Zwischen Wassertreten und Marmelade kochen - 100 Jahre Evangelischer Kindergarten Wanheim wird groß gefeiert

Die Kinder und Erzieherinnen im Evangelischen Kindergarten Wanheim pflegen täglich ein gutes Miteinander-Füreinander.
Foto: Reiner Terhorst
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„Mit einer großen Schüssel mit kaltem Wasser fing es an.“ Anja Bluhmki lacht laut. Seit 20 Jahren ist sie Erzieherin im jetzt stolze 100 Jahre alten Evangelischen Kindergarten Wanheim, den sie seit acht Jahren leitet. Sie meint mit diesem Satz den Start als heute anerkannter, zertifizierter und bestens angenommener Kneipp-Kindergarten.

Am Sonntag, 9. September, wird der „Jahrhundert-Kindergarten“ beim traditionellen Gemeindefest rund um die Kirche und den Kindergarten an der Friemersheimer- und Wanheimer Straße einen breiten Raum einnahmen. Los geht es um 10 Uhr mit dem Gottesdienst von Pfarrer Rolf Seeger, den der Kindergarten weitgehend mitgestaltet. Anja Bluhmki: „Unsere Kinder werden dabei ein mit viel Freude und Begeisterung eingeübtes Theaterstück über das Leben von Sebastian Kneipp aufführen.“

Buntes Programm im Anschluss an den Gottesdienst

Nach dem Gottesdienst beginnt ein buntes Programm. „Menschenkicker“ für alle, die sich austoben wollen, eine unterhaltsame Modenschau, auch mit Kostümen und der Gelegenheit zum Erwerb guter und günstiger „Secondhand-Kleidung“, Live-Musik, Zauberer und Leckereien für den richtigen Zusammenhalt von Leib und Seele lassen kaum einen Wunsch offen.

Der Kindergarten lädt zum Tag der offenen Tür ein und stellt Kinderspiele aus den vergangenen 100 Jahren vor. Eine Fotodokumentation gibt Einblicke in 100 Jahre vorbildlichen Einsatz der Evangelischen Kirchengemeinde Wanheim für die Kinder im Stadtteil. „Wir haben sehr viele beeindruckende Fotos aus vielen Epochen des Kindergartens bekommen“, freut sich Presbyteriumsvorsitzender Frank-Michael Rich.

Der Kindergarten hat eine bewegte und bewegende Vergangenheit und ist zudem bestens für die Zukunft aufgestellt. Die Fotoausstellung wird viele schöne Erinnerungen wecken, hat man doch stets die Kinder und Menschen im wahren Sinn des Wortes mitgenommen. Und das Mitnehmen der Kinder, Eltern und Erzieher ist es auch, was die Arbeit des Kindergartens so wertvoll macht.

Praktiziertes und gelebtes Miteinander-Füreinander

„Als wir die Idee hatten, Kneipp-Kindergarten zu werden“, berichten Anja Bluhmki und ihre Stellvertreterin Andrea Überscheer, die selbst seit über drei Jahrzehnten in Einrichtung arbeitetet, „wurde erst das Team einbezogen und letztlich begeistert und dann auch die Eltern und Kinder.“

Seit 2007 ist der Evangelische Kindergarten Wanheim Kneipp-Kindergarten. Und die Leitgedanken des „Gesundheits-Pfarrers“ werden dort erlebt und gelebt. Glaube, christliche Erziehung und Werte, gesunde Ernährung, ein praktiziertes Miteinander-Füreinander und soziale Verantwortung bilden eine untrennbare Einheit.

„Durch die veränderten Aufgaben im Kindergarten hat unsere Gemeinde viel Geld in die Hand genommen“, so Frank-Michael Rich, „aber das ist zum Wohl der Kinder bestens eingesetzt.“ 48 Kinder, davon 12 U3-Kinder, und sieben Erzieherinnen sind heute mit Freude und Eifer hier „zuhause“.

Viele Aktivitäten und das Wertschätzen von Kleinigkeiten

Von den Ideen des „Wasserdoktors Kneipp“ inspiriert, gehört das Wassertreten genauso zum täglichen Kindergarten-Alltag wie das gemeinsame Marmeladekochen, die Herstellung eigenen Hustenbonbons und das „Wertschätzen von Kleinigkeiten“, wie es die Kindergartenleiterin ausdrückt.

Kaum jemand hätte wohl vor einem Jahrhundert für möglich gehalten, das aus einer Kleinkinderschule im I. Weltkrieg eine menschliche Erfolgsgeschichte wurde. Bereits 1913 gab es in Wanheim eine erste Sammlung der Gemeinde für die Kleinkinderschule.´, die dann als „Kriegskinderschule“ auf den Weg gebracht wurde. In einer umfangreichen Chronik sind viele Entwicklungen und Daten festgehalten. Erste Kindergärtnerin war die Bad Kreuznacher Diakonisse Anna Höpfner. 1925 genehmigte die Gemeindevertretung eine größer Kinderschule, aber „ohne dass der Gemeinde Kosten entstehen dürfen.“

Viele Rück- und Ausblicke am Sonntag

Ein Jahr später schließlich wird die erste Kindergartenschwester eingestellt. Das erste ausschließlich als Kindergarten dienende Gebäude wurde 1926/27 neben dem Gemeindehaus errichtet. Ein Holzhaus mit den Maßen 13 mal 10,4 Metern auf einem Betonfundament beherbergte auf gut 135 Quadratmetern einen „zweigruppigen“ Kindergarten mit einem Spielsaal, zwei Lehrräumen, einem Leiterinnenbüro, eine Wasch-, Bade- Toilettenanlage und einem Heizungsraum. Bei gutem Wetter zogen die Gruppen zum Sportplatz am Honnenpfad, an das Rheinufer und in die landwirtschaftlichen Flächen.

1962 wurde das Holzhaus wegen des gestiegenen Bedarfs durch ein modernes massives Gebäude ersetzt. Seit 2012 ist der Evangelische Kindergarten Wanheim zudem zertifiziertes Familienzentrum. Das alles wird am Sonntag mit Rück- und Ausblicken groß gefeiert.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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