Entwicklungshilfe und Kulturschock
Kulturschock inklusive: Straßenessen in Plastiktüten, Duschen in der Bucketshower, Gottesanbeterinnen im Badezimmer - „ein einzigartiges Erlebnis“.Pascal Rauen, 26, aus Velbert studiert Soziale Arbeit an der Fachhochschule Düsseldorf. Im Rahmen des Wintersemester-Austauschs mit der University of Development Studies in Ghana verbrachte er acht Wochen in Hansua im Norden des Landes. Mit vier anderen deutschen Studenten lebte er in einem Dorf und erarbeitete eine Datenerhebung: Potenziale, Einwohnerzahlen, Einkommen, Wasserqualität, Professionen und einiges mehr. Mit der Bitte um Unterstützung und Veränderung für die Bewohner, wurde am Ende des Projekts ein Fazit an die Regierung geschickt. „Das Projekt findet jetzt zum dritten Mal statt. Die Erfahrung zeigt auf jeden Fall, dass die Regierung einen Teil unserer Vorschläge umsetzt“, sagt Rauen.
Nicht nur der offizielle Part, auch das Erlebnis, ein Teil der 2.000 Einwohner vom 750 Häuser großen Dorf Hansua zu sein, war für ihn sehr bereichernd. „Anfangs waren die Bewohner noch sehr misstrauisch gegenüber uns Weißen, man konnte ihre Gesten und Mimiken schlecht einschätzen“, erzählt Rauen. Irgendwann siegte aber doch die Neugier und schlug in hohe Erwartungshaltung um, dass die Weißen Veränderung bringen. „Wir waren da eine kleine Attraktion, die Einwohner riefen immer ‚Ubruni‘, was weißer Mann heißt, wenn sie uns gesehen haben.“
Die sanitären Anlagen waren „abenteuerlich“: Toiletten sind dort eher Plumpsklos und zur Körperpflege gibt es so genannte Bucketshowers: Ein großer und ein kleinerer Eimer, die man nutzt, um sich Wasser über den Körper zu schütten. Die Seife ist eher eine Art Spülmittel.
Die Umgebung des Dorfes war geprägt von Regenwald. „Schlangen, Moskitos, Skorpione und Tausendfüßler gab es sehr viele. Ich glaube, es gibt dort keine Schlangenart, die nicht giftig ist“, so Pascal Rauen. Eine der Arbeiten im Rahmen der Entwicklungshilfe, die die Studenten der Partneruniversitäten verrichteten, war Büsche auf den Wegen abzutragen. Diese boten Schutz und Heimat für viele giftige Schlangen, die so eine Gefahr für die Menschen darstellten. „Als ich an einem Morgen zum Zähneputzen ging, war eine Gottesanbeterin im Zimmer. Das war schon beeindruckend, außerhalb eines Zoos hatte ich so etwas ja noch nie gesehen,“ sagt Rauen.
Auch das Klima war milder als erwartet, in der Regenzeit herrschen in Ghana Temperaturen ähnlich denen im Herbst in Deutschland. Zum Teil sei es in Deutschland wärmer gewesen als in Ghana, als Pascal Rauen im Juli dort war.
Rauen erzählt auch, dass generell der Lebensstandart recht hoch war und „man nicht das Gefühl hatte, die Menschen bräuchten unbedingt die Hilfe der Weißen.“
Das große afrikabezogene Thema Aids und HIV war in Ghana nicht sehr präsent. „Es wurde viel mit Infobrettern gewarnt und informiert, man solle sich schützen und Kondome benutzen“, sagt Rauen. „Die Bewohner waren allerdings sehr konservativ, eine Nacht im Hotel ist für zwei Männer nicht im gleichen Zimmer gestattet und wenn, dann nur gegen Aufpreis.“
Die Studenten nahmen am Leben der Ghanaer teil, mit allem drum und dran: Das Kochen des „Fu Fu“ in großen Keramikschüsseln und Essen mit den Fingern war laut Rauen „gewöhnungsbedürftig.“
Das Fazit des Projekts wurde dem „Chief“ vorgestellt, der mit einem Bürgermeister zu vergleichen ist. Er übernimmt die Landverteilung, erteilt Genehmigungen und ist generell Anlaufstelle für die Sorgen und Nöte der Bürger. Seine Aufgabe ist es nun, auf Grundlage der Ausarbeitung der Daten zu entscheiden, was für das Dorf in Gang gesetzt werden sollte.
In diesem Jahr sind zudem wieder Präsidentschaftswahlen. Viele Dörfer, die bisher keine Elektrizität oder eine ausreichende Wasserversorgung erhielten, bekommen dies von den Politikern zugesprochen. „Die Kandidaten wollen natürlich Wähler polarisieren, aber es kommt auch oft vor, dass die Einwohner der Dörfer die Initiative starten. Nach dem Motto: ‚Gib uns Elektrizität und Wasser und wir wählen dich‘,“ so Rauen.
Autor:Alice Gevelhoff aus Velbert |
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