Warme Herzlichkeit und Interesse am Mitmenschen: Hospizbewegung Duisburg-Hamborn wird 25
Die Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. wird 25 und möchte mit zwei Jubiläumsveranstaltungen für das Erreichte „Danke“ sagen: „Humor in der Sterbebegleitung, geht das?“ so der Titel eines pantomimischen Vortrags am Dienstag, 4. Oktober im Rahmen des 31. Hamborner Gesprächs. Am Mittwoch, 5. Oktober, findet in der Friedenskirche, Duisburger Straße 174/Ecke Taubenstraße, um 19 Uhr ein Benefizkonzert statt.
Alles begann 1991, einer Zeit, als Hospizarbeit auch in Duisburg Pionierarbeit war. „Damals war das Sterben hierzulande noch recht tabuisiert und Viele auf ihrem letzten Weg nicht gut begleitet “, berichtet Andrea Braun-Falco, Geschäftsführerin der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. Eine kleine Gruppe Duisburger wollten dies ändern. Die Idee: Dass Bürger im Duisburger Norden für Bürger da sind und auch Trauernde begleiten. Außerdem wollte man das Thema Sterbebegleitung wieder ins Blickfeld rücken. Die Zahl der Mitglieder wuchs schnell, nach zwei Jahren auf über 200 und derzeit auf 450.
In Zusammenarbeit mit den Malteser Werken entstand das stationäre Hospiz St. Raphael. Nach dem Rückzug der Malteser in den Süden entschlossen sich die Akteure, die ambulante Hospizarbeit in Hamborn beizubehalten. Im ehemaligen Pfarrhaus der Gemeinde St. Joseph, Beecker Strasse 230, entstand 1997 ein eigener Hausbetreuungsdienst. Um palliativ-pflegerische Kompetenz ins Boot zu holen, folgte 1998 ein Kooperationsvertrag mit dem Caritasverband für die Stadt Duisburg. Seither beschäftigt der Verein zwei ambulante Hospizschwestern, die die Arbeit mit Sozialstationen, Krankenhäusern und Hausärzten vernetzt haben. Falco: „Inzwischen haben wir in Deutschland 1500 ambulante Hospizdienste und es ist es sehr viel selbstverständlicher, dass Bürger Menschen begleiten.“
Familien sicherer mit Hospizschwester im Hintergrund
Um vernetzt ambulant hospizlich-palliativ begleiten zu können, schloss die Hamborner Hospizbewegung Kooperationen mit städtischen Senioreneinrichtungen sowie der evangelischen Altenhilfe Flottenstraße ab. Dass die beiden hauptamtlichen Hospizschwestern „im Hintergrund da sind“, trägt dazu bei, dass betroffene Familien sicherer sind und die Angehörigen und Freunde wieder mehr teilnehmen. Andrea Braun-Falco: „Wir sind bekannt bei Ärzten, Pflegediensten und in Altenheimen, die sich zunehmend palliativ ausrichten.“
Das Angebot der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. für sterbende, schwer erkrankte Menschen und deren Angehörige umfasst neben Sterbe- auch Trauerbegleitung (Gesprächskreise, Kochen, Trauercafé und Trauerfrühstück und eine Bastelgruppe), Fortbildungen und Öffentlichkeitsarbeit. Ehrenamtliche aus ganz Duisburg begleiten unentgeltlich Menschen aus ganz Duisburg. Eva Obermann, Koordinatorin, Trauerbegleiterin und Krankenschwester Palliativ Care freut sich: „Die Menschen, sind einfach unglaublich dankbar, dass jemand Zeit mit ihnen verbringt, ihnen zuhört oder etwas mit ihnen unternimmt.“ Die Begleitung ist individuell: Ob ein Ausflug ans Meer, zum Fußballplatz, ein Spaziergang durch den Jubiläumshain, Eisessen und anderes mehr.
In der Hospizbewegung Duisburg-Hamborn e.V. sind derzeit etwa 100 Ehrenamtliche in verschiedenen Bereichen tätig. Sie werden im Rahmen eines Vorbereitungskurses geschult. Welche Voraussetzungen benötigen Begleiter? Braun-Falco: „Keine berufliche Kompetenz, sondern neben Zeit warme Herzlichkeit, Interesse am Mitmenschen und die Bereitschaft jeden ohne Bewertung so sein zu lassen, wie er ist. “ Die Hospizbewegung Hamborn setzt sich auch für einen menschlicherer Umgang mit den Themen Sterben, Tod und Trauer ein. Obermann: „Früher haben die Menschen Sterbenskranke oder Angehörige in ihrem Umfeld besucht. Das ist einfach aus unserer Gesellschaft raus.“ Heutzutage stürbe der Sterbende oft einen sozialen Tod, weil nicht nach Unterstützungsmöglichkeiten geschaut würde, so Obermann.
Worauf sind die Akteure besonders stolz? Falco: Es ist wunderbar, dass sich alle mitwirkenden Einrichtungen, Ärzte und Pflegedienste immer mehr aufstellen, den Menschen mit seinen individuellen Bedürfnissen in den Blick zu nehmen. Wenn das weiter wächst und wir weiter Netzwerke bilden für den Einzelnen, der am Lebensende ist, dann haben wir das, was wir wollten, erreicht.“ Wünsche für Zukunft? Vorsitzender Gerhard Kölven: „Dass sich die Palliativmedizin noch weiter in unserer Gesellschaft verankert.“ Eva Obermann ergänzt: „Dass der Umgang mit Tod und Sterben selbstverständlicher wird und man Hilfe annehmen kann.“ Andrea Braun-Falco fügt hinzu: „Wir merken in unseren Angeboten für Trauernde, dass sie froh sind, sein zu können, egal wie sie gerade fühlen. Das zeigt, dass dies in unserer Gesellschaft nicht geht. Es wäre schön, wenn der Mensch in unserer Gesellschaft mit seinen Gefühlen so angenommen werden könnte, wie er im jeweiligen Moment ist. Dass unsere Gesellschaft viel mehr Emotionen zulässt.“
Infox:
Am Benefizkonzert (Leitung Peter Stockschläder, Klavier), nehmen teil: der ThyssenKrupp-Chor, die Sopranistin Evelyn Ziegler und der Akkordeonist Silvester Pece. Kostenlose Karten (begrenzte Platzzahl!) für das Hamborner Hospizgespräch im evangelischen Gemeindezentrum Hamborn, Taubenstraße 14, vorab von 10 bis 12 Uhr bei der Hospizbewegung, Taubenstraße 12. Weitere Infos, auch zum nächsten Vorbereitungskurs für Begleiter (Infoband am Mittwoch, 2. November) auf www.hospizbewegung-hamborn.de
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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