Fußballfans zeigen Flagge und Engagement - Bündnis verleiht Preis für Toleranz und Zivilcourage an das Fanprojekt Duisburg

Andreas Scholz und Femke Raskopf nahmen für das Fanprojekt Duisburg e.v. den diesjährigen Preis für Toleranz und Zivilcourage entgegen. Erste Gratulanten waren (hinten v.l.) MSV-Präsident Ingo Wald, Stadtsportbunds-Vorsitzender Rainer Bischoff MdL, Staatssekretär Andreas Bothe, Superintendent Armin Schneider, die DGB-Vorsitzende Angelika Wagner, Dimitrij Yegudin, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, und Bürgermeister Volker Mosblech.
WA-Fotos: Frank Preuß
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  • Andreas Scholz und Femke Raskopf nahmen für das Fanprojekt Duisburg e.v. den diesjährigen Preis für Toleranz und Zivilcourage entgegen. Erste Gratulanten waren (hinten v.l.) MSV-Präsident Ingo Wald, Stadtsportbunds-Vorsitzender Rainer Bischoff MdL, Staatssekretär Andreas Bothe, Superintendent Armin Schneider, die DGB-Vorsitzende Angelika Wagner, Dimitrij Yegudin, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde, und Bürgermeister Volker Mosblech.
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Treffpunkt Jüdische Gemeinde Duisburg: Menschen unterschiedlicher Religionen, Herkunftsländer und Kulturen im friedlichen Gedankenaustausch und Gespräch miteinander. Im Mittelpunkt stehen Menschen, die durch Zivilcourage und Engagement für mehr Toleranz und Verständnis in unserer Stadt sorgen. Ein ermutigendes Signal.

So war es auch am Sonntagabend, als alljährlich zum Gedenktag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz im Jahr 1945, das Duisburger Bündnis für Toleranz und Zivilcourage den gleichnamigen Preis verliehen, jetzt schon zum 17. Mal. Routine? Bei weitem nicht, denn es gab Grußworte, Reden und eine Laudatio, die jüngste Ereignisse auf dem Schirm hatten und die zum Teil bedrückende Aktualität unter die Lupe nahmen.

Diesmal wurde unter vielen Vorschlägen als neuer Preisträger das Fanprojekt Duisburg e.V. ausgezeichnet, dessen Arbeit mit Jugendlichen tief in die Stadtgesellschaft eingreift und unter den Sportbegeisterten, ganz besonders den MSV-Fans, höchste Anerkennung genießt. Kein Wunder, dass bei der Preisverleihung in der Jüdischen Gemeinde MSV-Vorstandsvorsitzender Ingo Wald, sein Vize Robert Philipps und Verwaltungsratschef Markus J. Räuber mit den Preisträgern um die Wette strahlten.

Motivationsspritze für die Zukunft

„Ich bin überzeugt, dass die Auszeichnung sowohl beim Fanprojekt als auch beim MSV eine Motivationsspritze für die Zukunft sein wird“, meint Ingo Wald im Gespräch mit unsere Zeitung und verwies auf das gegen Rassismus und Ausgrenzung gerichtete Projekt „Zebras stehen auf“. „Wir betrachten die Preisverleihung als Anerkennung für unsere Arbeit“, sagten Andreas Scholz und Femke Raskopf, die die Auszeichnung für das Fanprojekt entgegennahmen und betonten die verbindenden Eigenschaften des Fußballs, „um jungen Menschen aus unterschiedlichen Herkunftsländern in den Austausch zu bringen und wichtige Eigenschaften wie Respekt, Toleranz, Fairness und Kommunikation zu fördern.“

Ein wichtiger Bestandteil dieser Arbeit in Sachen Toleranz und Antidiskriminierung war und ist das bereits zweimal durchgeführte Interkulturelle Fußballturnier in unserer Stadt. Im November letzten Jahres trafen unter der Schirmherrschaft von MSV-Vize Robert Philipps sechs Mannschaften aus geflüchteten Menschen, vier Teams der MSV-Fanclubs und zwei aus Duisburger Jugendzentren, um durch das Gegeneinander antreten das Miteinander in Vordergrund zu stellen. Philipps: „Wie freundschaftlich die verbunden waren und wie gut die sich verstanden haben, hat mich schwer beeindruckt.“

