100 Tage Mitläufer – Eine Idee lernt laufen

Rund 100 Tage gibt es jetzt die “Mitläufer”. Entstanden sind sie nach einem Artikel der FAZ, in dem Johannes Ponader, poltitischer Geschäftsführer der Piratenpartei, seinen Rücktritt vom Amt erklärte [1]. In diesem Artikel wurde darauf hingewiesen, dass die Situation der Menschen sich dadurch erheblich verändern würde, wenn jeder mit einem Beistand zum Jobcenter gehen könnte. Spontan fanden sich Menschen zusammen, die diese Idee zur Realität werden liessen. Sie gründeten “Wir Gehen Mit – Die Mitläufer”.

Inzwischen sind mehr als 150 Menschen in der Mitläuferliste [2] in über 100 Städten in Deutschland verzeichnet. Und fast jeden Tag kommen weitere Mitläufer hinzu. Jeder, der sich in die Liste einträgt, hat sich damit auch dem “Kodex”[3] der Mitläufer verpflichtet und kann sich ein “Mitläufer 1×1″ [4] herunterladen. All diese Hilfen stehen auf der Internetseite der Initiative www.wirgehenmit.org als Download zur Verfügung bzw. sind dort einzusehen.

Erst vor wenigen Tagen wurde das Design der Website von der Technik des Orga-Teams der Mitläufer neu gestaltet und die Möglichkeiten zum Download geschaffen. Hier ist neben den bereits genannten Hilfen auch die Möglichkeit gegeben sich das Logo und die Flyer der Initiative herunterzuladen. “Wir wollen allen Helfern und Mitläufern in Deutschland die gleichen vielfältigen Möglichkeiten eröffnen, die Initiative überall bekannt zu machen.” betont Till Riebeling, Initiator von WirGehenMit. “Das ist nur möglich, wenn überall dafür nutzbare Hilfsmittel zur Verfügung stehen. Dabei ist das Internet eine wichtige Quelle des kooperativen Erarbeitens und der Verbreitung.”

Natürlich sind auch die Begleiteten aufgerufen Ihre Erfahrungen mit den Mitläufern auf der Internetseite zu teilen. Dazu wurde neu die “Feedback-Seite” [5] eingerichtet. Hier kann jeder seine Erfahrungen posten. Der Beitrag wird von den Administratoren der Seite noch einmal auf Anonymität geprüft und notfalls vor dem Veröffentlichen entsprechend angepaßt. “Wir wollen dadurch vermeiden” erklärt Pressesprecher Hans-Peter Weyer, “dass Menschen im Überschwang der Gefühle zu viele persönliche Dinge preisgeben und dadurch erkennbar werden können.” Der Schutz der Hilfesuchenden ist ein zentrales Thema der Mitläufer – auch im Internet. So werden auch keinerlei Daten gespeichert, wenn jemand die Website besucht.

Auch auf Twitter, bei Facebook und bei Google+ sind die Mitläufer zu finden. “Wir nutzen alle Wege, um einem Hilfesuchenden einen Mitläufer zur Seite stellen zu können”, ergänzt Weyer. So kommen immer mal Anfragen in der Zentrale an, bei denen die Orte bisher nicht in der Liste stehen. “Auch in diesen Fällen können wir fast immer helfen, indem wir die Suchanfrage anonymisiert über alle Kommunikationskanäle verbreiten.” Dabei ist es auch schon passiert, dass ein Mitläufer schon mal hundert Kilometer zurückgelegt hat, um den Hilfesuchenden nicht allein stehen zu lassen.

“Es ist eine tolle Erfahrung, wie viele Menschen sich inzwischen so sehr für diese Idee einsetzen”, begeistert sich Initiator Riebeling. “Dieses Engagement hatte ich zwar erhofft, aber in diesem Ausmaß anfangs nicht erwartet. Aber es zeigt, dass die Menschen zusammenhalten wollen, wenn es drauf ankommt. Und das über alle Gesellschaftsschichten hinweg. Es ist eine Form der Nachbarschaftshilfe, die jeder mitmachen kann. Es sind keine besonderen Kenntnisse erforderlich, da es nur um das dabei sein, die moralische Unterstützung der Betroffenen geht.”

