Gesicht zeigen für Menschenfreundlichkeit - Initiativkreis Neumühler Erklärung ruft Plakataktion ins Leben
Der Initiativkreis Neumühler Erklärung, der vor gut zwei Jahren für seinen Einsatz für ein menschenfreundliches und friedliches Miteinander den Preis für Toleranz und Zivilcourage des gleichnamigen Duisburger Bündnisses erhielt, geht jetzt mit einer Plakataktion unter dem Motto „Gesicht zeigen! Gemeinsam für Menschenfreundlichkeit“ in die Öffentlichkeit.
Bei der seinerzeitigen Preisverleihung in der Synagoge der Jüdischen Gemeinde am Innenhafen hatte Oberbürgermeister Sören Link gesagt: „Euer Handeln und Wirken für ein friedliches Neumühl reicht in die Gesamtstadt hinein.“ Nikolaus Schneider, ehemaliger Ratspräsident der EKD, hatte als Laudator den Initiativkreis gebeten, auch weiterhin Mut und Gesicht zu zeigen. Und genau das ist jetzt im wahren Sinn des Wortes geschehen.
Zehn im Stadtteil aktive und bekannte Persönlichkeiten haben sich jetzt von der Fotokünstlerin Heike Kaldenhoff ablichten lassen. „Plakatmacher und Designer“ Peter Borchers hat mit seinem Team die Neumühler Gesichter in einen „Rahmen“ gesteckt, der Aufmerksamkeit erregt. Alle Beteiligten waren ehrenamtlich bei der Sache.
Nachdenkliche und aufrüttelnde Sätze
Zu den Gesichtern kamen noch einige Kernaussagen hinzu, mit denen die Vertreter aus Kirche, Karneval, Sport, Kaufmannschaft und Gesellschaft dazu aufrufen, nicht den Schreihälsen oder den sich versteckenden Mitläufern das Feld zu überlassen. Mit teils nachdenklichen oder aufrüttelnden Sätzen wie „Egal, wo man herkommt: Nett ist nett und Arsch bleibt Arsch“, „Respekt und Anstand – von Jedem, für Jeden“ oder „Mehr miteinander reden als übereinander“ wollen sie dazu beitragen, dass Menschenfreundlich zu den obersten Geboten eines friedlichen Miteinanders gehören.
Der evangelische Pfarrer Michael Hüter („Weil jeder Mensch ein Kind Gottes ist“) und sein katholischer Amtsbruder Pater Tobias („Mach's wie Gott, werde Mensch“) haben in ihren Sätzen auf christliche Wurzeln hingewiesen, die Karnevalisten Inge Hanßen beispielsweise sagt: „Hassen ist leicht, zu lieben erfordert Mut.“
Viel Zustimmung für die Neumühler Erklärung
Die Neumühler Erklärung und deren Wirken hatte eine Vorgeschichte. Als im Herbst 2013 die NPD und Pro NRW mehrere Demonstrationen in Neumühl durchführten, um gegen die geplante Landesasylunterkunft im ehemaligen St. Barbara-Krankenhaus einen Propagandafeldzug zu starten, hat das Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Neumühl eine „Neumühler Erklärung“ verfasst, die sich für ein tolerantes und friedliches Miteinander im Stadtteil aussprach. Dieser Erklärung schloss sich spontan die katholische Schwestergemeinde Herz-Jesu an. Fast alle Neumühler Vereine, Institutionen und Organisationen sowie viele Politiker, Multiplikatoren und Privatpersonen folgten.
Seitdem wurden kontinuierlich Aktionen des Initiativkreises Neumühler Erklärung durchgeführt: Menschen- und Lichterkette durch den Stadtteil, gemeinsame Feste von Einheimischen und Geflüchteten, gemeinsame Kochaktionen (Kitchen on the Run), Theateraufführungen von muslimischen Jugendlichen für Respekt und Toleranz und vieles mehr.
Die Stimmergebnisse für die AfD bei den letzten Landtags- und Bundestagswahlen haben aber gezeigt, dass, so Susanne Reitemeier-Lohaus, Wegbereiterin der Plakataktion, „wir nicht aufhören dürfen, unsere Stimme zu erheben und unser Gesicht zu zeigen.“ So ist die Plakataktion entstanden.
Weitere Mitmacher und Unterstützer erwünscht
Am kommenden Dienstag, 1. Mai, wird in Neumühl auf dem Hohenzollernplatz wieder imposante Vereins- und Bürgerbaum aufgestellt. Das ist Jahr für Jahr ein richtiger „Neumühler Vereins- und Bürgertag“, der stets um 11 Uhr mit einem ökumenischen Gottesdienst beginnt. Den halten in diesem Jahr die evangelischen Pfarrer Anja Buchmüller-Brand und Michael Hüter gemeinsam mit dem früheren katholischen Stadtdechanten Bernhard Lücking. Danach werden auch die Plakate vorgestellt und um weitere Mitmacher und Unterstützer gebeten.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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