Evangelischen Kirchengemeinde Oberhausen 1" gegründet.
In der Gründungssatzung hieß es: "Die Aufgabe des Blasorchesters ist die Pflege aller guten Musik, Insonderheit aber des Chorals. Es steht im Dienste der Kirchengemeinde!" Diesem Auftrag ist das Orchester seit seinem Bestehen bis zur heutigen Zeit nachgekommen und zeigte dieses auch zu Beginn des zweistündigen Jubiläumskonzertes mit Luthers „Eine feste Burg ist unser Gott“.
Im Gründungsjahr wurden dem Orchester durch das Presbyterium 4.000,- Reichsmark zur Verfügung gestellt und es war dadurch Pfarrer Aring möglich, mehr als 40 Instrumente zu kaufen und die musikalische Arbeit aufzunehmen. Ein Teil dieser Instrumente ist noch im Bestand des Orchesters vorhanden, aber nur noch als antiquarische Schätzchen, da sie nicht mehr spielbar sind.
Durch die Weltwirtschaftskrise und die damit verbundene hohe Arbeitslosigkeit in den 30 `er Jahren wuchs das Blasorchester in den ersten Jahren des Bestehens auf über 60 Bläser an, und es war schon im zweiten Jahr nach der Gründung in der Lage, neben dem Kirchendienst öffentliche Konzerte zu geben. Schon beim Konzert zum 2. Jahresfest (dem Orchestergeburtstag) standen schon Werke von Richard Wagner und Ludwig van Beethoven auf dem Programm. Auch hier gab es schöne Hörbeispiele für das Publikum
Die Kontinuität der guten musikalischen Arbeit war über die Jahrzehnte gewährleistet, da als Dirigenten immer sehr gute Musiker am Pult standen, die es verstanden, das optimale aus den Musikerinnen und Musikern herauszuholen.
Natürlich hatte jeder Dirigent seine eigene musikalische Linie, die zum einen durch den persönlichen Werdegang, zum anderen auch von dem jeweiligen Publikumsgeschmack abhängig war. So gab es natürlich auch Verfechter der Marschmusik, wo das Publikum „Preußens Gloria“ zu Gehör gebracht wurde.
Das derzeitige Musikprogramm entspricht voll dem Zeitgeist und spricht sowohl die jüngere als auch die ältere Generation an. Die musikalische Arbeit des Blasorchesters teilt sich in zwei Kategorien: zum einen der Dienst in der Evangelischen Markuskirchengemeinde, der Heimat des Orchesters und den damit verbundenen kirchlichen Institutionen wie Kirchenkreis Oberhausen, Evangelisches Krankenhaus und dem Haus Abendfrieden, ein Alten - und Pflegeheim, welches auch von dem Gründer des Orchesters, Pfarrer Friedrich August Aring gegründet wurde.
Der kirchliche Dienst sieht wie folgt aus: Gottesdienstgestaltung zu den unterschiedlichsten Anlässen (Weihnachten Konfirmationen, Jahresfest des Orchesters, Einführung von Presbytern oder Pfarrern), Kirchenkonzerte, Konzerte zum Gemeindefest, Konzerte für die Patienten des Evangelischen Krankenhauses und Konzerte für die Bewohner des Hauses Abendfrieden.
Als besondere Veranstaltungen auf Kirchenkreisebene sei der Einweihungsgottesdienst des ökumenischen Kirchenzentrums im CentrO genannt, den das Blasorchester in der Marienkirche musikalisch gestaltete und der jährliche Gottesdienst zu Totensonntag auf dem Westfriedhof in Oberhausen - Lirich. Zum anderen der weltliche Bereich.
Viele Platzkonzerte zu den unterschiedlichsten Veranstaltungen (Gemeindefeste in Oberhausen und dem näheren Ruhrgebiet, Veranstaltungen im CentrO und im Rhein - Ruhr - Zentrum Mülheim, Cityfeste, Winzerfeste, OLGA - Parkfest, Konzerte im Innenhof des Schlosses Oberhausen und viele andere) aber auch Saalkonzerte als Konzertpartner vieler Männerchöre, gemischter Chöre und Gospelchöre aus Oberhausen und Umgebung machen das Blasorchester zu einem wesentlichen Bestandteil in der Kulturlandschaft Oberhausens.
