Erfahrungsbericht über den Lohmann Hilfsmotor

2Bilder

Am 01.10.2012 konnte ich mir ein NSU Fahrrad mit dem Hilfsmotor Lohmann
zulegen. Die Begeisterung und die Faszination für Fahrräder mit Hilfsmotoren aus den 50er Jahren entstand u. a. nach dem Kauf des Rex am Riemen (1953) bei der HistoriCar 2007. Als König der Hilfsmotoren wird der Nasenwärmer Rex genannt.

Nachdem ich mich 2007 ein bisschen mit den Hilfsmotoren der 20er bis 50er
Jahre beschäftigte, stieß ich bei meinen Recherchen auf den Lohmann Motor.
Auf der Internetseite www.lohmann-motoren-werke.de konnte ich mich über
den Hilfsmotor ausgiebig informieren.

Ich fand schnell Begeisterung an den kleinen 18ccm Selbstzünder, der mit
Petroleum- Ölgemisch betrieben wird.

Der Startversuch:
Zum Starten wird der kleine Motor mit einer Lötlampe kurz vorgewärmt.
Danach erfolgt der Startversuch.
Nach ein paar Metern hört man den Motor.Das Motorgeräusch erinnert irgendwie an das Geräusch einer Motorsäge.
Die richtige Einstellung zwischen Kompression und Gas muss während der
Fahrt immer mal wieder verbessert und ausprobiert werden.
Faszinierend ist, dass der kleine Lohmann Motor, mit der riesigen weißen
Rauchfahne, überhaupt auf eine schöne Geschwindigkeit von 20 bis 25 kmh
kommt. Und durch die Verwendung des speziellen Petroleum stinkt dieser noch
nicht einmal großartig. Sieht somit schlimmer aus als angenommen.

Der kleinste und effektivste Tretlager- Hilfsmotor aller Zeiten. Obwohl die
Motoren von ILO und MOSQUITO mithalten können, keine Frage.
Da der Lohmann über keinen Lehrlauf verfügt, geht dieser an der Ampel oder
bei kleineren Zwischenstopps aus. Dies ist kein Problem, schließlich steht bei
den Hilfsmotoren das Fahrradfahren und die dabei leichte Unterstützung des
Hilfsmotors im Vordergrund.

Viele Passanten wundern sich über das Geräusch des Motors und der
hinterhergezogenen riesigen Qualmwolke, zumal der Motor am Tretlager
kaum zu erkennen ist. Die Verwunderung ist in jedem Gesicht erkennbar.
Beim fahren fühle ich mich wie in eine andere Epoche zurückversetzt, fern ab
von der heutigen kubikreichen und schnelllebigen Zeit.

Angekommen in einer Zeit des einfachen und zufriedenen Lebens.
Ich knattere mit diesem Fahrzeug weiter und bemerke, wie der Motor immer
schneller wird. Laut Internetrecherche kann ein gut eingefahren Lohmann auf
35 kmh kommen und das mit den einfachen Fahrradbremsen.
Ich nehme etwas Gas zurück und lasse es gemütlicher angehn.
Ich fühle mich wie im siebten Himmel, zwar gibt es heutzutage bequemere
Fortbewegungsmittel, aber ich will heute kein anderes wählen.
Ich fahre heute LOHMANN.

Unterwegs frage ich mich, was passieren würde, wenn ich eine kleine Pause
einlege und der Motor dabei abkühlt? Müsste ich dann wieder strampeln wie
ein Hengst?
Ich bemerke schnell den Unterschied zwischen den Hilfsmotoren und den guten
alten Mopeds der 50er u. 60er Jahre.

Keiner, der in der Nachkriegszeit Geld gehabt hätte, hätte sich einen Lohmann
zugelegt. Aus diesem Grund wurden wahrscheinlich in den Jahren 1949/ 1950
bis 1954 auch nur 51.000 Stück produziert.
Sobald sich der einfache Bürger finanziell das Automobil leisten konnte,
erfolgte die Entsorgung. Getreu dem Motto: „Weg mit dem Mist“.

Einen Vorwurf deswegen dürfen wir den jungen Bundesbürgern nicht machen,
hätten wir doch in dieser Zeit selbst so gehandelt. Schließlich bringt jeder
Fortschritt auch verbesserte Lebensqualität mit sich.
Denken wir z. B. an die Waschmaschine, den Fernseher, die Spühlmaschine,
den Computer usw. Was haben uns diese Erfindungen gebracht?
Eine verbesserte Lebensqualität.
Weiter denke ich mir, dass es gut ist selbst zu entscheiden, was ich mit dem
Luxus der heutigen zivilisierten Welt anfange.
Möchte ich die Konsumgesellschaft weiter unterstützen, den Kapitalismus
vorantreiben oder einfach mal ich selbst sein und in eine Zeit eintauchen, in
der das Volk froh war überhaupt einen Drahtesel zu besitzen.

Wir sehen heutzutage manche Dinge, die unsere Landesmütter und -Väter
damals vor 150 Jahren nicht hatten, als selbstverständlich an.
Aus diesem Grund liebe ich Oldtimer. Ich liebe die alten Vehikel der
vergangenen Jahre. Je älter desto besser.
Zwar war damals nicht alles gut und manche Umstände sehnt man sich nicht
wieder herbei, aber man kann das Streben der Menschen nach Fortschritt und
Veränderung der Lebensbedingungen erkennen.
Von der Steinzeit, der Industrialisierung bis heute.

Was hat sich Hermann Teegen (1899-1962) bei der Entwicklung des Lohmann
wohl gedacht? Wollte er ein Gefährt konstruieren, welches leicht, einfach und
für 129 DM auch noch kostengünstig ist? Die Idee ist auf jeden Fall
sensationell. Und weiter geht die Fahrt.

Angekommen an einer Lichtung lege ich erstmal eine kleine Rast und Ruh ein.
Die Sonne genießen, ein paar ausgiebige Bilder schießen und
ein kleines Video für die Nachwelt festhalten.
Bewusst lasse ich den Motor einfach etwas abkühlen und siehe da, dieser
springt auch ohne das Vorglühen an. Schließlich ist er immer noch etwas
erhitzt.

Fazit:
Fast 2 Stunden war ich mit dem Lohmann unterwegs.
Der Lohmann stinkt, ist laut und hat wenig Leistung. Doch er ist und bleibt ein
außergewöhnliches Vehikel, welches es zu erhalten gilt.
Kein Vergleich mit den anderen Hilfsmotoren der 20er bis 50er Jahre.
Weitere Ausfahrten folgen.

Autor:

David Klug aus Duisburg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.