Symbolfiguren der Tragödie

Rund dreieinhalb Jahre nach der Katastrophe hat die Staatsanwalt­schaft nun ihre Ermittlungen in Sachen Loveparade abgeschlossen und gab am Mittwoch die Namen der zehn Angeklagten bekannt. Keinen der anwesenden Journalisten in der Rheinhausen-Halle mag es überrascht haben, dass die untrennbar mit der Katastrophe verknüpften Namen nicht dazu zählten. Kein Veranstalter Schaller, kein ehemaliger OB Sauerland, kein Fritz Pleitgen, kein Dezernent Rabe, kein Vertreter der Polizei – nicht einer der Strippenzieher, die diese Veranstaltung um jeden Preis gewollt haben. Stattdessen: Ein Dezernent, der zunächst die Verantwortung für eine derart fahrlässige Planung ablehnte, Mitarbeiter des Bauamtes und von lopavent. Getreu dem Motto „Die Kleinen hängt man, die Großen lässt man laufen“ finden sie sich nun als Bauern­opfer auf der Anklagebank wieder, weil sie unterschrieben haben, was andere längst entschieden hatten. Das ist beschämend und unwürdig – juristisch jedoch einwandfrei. Und belegt, dass Rechtsprechung nichts mit Gerechtigkeit zu tun haben muss. Dennoch: Ich möchte weder mit Herrn Sauerland noch mit Herrn Schaller tauschen. Sie mögen im juristischen Sinne straffrei ausgehen, müssen aber damit zurechtkommen, Symbolfiguren dieser Tragödie geworden zu sein. Lebenslänglich.

Autor:

Claudia Brück aus Düsseldorf

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