Starke Argumente gegen Intoleranz

Beeindruckt haben am Sonntagabend auch die offenen Worte der Redner. „Gastgeber“ Dimitrij Yegudin, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim-Oberhausen, ging auf die jüngste Absage des öffentlichen Lichterfestes ein, auf die Verbrennung jüdischer Fahnen und die Tatsache, dass auf Bolzplätzen Jude ein Schimpfwort sei: „Ich wünsche mir, dass jüdische Einrichtung in Zukunft ohne Polizeischutz auskommen.“

Yegudin verwies aber zugleich auf das gute Einvernehmen in Duisburg. Bürgermeister Volker Mosblech unterstrich dies auch in seinem Grußwort für die Stadt. Mosblech: „Das stärkste Argument gegen Intoleranz, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit ist und bleibt eine demokratische Zivilgesellschaft, auch und gerade in unserer Stadt.“

„Dass wir heute Menschen ehren, die Toleranz leben und Zivilcourage zeigen, an diesem Ort und zu diesem Datum ist ein starkes Zeichen, gerade in Anbetracht unserer Geschichte“, sagte Andreas Bothe, Staatssekretär im Ministerium für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration des Landes NRW. Sein Ministerium unterstützt und fördert das Fanprojekt Duisburg e.V., so dass auch in diesem Jahr die Finanzierung des Interkulturellen Fußballturniers gesichert ist. Bothe weiter: „Mit der Auszeichnung des Fanprojekts Duisburg setzt das Bündnis für Toleranz und Zivilcourage ein Zeichen für eine vielfältige und weltoffene Stadt. Solche Beispiele brauchen wir, sie tragen maßgeblich für ein verständnisvolles und von gegenseitigem Respekt getragenes Zusammenleben in unserem Land bei.“

Sport führt Menschen zusammen

„Dieses herausragende Engagement“, sagte der Sprecher des Bündnisses, Superintendent Armin Schneider, „soll mit der Preisverleihung geehrt und gewürdigt werden. Viele Akteure im Fanprojekt haben hier ein vorbildliches Integrationsprojekt geschaffen, das junge Menschen über den Sport zusammenbringt, denn Vielfalt bewahrt vor Einfalt.“

Für die Jury berichtete Duisburgs DGB-Vorsitzende Angelika Wagner: „Vertreterinnen und Vertreter verschiedener Bereiche des öffentlichen Lebens haben über die Verleihung des Preises entschieden. Sie haben sich schnell auf das Fanprojekt geeinigt, das sich aktiv für ein tolerantes, friedliches Leben in unserer Stadt einsetzt. Und das hat auch etwas mit Zivilcourage und Flagge zeigen zu tun.“

Fazit: Es war eine bewegende und mitnehmende Preisverleihung. Und mit- und einnehmend waren auch die „unter die Haut gehenden“ musikalischen Beiträge der Gelsenkirchener Swingfoniker unter der Leitung von Lutz Peller, früherer Schulleiter am Marxloher Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium, an dem Toleranz, Miteinander und Respekt als bleibende Werte unserer Gesellschaft vermittelt werden.

HINTERGRUND

Das Fanprojekt Duisburg e.V. begleitet u.a. die Fans des MSV Duisburg bei allen Heim- und Auswärtsspielen und bietet auch die Möglichkeit, sich mit anderen Fans auszutauschen.

Ins Leben gerufen wurde das Projekt von Mitarbeitern des Jugendamtes, der Polizeit und des Sportamtes. Finanziell unterstützt wird des vom Land NRW, der Stadt Duisburg und dem DFB. 

Zitat

„Ich hätte Jerome Boateng gerne als meinen Nachbarn.“
Staatssekretär Andreas Bothe in Anspielung auf eine Äußerung von AfD-Chef Gauland.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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