„Wenn der Wolf mal auf der Matte steht“ - Duisburger auf abenteuerlicher Benefiz-Radtour nach Peking
Die ersten 1.500 Kilometer sind geschafft. Der Duisburger Maximilian Jabs fährt mit seinem Freund und Studienkollegen Nono aus Eckernförde mit dem Fahrrad von Berlin aus Peking.
Wie der Wochen-Anzeiger vorab berichtete, wollen Max und Nono 70.000 Euro „erradeln“, um das Projekt Schule in Guatemala in trockene Tücher zu bringen. Spenden kann jeder, der die Idee gut findet und unterstützen will. Das Geld geht dann sofort an Pencils of Promise. Auf der „Tour-Homepage“ von Max und Nono unter www.bikingborders.com wird erklärt, wie man spenden kann. „Von einem Euro bis Ende offen ist da alles möglich, denn jeder Euro hilft“, erläutert Max.
Emotionaler Abschied von den Familien
Viele Freunde und Verwandte haben die beiden für verrückt erklärt, die nach dem bestandenen Bachelor-Studium und vor dem Eintritt ins Berufsleben noch denjenigen helfen wollen, „die nicht die tollen Bildungsmöglichkeiten haben wie wir.“ Gesagt, getan. Anfang September ging es in Berlin los. Jetzt liegen gut 1.5000 Kilometer hinter ihnen, allerdings noch über 13.000 Kilometer vor ihnen.
Der Abschied in Berlin von Freunden und den angereisten Familien war nicht einfach, eher emotional und auch schmerzlich. Nicht ohne Schmerzen ging es auch die ersten Tage ab, wie Max und Nono uns in einem Telefonat aus Wien berichteten. „Das ist ja keine Tour de France. Wir sind keine Leistungssportler und gedopt sind wir auch nicht“, sagt Max schon wieder lachend. Aber die Knochen taten ihnen anfangs schon weh.
Jetzt haben sie vier Länder bereist, Durchquert wurden Deutschland, Tschechien, Österreich und Kroatien, von wo aus der nächste Telefonkontakt mit unserer Redaktion erfolgte. Dazwischen gab es schon einiges, was stark nach „Abenteuer pur“ riecht. Nono: „Die ersten Tage waren ganz besonders aufregend für uns. Wir schlafen mitten im Wald, am See oder auf großen Feldern, bereiten unseren Morgenkaffee auf dem Benzin-Kocher zu und machen uns dann Hit the Road Jack von Ray Charles an, bevor wir wieder in die Pedale treten.“
Max ergänzt: „Auch die für diese Jahreszeit untypischen, aber wohl begrüßten durchgehend warmen Temperaturen stellen den Beginn unserer Fahrrad Weltreise unter einen guten Stern.“ Trotzdem merken sie natürlich, „dass unsere Körper nicht an das gewöhnt sind, was ihnen bevorsteht: jeden Tag mehrere Stunden Fahrrad fahren. Besonders, da wir eigentlich so gar keine Radfahrer sind, werden die Beine schnell schwer und der Hintern schmerzt.“
Nach ganzen fünf Tagen und 334 Kilometern überfuhren sie die erste Grenze ihrer Fahrrad-Weltreise und waren auf einmal in Tschechien. Eine andere Sprache, anderes Geld und anderes Essen und das alles in einem Land, das sie nur mit dem Fahrrad bereisen. Max blickt zurück: „Für uns war das ein großer Moment und gab uns die nötige Energie, um die Berge im Norden von Tschechien zu erklimmen.“ Dabei sind sie schon an die Grenzen ihrer Kräfte gestoßen.
Schlafen in der offenen Natur Tschechiens
Auch hatte das Land noch eine andere Überraschung für sie parat. Zu Beginn der zweiten Woche finden sie keinen Schlafplatz und haben nur mit ihren Schlafsäcken an einem See zu übernachtet. Max klingt bei unserem Telefonat immer noch aufgeregt: „Als nachts auf einmal ein Wolf vor unseren Isomatten steht, waren wir nicht mehr ganz so euphorisch über unsere Nacht unter freiem Himmel ohne Zelt. Man sagt zwar immer, dass Wölfe nichts machen, aber wenn einer vor dir steht, vergisst man das ganz schnell. Ein Glück, dass er schnell wieder verschwindet und uns nur mit einem Schrecken zurücklässt.“
In der darauffolgenden Nacht wurden die beiden dafür spontan von einem Einwohner eines tschechischen Dorfes eingeladen, bei ihm zu essen und zu übernachten. Nach der Erfahrung der „Wolfsnacht“ nahmen Max und Nono dieses natürlich dankend an und fanden sich kurze Zeit später mit tschechischem Bier und Kartoffeln wieder. Nach 15 Tagen erreichten sie den ersten von zehn 10 Meilensteinen: Wien. Nach dem Überfahren der österreichischen Grenze, beschlossen sie, vom Enthusiasmus beflügelt, noch weiter bis nach Wien zu fahren. Ein „echtes“ Wiener Schnitzel war die Belohnung. Das nächste Ziel war Split in Kroatien. Die kommenden vier von insgesamt 20 Ländergrenzen bis Peking warten jetzt auf die Beiden. Es geht durch die Balkan- und Kaukasus-Länder.
Weihnachtspause in Istanbul
Ein weiterer großer Meilenstein ist dann Istanbul. Kurz vor Weihnachten gibt es dort ein Wiedersehen mit lieb gewonnenen Menschen. Dann machen Max und Nono über Weihnachten und Neujahr zehn Tage dort Station, denn nur da können sie ihr Visum für den Iran bekommen. Dann erhalten die beiden auch Weihnachtsbesuch. Ana, die aus Spanien stammende Freundin von Max kommt, seine Mutter ebenfalls, und auch Nadine, die Freundin von Nono.
Und da gibt es sicherlich schon einiges zu berichten, von einer „total verrückten Radtour für den guten Zweck“. Und dieser erfüllt sich Tag für Tag mehr. Denn mittlerweile haben die beiden schon fast 12.000 von angepeilten 70.000 Euro für die Schule in Guatemala zusammen. Und noch liegen über zehn „Strampel- und Spendenmonate“ vor ihnen. Wir freuen uns schon auf den den nächsten Live-Bericht von Max und Nono.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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