Durch den Krieg „zusammengewürfelt“ - Bewegendes Klassentreffen 70 Jahre nach der Schulentlassung
„Wissen Sie, wir waren ja alle Kriegskinder, und wir wurden aus drei Schulen zusammengewürfelt.“ Da war es vor dem allerersten Klassentreffen nach der Entlassung aus der Meidericher Karolinenschule für Margot Witte gar nicht so einfach, an die Adressen der Mitschüler und Lehrer zu kommen.
Mittlerweile hat sich alles eingespielt. Und jetzt stand das inzwischen alljährliche Klassentreffen nach der Devise „Lasst uns wiedersehen. Wir werden ja auch nicht jünger“ unter einen ganz besonderen Vorzeichen. 1948, also vor genau 70 Jahren, endete die gemeinsame Schulzeit und der sogenannte des Ernst des Lebens begann. Durch die Kriegsjahre hatten die Kinder und Jugendlichen zuvor aber schon reichlich von der ernsten und schlimmen Seite des Lebens erfahren müssen.
Heute ist man abgeklärter, weiß aber, dass man solche Zeiten sich selbst und keinem anderen zurückwünscht. Nicht selten fiel der Unterricht wegen Bombenalarm aus, und zu essen gab es auch nicht immer genug. „Während des Krieges und in den ersten Jahren danach bekamen wir aber in der Schule immer was auf den Teller, was zuhause nicht regelmäßig der Fall war“, sagt die Organisatorin der Klassentreffen. Margot Witte, die in diesem Tagen zudem ihren 84. Geburtstag feierte: „Da waren wir alle dankbar und sind es im Rückblick noch heute.“
Jeder hatte etwas mitgebracht
Früher gab es zudem übervolle Klassen in Gebäuden, denen die Kriegseinwirkungen anzusehen waren. Margot Witte selbst hat dreimal das Schulgebäude wechseln müssen, ehe es dann in der Karolinenschule vor sieben Jahrzehnten zum endgültigen Abschied aus vom Schulalltag kam.
Die Zahl der Teilnehmer an den „Jahrestreffen“ nimmt stetig ab. Von den Lehrerinnen und Lehrern lebt eh niemand mehr. Aus Krefeld, Oberhausen, Dinslaken, Meiderich und der Duisburger Innenstadt kamen diesmal noch neun ehemalige Karolinenschüler und zwei Ehepartner zusammen, um einen gemütlichen Abend im Neumühler Restaurant Haus Birken zu verbringen. Jeder hatte etwas mitgebracht: Erinnerungsfotos, Blumensträuße, kleine Geschenke und vor allem jede Menge gute Laune.
Ein Wiedersehen im nächsten Jahr
„Mittlerweile“, so Margot Witte, „hört man ja von vielen Klassentreffen nach 50 Jahren. Aber 70 Jahre, das ist doch was.“ Ihre Klassenkameradinnen und -kameraden von damals lachen und nicken sich aufmunternd zu. Die muntere Schar der älteren Damen und Herren hatte Ausdauer, Appetit, „Sitzfleisch“ und halt eine Menge zu erzählen. Der gemütliche Abend voller Erinnerungen endete mit dem Versprechen, sich im nächsten Jahr auf jeden Fall wiederzusehen.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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