Auch ist hier die in den letzten Jahren gewachsene fruchtbare Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Stadt Oberhausen und dem Künstlerförderverein Oberhausen e.V. zu nennen, die so manchen Auftritt des Blasorchesters erst möglich machten.
Viele Konzertreisen hat es in den letzten Jahrzehnten gegeben, wovon die Reise nach Berlin wohl den größten Eindruck hinterlassen hat. Organisiert durch Rudolf Weinsheimer, damals Cellist bei den Berliner Philharmonikern, bekamen wir die Möglichkeit, im Berliner Dom und dem Schloss Charlottenburg Konzerte zu geben. Höhepunkt für uns Orchestermitglieder war das Musizieren in der Philharmonie (zwar nur für uns, aber es war schon beeindruckend).
Mit dem Udo Jürgens Top Hit „Ich war noch niemals in New York“ kam das Programm in der Neuzeit an.
Der Gospelchor brachte zunächst alleine wunderbare Melodien wie „Down by the riverside“, „Ride the chariot“, „Kumbayah my Lord“ oder „Dich wollen wir für immer loben“ um dann gemeinsam mit dem EBO „Er allein ist es wert“ anzustimmen.
Noch einmal gab es ein musikalisches Intermezzo des Blasorchesters mit „What a wonderful world“.
Mit Karibische Rhytmen endete die musikalische Reise vor der Pause. „Copacabana“ die Ode von Barry Manilow an den Stadtteil in Rio de Janeiro brachte Schwung in das Publikum. Und mit Eric Claptons „Tears in Heaven“ und „Patricia“ von Perez Prado ging es in die Wandelhalle des alten Lichtspielhauses.
Doch zuvor hatte Dirigent Burkhard Volke die Lacher noch auf seiner Seite, hatte er doch bei „Patricia“, eigentlich die Melodie bei einem Striptease im Film „La dolce Vita“, langsam sein Sakko von seinen Schultern gleiten lassen.
Nach der Pause sang zunächst wieder „S(w)ing & Praise“ und bei „Only by grace“ von Gerrit Gustafson hörten die Besucher noch bedächtig zu. Aber beim bekannten „Hevenu shalom alejchem“ - zu Deutsch „Wir wollen Frieden für alle“ - sangen diese dann ebenso lautstark mit wie beim anschließenden „Lobe den Herren“, das auch in einer zum Gospel abgewandelten Strophe gesungen wurde.
Gemeinsam mit dem EBO wurde dann noch einer der schönsten Gospel intoniert - „Shout the Lord“ – 1993 komponiert von Darlene Zschech.
Den Abschluss bildete dann noch einmal ein schöner Melodienreigen des EBO. „Skyward“, eigentlich die Hintergrundmusik des Computerspiels „Die Legende von Zelda“ wurde ebenso grandios gespielt, wie auch „Smile“, jene von Nat King Cole in den 50er Jahren noch einmal so wunderbar interpretierte Titelmelodie des Charlies Chaplin Films “Modern Times” aus dem Jahr 1936.
Ein „Boney M” Medley mit den bekannten Titeln „Ma Baker“, „Sunny“ oder auch „Daddy Cool“ brachte den Sprung in die 70er Jahre.
Mit „Hello Dolly“ gab es noch einmal einen Wechsel in das Genre „Musical“. Der von Gene Kelly gedrehte amerikanische Musicalfilm aus dem Jahr 1969 mit Barbra Streisand und Walter Matthau in den Hauptrollen war den Besuchern natürlich in bester Erinnerung.
Und den musikalischen Reigen beendete das Stück “Perfidia”, jener von Alberto Domínguez komponierte populäre Song und die rund 200 Besucher traten nach einem herrlichen Musikgenuss den Heimweg an.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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