Leben in Kaßlerfeld - „Die Menschen, die hier wohnen, wissen um die Vorzüge“
Kaßlerfeld gehört wohl zu den unterschätztesten Stadtteilen Duisburgs. Zwischen der Innenstadt und Ruhrort gelegen, nimmt man das Viertel meist nur als Durchgangsstadtteil wahr. Der Wochen Anzeiger sprach mit Sascha Westerhoven, dem Vorsitzenden des Allgemeinen Bürgervereins Kaßlerfeld.
WA: In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich in Kaßlerfeld einiges getan. Wie sehen Sie die Entwicklung des Stadtteils?
Sascha Westerhoven: Anfang der 90er Jahre bestimmten die Projekte der Internationalen Bauausstellung (IBA) Ruhrort und Innenhafen die Stadtentwicklung. Kaßlerfeld, genau dazwischenliegend, drohte in Vergessenheit zu geraten. Mitte der 90er Jahre wurde dann das Stadterneuerungskonzept für Kaßlerfeld beschlossen, ein Meilenstein für unseren Stadtteil. Grünmaßnahmen, Spielplatzumbau, Verkehrsberuhigung, die Förderung privater Haus- und Hofmaßnahmen sorgten dafür, dass Kaßlerfeld ein freundlicheres Gesicht bekam. An der Ruhrorter und in diversen Nebenstraßen wurden Bäume gepflanzt. Auch die Kunst kam nicht zu kurz. So wurde das Mahnmal für die von den Nazis ermordeten Gewerkschafter an der Ruhrorter Straße neugestaltet, die historische Pferdetränke am Gablenzplatz wurde nachgebildet.
WA: 2001, pünktlich zur 200-Jahrfeier der Eingemeindung Kaßlerfelds zu Duisburg, waren die Arbeiten abgeschlossen. Die Maßnahmen blieben nicht ohne Folgen. Auch private Investoren „entdeckten“ Kaßlerfeld.
Sascha Westerhoven: Richtig! So entstand beispielsweise 2006 die „Grüne Mitte Kaßlerfeld“. 23 Häuser an der Gablenzstraße wurden kernsaniert. Die Wohnungen bekamen zeitgemäße Zuschnitte, Balkone, teils eigene Gärten. Attraktiver Wohnraum in ruhiger, citynaher Lage, der gut angenommen wurde, enstand.
WA: Auch die Nahversorgung der Kaßlerfelder hat sich in den letzten Jahren verbessert.
Sascha Westerhoven: Wenn man zurückblickt, hat sich auch da einiges getan. 1993 gab es einen Bäcker, einen Metzger, Rewe und Schlecker. Heute steht Kaßlerfeld, auch was die Einkaufsmöglichkeiten angeht, prima da: Kaufland mit Apotheke und weiteren Geschäften, Aldi, Lidl, alles da. 2008 wurde Kaßlerfelder Kreisel geschaffen. Ein Fachmarktzentrum mit dm, Netto, Kik, Bäckerei Brinker und Zoofachmarkt. Nicht zuletzt ist auch der Großmarkt in Kaßlerfeld beheimatet. Zwei Autohäuser, Bodo Albes und ein Babyfachmarkt haben ebenfalls ihren festen Platz im Viertel.
WA: A propos Babyfachmarkt – wie sieht‘s für den Nachwuchs aus?
Sascha Westerhoven: Ganz gut! Die Grundschule Wrangelstraße ist mittlerweile wieder zweizügig. Es gibt einen Evangelischen und einen Waldorf-Kindergarten. Die Rudolf-Westerhoven-Freizeitanlage bietet Bolzplatz, Volleyball- und Basketballfeld. Und auch die Kaßlerfelder Vereine, beispielsweise der Kaßlerfelder Ballspiel Club oder Tischtennis-Club DJK Gelb-Schwarz Kaßlerfeld, machen ein attraktives Angebot – und einen Sportplatz haben wir natürlich auch. Selbst ein Schäferhundeverein hat bei uns seinen Übungsplatz.
WA: Und dann gibt’s natürlich seit mittlerweile 101 Jahren den Allgemeinen Bürgerverein Kaßlerfeld.
Sascha Westerhoven: Der ABK ist einer der ältesten Bürgervereine überhaupt. Rund 200 Kaßlerfelder sind hier Mitglied, engagieren sich für den Stadtteil und nehmen die zahlreichen Angebote wahr.
WA: Soviel positive Aspekte, die prima Lage an Rhein, Ruhr, Innenstadt und Innenhafen, der ja zur Hälfte auf Kaßlerfelder Gebiet liegt, - warum hat Kaßlerfeld immer noch so einen eher mäßigen Ruf?
Sascha Westerhoven: Schwierig zu sagen, vieles hat sich gebessert, aber es braucht wohl immer noch Zeit, bis es sich in den Köpfen festsetzt. Kaßlerfeld wird meist nur als Durchgangsstadtteil zwischen City und Ruhrort wahrgemommen. Wie schön es sich links und rechts der Ruhrorter Straße leben lässt, kriegt man meist nicht mit. Die Menschen, die hier wohnen, sind gern Kaßlerfelder und wissen um die Vorzüge ihres Stadtteils.
Autor:Andreas F. Becker aus Duisburg |
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