Polizei schickte einen Kader zur Fußball-Weltmeisterschaft

Ein erfahrenes Team der Deutschen Polizei will in Russland für friedliche deutsche Spiele sorgen: Hinten von links: Dirk Wüstenbecker (SKB), Matthias Ballentin (SKB), Denis Özkan (ZIS , Koordinator) Holger Bamberg-Schreyer. Vorne von links nach rechts:  Mario Lessig (SKB), Heike Schultz Delegationsleiterin,  Hans Peter Deimann (1. Nachrücker). Foto: Andrea Niegemann
  • Ein erfahrenes Team der Deutschen Polizei will in Russland für friedliche deutsche Spiele sorgen: Hinten von links: Dirk Wüstenbecker (SKB), Matthias Ballentin (SKB), Denis Özkan (ZIS , Koordinator) Holger Bamberg-Schreyer. Vorne von links nach rechts: Mario Lessig (SKB), Heike Schultz Delegationsleiterin, Hans Peter Deimann (1. Nachrücker). Foto: Andrea Niegemann
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Von Andrea Niegemann

Eine sechsköpfige Polizeidelegation soll deutschen Rowdys bei der Fußball-WM die Stirn bieten. Verabschiedet wurde sie wurde vor ihrer Abreise im Landesamt für Zentrale Polizeiliche Dienste (LZPD) im Duisburger Innenhafen.

Hier ist auch der Sitz der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze (ZIS), die schon seit 20 Jahren für mehr Sicherheit bei bundesweiten und internationalen Sportveranstaltungen sorgt. Vor allem Fußballspiele der deutschen Bundesliga und auch der Nationalelf werden stets von ZIS-Spezialisten begleitet, um Ausschreitungen zu verhindern und ein friedliches Sportevent zu ermöglichen.
Die Delegation wurde in Domo Devodo untergebracht, von dort aus wird sie die Arbeit der russischen Polizei unterstützen. Sie hat eine beratende und koordinierende Funktion. Fünf Teammitglieder werden als mobiles Team zu den einzelnen Spielorten des deutschen WM-Kaders reisen. Wer jetzt denkt. „Super Job! Da kann man hautnah erleben, wie sich Jogi und seine Jungs bei der WM schlagen“, ist auf dem Holzdampfer.
Delegationsleiterin Heike Schultz setzt da voll auf die Professionalität ihre Teams: „ In der Regel geht der Blick in den deutschen Fanblock“, erklärt sie, denn es gilt, Störungen und Gewalttaten früh genug zu erkennen.

Deutsche Fans im Visier der Beamten

„Wenn ein Spiel friedlich verläuft und alles gut geht, haben wir früh Feierabend. Wenn’s ausartet, kann es eine lange Nacht werden“, so Heike Schultz weiter. Zwei Tage nach jedem Spiel der deutschen Nationalelf reist das mobile Team wieder ins Koordinationszentrum zurück. Auch das bedeutet nicht „Freizeit“ bis zum nächsten Spiel, sondern die Truppe bereitet sich intern auf die nächste Begegnung vor. „Nach dem Spiel ist für uns vor dem Spiel“, so Schultz. „ Wir sehen uns Stadion und Umgebung an, um Schwachstellen aufzudecken, informieren uns über die teilnehmenden Teams und deren Fans. Sobald potentielle Gefährder entdeckt werden, gehen wir auf sie zu und holen sie aus ihrer Anonymität. Das schreckt ab, Gewalttaten zu begehen.“
Mit zum mobilen Team gehören neben Sabine Schultz noch drei szenenkundige Beamte (SKB), und ein Verbindungsbeamter des Bundeskriminalamtes.
Koordinator Deniz Özkan wird das mobile Team nicht in die Stadien begleiten, sondern die Zeit im russischen im russischen Kooperationszentrum verbringen. Das ist die Schaltzentrale in der Informationen gesammelt, ausgewertet und weitergeleitet werden. Auch die Einsätze werden von hier aus gesteuert.
Im Kooperationszentrum sind auch Delegationen aus anderen Ländern vertreten, denn es ist üblich, dass sich die teilnehmenden Fußballnationen auf diese Weise gegenseitig unterstützen.
Aber auch schon vor Beginn der WM sind die Sicherheitsbehörden in Deutschland tätig geworden um bekannte „Störer und Gefährder“ einzunorden. „Die Beamten sprechen sie gezielt an, um ihnen klarzumachen, dass die deutsche Polizei ihre Klientel auch in Russland im Auge behält“, erläuterte der leitende Polizeidirektor Ingo Rautenberg. Er ist Chef der Abteilung Einsatz beim LZPD NRW und damit auch für die ZIS verantwortlich. Die deutsche Polizei rechnet mit bis zu 100 gewaltbereiten oder problematischen deutschen Fans bei den WM-Spielen der Nationalmannschaft in Russland, die meist einzeln oder in kleinen Gruppen anreisen. Höhere Zahlen werden nicht geschätzt. Die Anreise sei zu weit und teuer, und es gebe Barrieren, wie das Visum und die Fan ID.

Solange im Einsatz wie die Nationalmannschaft

Heike Schultz ist sowieso nicht nur auf die Suche nach Bösewichten: “Wir sind auch für die friedlichen Fans da. Schon auf der Hinreise im Zug, werden wir uns unter die Fans mischen und auch in Russland stehen wir ihnen Ansprechpartner für Probleme zur Verfügung.“ Die Fußball Weltmeisterschaft dauert sechs Wochen. Aber am dritten Tag nach Ausscheiden des deutschen Teams, wenn alle deutschen Fans abgereist sind, müsste auch die deutsche Polizei-Delegation nach Hause fahren. Heike Schultz zeigt sich da aber optimistisch, dass ihr Team bis zum Ende im Rennen bleibt: „Ich glaube an den fünften Stern!“

Autor:

Marc Keiterling aus Essen

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