„Wer einmal den blauen Zweitaktdunst atmet“ - Neues Moped-Museum mit „Strahlkraft“ für das gesamte Ruhrgebiet
„Die Verrückten sterben nicht aus.“ Peter Wedig lächelt verschmitzt und ergänzt: Wer einmal den blauen Zweitaktdunst eingeatmet hat, ist davon regelrecht in seinen Bann gezogen.“ Dann entwickelt sich nicht selten eine Leidenschaft, die viele nicht mehr los lässt. So war und ist es auch bei Wedig.
Der langjährige Vorsitzende des Moped-Clubs Neumühl, der inzwischen auch Vorsitzender des Historischen Motorsport-Vereins Duisburg ist, hat mit engen Weggefährten etwas auf den Weg gebracht, was die Charakterisierung „einmalig“ mehr als verdient hat: ein Moped-Museum für Duisburg, Oberhausen und das Ruhrgebiet.
Schrauber-Werkstatt gehört einfach dazu
Schon früh hatte ihn eine Leidenschaft gepackt, und daraus ist im Laufe der Jahre und Jahrzehnte etwas entstanden, das sich sehen lassen kann, und zwar im wahren Sinn des Wortes. In mehreren Garagen, Keller- und Nebenräumen seiner Schreinerei in Neumühl haben immer noch gut 100 historische Mopeds eine Heimat. Eine kleine Schrauber-Werkstatt gehört ebenfalls dazu.
„Nur“ gut 100 Zweitakter deshalb, weil ebenso viele „Maschinen“ aus Vorkriegszeiten und der Epoche des deutschen Wirtschaftswunders inzwischen an der Waldteichstraße 93 in Oberhausen-Holten zuhause sind. Dort hat die Schreinerei ein weiteres großes Gewerbeobjekt bezogen. „Und da gab es dann noch eine entsprechende Halle für unser Hobby“, strahlt Peter Wedig.
„Irgendwann“, so fährt er fort, „werden wir auch in Neumühl die allesamt fahrtüchtigen alten Schätzchen öffentlich zugänglich machen, aber das braucht halt noch seine Zeit. Aber Holten grenzt ja direkt an Duisburg und ist ganz schnell zu erreichen.“ Der Berichterstatter, der sich an beiden Standorten umgeschaut hat, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Aus alten Mopeds, zum Teil verrostet und mit erheblichen Motorschäden, haben Wedig und seine Freunde glänzende Zeitzeugen vergangener Epochen gemacht.
Alte Urania von 1934 ist ein Kult-Moped
In Holten ist ein richtiges Moped-Museum „unter Duisburger Regie“ entstanden: „Sie hätten sich die Halle mal im Ursprungszustand ansehen sollen“. In privater Eigenleistung und mit „Muskelhypothek“ ist da etwas entstanden, dass in der gesamten Region Vorzeigecharakter hat. Da ist etwa die alte Urania von 1934, die beim Betrachten suggeriert: „Wie wär's mit einem Ausritt?“. Oder die Kult-Mopeds von Kreidler, Zündapp, Puch oder Hercules.
„Mein erstes Moped bekam ich mit 16 Jahren, eine Hercules K 50 SE“, erzählt Peter Wedig. Als er 18 wurde, hat er sie verkauft, um was Neues zu haben. Keine zwei Jahre später hat der heute 60-jährige, mit weiterhin jugendlichem Elan und ungebremster Euphorie ausgestattet, seinen „Erstling“ zurückgekauft, und dann ging es so richtig los.
Schnell hat er Weggefährten und „Leidenschaftsgenossen“ gefunden, die mit ihm das Hobby und die Verrücktheit geteilt haben. „Im Kindergarten unserer Kinder haben wir uns kennengelernt. Mehr aus Zufall kamen wir über Mopeds ins Gespräch“, berichtet beim Wochen-Anzeiger-Besuch Ralf Hebestadt, den alle nur „Dr. Kreidler“ nennen. Das sagt eine Menge über seine „Schrauber-Qualitäten“ aus. Eine alte Maschine kann noch so schrottreif sein, der Ur-Hamborner“ macht sie wieder straßentauglich. Neben Wedig und Hebestadt ist auch Thomas Noll mit im „Motor-Boot“. Lui, wie er von allen gerufen wird, unterstützt Wedig auch nach Kräften im Historischen Motorsport-Verein Duisburg. Bei den legendären Sonntagstreffen am Kaiserberg ist er natürlich ebenfalls Stammgast, wie „alle anderen von uns eigentlich auch“, wie er sagt.
Riesenfreude bei Duisburgs "Motorrad-Ikone"
Wedigs Vorgänger als Vorsitzender des Duisburger Vereins, Fredi Emmerich, mittlerweile 80 Jahre alt und so etwas wie die Duisburgs Motorrad-Ikone, hatte den Kulttreff für Zweirad-Fanatiker aus nah und fern seinerzeit ins Leben gerufen. Er ist natürlich riesig stolz über das Moped-Museum, dass Wedig, Hebestadt und Noll als Privatinitiative auf den Weg gebracht haben.
Auch sonst werden die drei in ihren Vereinen bestens unterstützt. Frank Müller, Aktivposten bei den Neumühlern, ist auch bei den „Historischen Duisburgern“ Wedigs Stellvertreter. Herbert Alexa hat schon mit Duisburger Schulen intensiv zusammengearbeitet, um den Jugendlichen die Liebe zum Moped, verbunden mit sicherem und verantwortungsvollen Fahren, näher zu bringen. Marcel Tersteegen, Lothar Jansen, Norbert Drochner, Paul Zihs und viele engagierte Tüftler und Bastler stehen ebenfalls bereit. Alle gemeinsam freuen sich auf die traditionellen „Ausfahrten“ mit den nostalgischen Zweirädern in Top-Zustand, halt zum Kaiserberg-Treff, nach Grafenmühle oder sogar bis nach Mittenwald. Egal, wo und wann, die Duisburger sind immer der „Hingucker“ schlechthin.
Ein El Dorado für alle Zweirad-Fans
Und mit neuen Moped-Museum ist weiteres emotionales Highlight hinzugekommen. Kürzlich hatte das El Dorado für Zweirad-Fans Besucherpremiere. „Der Andrang war riesig“, freut sich Wedig. Künftig kann man sich die historischen Mopeds an jedem dritten Sonntag in Oberhausen-Holten an der Waldteichstraße 93, live und in Farbe anschauen. Nächster Termin ist also Sonntag, 16. September, 9.30 bis 14 Uhr.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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