Schafe tragen einen Regenmantel: Ein tierisches Erlebnis
Wo kommt eigentlich die Wolle für den Pullover her? Die Kinder des katholischen Kindergartens St. Peter in Homberg wissen nun bestens bescheid: Im Rahmen eines Naturprojekts erlebten sie hautnah, wie ein Schaf geschoren wurde und erfuhren viel Wissenswertes über die Nutztiere.
Coco ist zum ersten Mal im Kindergarten und blökt ganz aufgeregt. Das eineinhalbjährige Schaf-Mädchen mit dem prächtigen Wollkleid soll heute zum ersten Mal geschoren werden. 65 Kita-Kinder blicken der Prozedur mit großer Spannung entgegen. Natürlich dürfen die Jungen und Mädchen Coco vorab ausgiebig streicheln und erleben, wie sich ihr wolliges Fell anfühlt. Das gefällt dem Schaffräulein. Anschließend erfahren die Knirpse vom Naturpädagogen Christoph Klingenhäger, dass Coco ein Skuddenschaf ist und dass diese Rasse auf die Wikinger zurück geht: „Im Bauch ihrer Schiffe hatten die ganz viele von diesen Schafen, falls sie unterwegs Hunger bekamen“, erzählt der Naturpädagoge. Inzwischen sei die robuste, kleinste deutsche Schafsrasse aufgrund ihrer geringen Wollmenge selten geworden und steht auf der roten Liste der bedrohten Nutztierarten. „Die Skudden-Mädchen haben kleine oder gar keine Hörner und die Jungs große, mit denen sie kämpfen,“ erzählt Klingenhäger weiter und zeigt den kleinen Zuschauern ein Demo-Gehörn zum Anfassen. Was Schafe essen, hierauf weiß so manches der Kinder eine Antwort. Dass diese aber nur unten Zähne haben, ist den meisten Kiddies neu. „Die schneiden mit den unteren Zähnen das Gras ab, quetschen das gegen die obere Gaumenplatte und machen daraus Spinat“, erläutert Klingenhänger den gebannt lauschenden Kindern. „Ist der Bauch voll, legen sie sich gemütlich auf die Wiese, holen den Grasspinat hoch und kauen den noch mal durch“, fährt der Naturpädagoge fort. „Wie Kühe“, weiß eines der Kinder. „Und irgendwann kommen hinten kleine schwarze Köttel raus“, verrät der Naturpädagoge den Minis augenzwinkernd.
"Wilde Schafe leben nicht auf Bauernhöfen"
„Wilde Schafe leben nicht auf Bauernhöfen, sondern in den Bergen“, lernen die Kinder anschließend. Geschickt platziert der Naturpädagoge Coco in eine halbsitzende Position zwischen seinen Beinen und demonstriert den Kindern die beweglichen Klauen des Skuddenschafes, mit dessen Hilfe die Tiere prima klettern können. „Unsere Schafe leben in der Wiese, deshalb müssen wir ihnen alle paar Wochen die Fußnägel schneiden“, erzählt Christoph Klingenhäger während er die Hufe des Schafs stutzt. Und bevor es dem Schaf-Mädchen mit einer Schermaschine ans Fell geht, erläutert er den Jungen und Mädchen noch den Sinn und Zweck der Fettschicht am Bauch des Tieres. Die Kinder erfahren, warum sich ihre Hände nach dem Streicheln des Tieres fettig anfühlten. („Das Fett schützt das Schaf gegen Nässe und Infektionen, deshalb hat es praktisch immer einen Regenmantel an.“)
Anschließend schert Klingenhäger vorsichtig das Fell am Bauch des Schafes, wo die Haut besonders dünn und die Wolle sehr fein ist („Wie ein Unterhemd und eine Unterhose – ganz warm“). Emely ist die Erste, dann dürfen auch Philip, Lenny, Rocko, Emma, Pia und weitere Freiwillige assistieren. Als nur noch wenig Fell mit lang herunter hängenden Haaren auf dem Rücken übrig bleibt, darf sich Coco - jetzt sichtlich entspannt - hinstellen. „Sie freut sich, dass sie das warme Fell los ist“, sagt Klingenhäger schmunzelnd. Ach ja: „Die gelben Marken in den Ohren des Schafes sind sein Personalausweis“, schließt der Naturpädagoge seine kindgerechten Ausführungen. „Ich möchte, „dass Kinder erleben, wo die Wolle für Pullover herkommt und dass dem ein weiter und arbeitsreicher Weg vorangeht,“ kommentiert Klingenhäger sein Naturprojekt mit Schaf. Die Wolle verbleibt übrigens im Kindergarten. „Wir werden diese waschen und eine Dame mit eigenem Spinnrad wird uns das Spinnen demonstrieren. Dann färben wir die Wolle und verarbeiten diese mit den Kindern weiter“, erläutert Maria Kessels, Leiterin des Kindergartens.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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