Hier liegt auch der entscheidende Unterschied der Mitläufer zu anderen Hilfsorganisationen. In einer Positionierung [6] hat die Initiative dies erklärt. Die Mitläufer bieten z.B. keine Rechtsberatung an. “Da gibt es viele gute Vereine und Organisationen, die das viel besser können als wir und viel mehr Erfahrung damit haben”, erklärt Weyer. “Wir wollen keine Konkurrenz zu den bisherigen Organisationen sein. Die Mitläufer tun das, was der Name sagt – sie laufen mit.” Der psychologische Effekt der dritten Person im Gespräch zwischen Sachbearbeiter und Hilfesuchendem sei enorm. In vielen Fällen haben die Begleiteten erklärt, dass sie viel entspannter in das Gespräch gehen konnten und dass der Sachbearbeiter viel freundlicher reagiert hatte als in den Gesprächen zuvor.

“Unsere Arbeit kommt beiden Seiten zugute”, ergänzt Riebeling. “Sie hilft die Gesamtsituation zu entspannen, was sowohl für den Sachbearbeiter als auch für den Hilfesuchenden zu einer besseren und damit konstuktiveren Atmosphäre und besseren Ergebnissen für alle Beteiligten führt.” Dafür sind die Mitläufer von Organisationen, die gegen Hartz4 und Jobcenter kämpfen, schon als “Jobcenterfreunde” beschimpft worden. “Uns geht es nicht um die politische Dimension der Sache, sondern um die direkte Hilfe und moralische Unterstützung für die Hilfesuchenden und um die Deeskalation der Situation im Gespräch”, so Riebeling weiter. “Das Aktionsfeld der Mitläufer liegt nicht im politischen, sondern im sozialen Bereich.”

Trotzdem setzen die Mitläufer auf die Kooperation mit anderen Organisationen und sind mit einigen Organisationen auch im Gespräch. “Wir wollen unsere Mitläufer auch schulen”, blickt Weyer in die Zukunft. “Dabei geht es um Grundkenntnisse beim SGB, es geht um geschichtliche Entwicklung des Sozialsystems oder um Ausblicke in die Zukunft. Hier sollen zumindest Grundkenntnisse für diejenigen vermittelt werden, die das möchten und dazu nutzen wir gern auch Angebote bestehender Organisationen.” In den eigenen Schulungen soll das Hauptaugenmerk auf die psychologischen Hintergründe und ihre Auswirkung der dritten Person im Gespräch auf Hilfesuchenden, Sachbearbeiter und Gesamtsituation gelegt werden.

Wer sich den Mitläufern anschliessen möchte oder Hilfe sucht, kann sich an die Zentrale wenden, die alle weiteren Schritte einleitet. [7] Per Email kann der Verein über mitlaeufer@wirgehenmit.org erreicht werden. Über Telefon erreicht man Frank Knott in der Zentrale über 02065-7923199 und 06131-3271815. Weitere Informationen finden sich auf unserer Seite Mitmachen&Kontakt. [8] Medienvertreter wenden sich an Pressesprecher Hans-Peter Weyer unter 0203-5090895.

Aus der Idee der Mitläufer ist in hundert Tagen eine handlungsfähige Gruppe geworden. Mit der bevorstehenden Gründung als gemeinnützigem Verein, wird es im Sozialsystem eine neue Kraft geben, die sich der sozialen Verantwortung der Menschen untereinander verschrieben hat. Ganz nach dem Motto: “Wir gehen mit – die Mitläufer für ein menschlicheres Sozialsystem”.

Quellangaben
[1] FAZ-Artikel http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/ein-pirat-zieht-sich-zurueck-ich-gehe-mein-ruecktritt-vom-amt-11809930.html
[2] Mitläuferliste https://mitlaeufer.piratenpad.de/2
[3] Kodex https://mitlaeufer.piratenpad.de/5
[4] Mitläufer 1×1 https://mitlaeufer.piratenpad.de/22
[5] Feedback http://wirgehenmit.org/?page_id=107
[6] Positionierung http://wirgehenmit.org/?p=431
[7] Kontakt http://wirgehenmit.org/?page_id=415
[8] Mitmachen&Kontakt http://wirgehenmit.org/?page_id=58

Verantwortlich für diese Pressemitteilung:

Hans-Peter Weyer
Presseteam “Die Mitläufer”
Goebenstrasse 94
47169 Duisburg
Tel: 0203-5090895
Mobil: 0172-2583569
E-Mail: presse@wirgehenmit.org

Autor:

Frank Knott aus Duisburg

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