Zivilcourage fängt im Kleinen an! 1.000 Euro Preisgeld für das Krupp-Gymnasium Rheinhausen
Abdullah Altun initiiert „Preis für Zivilcourage“ – Aktion für zehn Jahre gesichert
Diese Unterrichtsstunde in der Aula werden acht Jungen und Mädchen der Europaschule Krupp-Gymnasium Rheinhausen so leicht nicht vergessen. So wie Abdullah Altun nicht den 29. Mai 1993, als Schreckliches geschah.
Durch einen rechtsextrem motivierten Brandanschlag starben in Solingen Gürsün (27), Hatice (18), Gülüstan (12), Hülya (9) und Saime (4), fünf Frauen und Mädchen, sie verbrannten, erstickten oder stürzten in den Tod. Acht weitere Hausbewohner erlitten zum Teil schwere Verletzungen, einige für immer entstellt.
Diese Tat schockierte die Welt. Auch Altun. Er wollte ein Zeichen setzen, etwas Gutes tun. Zum Beispiel als Feuerwehrmann. Um Leben zu retten. Doch er durfte nicht. Er war kein Deutscher. Er engagierte sich dafür in vielen Projekten, sein Firmensitz in Bergheim zelebriert bis heute die Menschenrechte auf vielfältige Weise. Jetzt, 25 Jahre nach Solingen, stiftet der Humanist dem Krupp-Gymnasium den „Preis für Zivilcourage“. Junge Menschen sollen ausgezeichnet werden, wenn sie hin- und nicht weggeguckt haben, wenn sie mutig waren oder wenn sie was Gutes getan hatten.
Die Krupp'sche Schulgemeinde nannte der Jury, Schulleiter Peter Jöckel, Pfarrer Heiner Augustin und Altun, gleich acht Courage-Beispiele. Hanna Kirschen (6c) hilft neuen Schülerinnen und Schülern bei Sorgen und Problemen, Hilal Özen (7b) bei üblen Fällen von Mobbing, während Arda Senklici (7a) stets das Miteinander fördern will. Die 5b-Kinder Sophie Rückwart und Hannah Hakenewert hatten beobachtet, wie ein Mann ein schreiendes Kind in ein Auto zerrte, sich das Kennzeichen gemerkt und es sofort gemeldet - gottseidank stellte sich der Vorgang als harmlos heraus. A. B. und Jonas Klopp (Q2 und Q1) entwickelten ein soziales Schüler-Coaching.
In der rappelvollen Festhalle und unter immer wieder aufbrandendem Applaus wurden sie von den Juroren einzeln belobigt und nach vorne gerufen. Zwischen Vorführungen des Mittelstufen-Chores, der Schulband sowie Ansprachen von Altun, Jöckel und Ehrengast Ralf Jäger MdL (er hatte den Kollegen Rainer Bischoff mitgebracht) war es soweit. Die achte aufgerufene Person, Talia Töre aus der 7b, erhielt den Preis, da ihr Einsatz für Miteinander, Verständigung und Integration der umfangreichste war. Jetzt kann sie mit ihrer Klasse oder einer Gruppe für 1.000 Euro einen Ausflug oder eine andere Freizeit-Aktivität unternehmen. Dankbare Gesichter auch bei Duisburg-Bürgermeister Erkan Kocalar, der für ein „wunderbares kulturelles Miteinander“ gratulierte, und bei Dr. Tanja Reinlein von der Schulaufsicht Düsseldorf, die eine Unterrichtsstunde der nun wirklich nicht alltäglichen Art miterlebte.
Text: Ferdi Seidelt
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
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