Rund um die Uhr ganz Ohr: 40 Jahre TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen
Wer voller Sorgen und Nöte die kostenfreie 0800 / 1110111 oder 0800 / 1110222 wählt, erreicht – rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr – ein mitfühlendes Gegenüber: eine oder einen der 120 Ehrenamtlichen der ökumenischen TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen. Die wurde vor 40 Jahre gegründet.
40 Jahre TelefonSeelsorge: Dahinter verbergen sich nicht nur beeindruckende Zahlen und Fakten, sondern auch bewegende Schicksale, die Hilfesuchende zum Hörer greifen lassen.
Rund 720.000 Mal wurde die TelefonSeelsorge in den vergangenen 40 Jahren angewählt. Manch Anrufer muss allerdings erst Mut fassen, um sich dann auch auf ein Gespräch einzulassen, legt zunächst immer wieder auf, ehe er sich traut zu sprechen. So erklärt sich, dass im Laufe von vier Jahrzehnten aus 720.000 Anrufen „nur“ rund 540.000 Gespräche entstanden.
Beziehungsprobleme, Einsamkeit, psychische und physische Erkrankungen, vielfach Selbstmord-Gedanken (jeden zweiten Tag ein Anruf dazu) sind Themen, die die Menschen bewegen – vor 40 Jahren ebenso wie heute. Zwei Drittel der Anrufer sind weiblich, ein Drittel männlich – die meisten zwischen 35 und 70 Jahren.
„Ohne das unglaubliche Engagement der Ehrenamtlichen wäre dieser Dienst nicht möglich.“
120 Ehrenamtliche, nach sorgfältiger Auswahl für diese anspruchsvolle Aufgabe professionell aus- und laufend fortgebildet, leisten bei der TelefonSeelsorge Dienst am Nächsten, sei es am Hörer, in der Mailberatung oder in der Krisenbegleitung. „Ohne das unglaubliche Engagement der Ehrenamtlichen wäre dieser Dienst nicht möglich“, betont denn auch Pfarrer Armin Schneider, Superintendent des Evangelischen Kirchenkreises Duisburg und Vorsitzender im Kuratorium der TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen.
Zu den Ehrenamtlichen, die zu ihrem Schutz stets anonym bleiben, gehört unter anderem die Duisburgerin, die seit 1990 Dienst am Telefon versieht, seit 1998 zudem in der Mailberatung tätig ist. „Ich war immer schon gesellschaftlich aktiv, habe dann als junge Mutter von drei Kindern ein Ehrenamt gesucht, das planbar, organisierbar und abgrenzbar ist“.
Drei Dienste im Monat á vier Stunden inklusive eines Nachtdienstes leistet sie nach gründlicher Ausbildung ebenso wie alle anderen Ehrenamtler. Fortbildungsmaßnahmen und Supervision sind verbindlich. Wichtig, um für Menschen in Krisensituationen ein belastbares, vor allem aber kompetentes Gegenüber sein zu können. Ein gutes Herz zu haben reicht eben nicht für diesen verantwortungsvollen Dienst am Nächsten. „Es geht nicht darum, am Telefon mal eben einen guten Rat, einen guten Tipp zu geben.“
Wenn auch der intensive, telefonische Austausch Verzweifelten nicht helfen kann, setzt die Krisenbegleitung der TelefonSeelsorge ein. Diese wurde 1986 eingerichtet. Hier bieten Mitarbeiter der TelefonSeelsorge Menschen, die Krisensituationen nicht mehr allein aushalten beziehungsweise bewältigen können oder wollen, vielleicht auch an Suizid gedacht oder gar versucht haben, Gespräche im direkten persönlichen Kontakt an. Diese Gespräche dienen der Krisenintervention, werden also relativ kurzfristig und über einen kurzen Zeitraum angeboten.
2.651 Anfragen für Krisenbegleitungen verzeichnet die TelefonSeelsorge seit Bestehen dieses Angebots, 1.009 Begleitungen mit im Schnitt fünf Kontakten und 1.642 Kurzberatungen folgten daraus.
Die Möglichkeit zur Beratung per Mail, ebenfalls und selbstverständlich anonymisiert, besteht seit 1998. Zehn Ehrenamtliche haben sich seitdem in 3 550 Mail hier mit Hilfesuchenden ausgetauscht.
Ingesamt haben 550 ehrenamtliche Mitarbeiter in den 40 Jahren seit Bestehen den Dienst der TelefonSeelsorge Duisburg Mülheim Oberhausen ermöglicht. Im Schnitt zehn Jahre – und länger – bleiben sie der guten Sache treu.
„Ich kann wirklich nicht schimpfen darüber, dass sich heutzutage Menschen nicht mehr engagieren“, zieht Olaf Meier, Diplom-Psychologe, Theologe und Leiter der Ökumenischen TelefonSeelsorge, daher im Jubiläumsjahr zufrieden Bilanz.
Autor:Sabine Justen aus Duisburg |
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