Das „Panini-Fieber“ grassiert - Tauschbörsen sind gefragt
Von Nadine Scholtheis
Eingefleischte Fußballfans fiebern nicht nur den WM-Spielen entgegen und dem ersten Auftritt Deutschlands am Sonntag. Nein, sie sind auch vom „Sammel-Virus“ infiziert. Das „Panini-Fieber“ grassiert.
Die offiziellen Panini-Sticker sind das Objekt der Begierde, das zahlreiche Fans zu den Tauschbörsen lockt. So auch am Freitag letzter Woche in der Stadtbibliothek Ruhrort. Rund 50 Fans jeden Alters versammelten sich um die Tische und tauschten Sticker, was das Zeug hielt. Die Stimmung war bestens bei kleinen und großen Fans.
Ein Muss im Gepäck eines Panini-Sympathisanten: die Liste mit den bereits vorhandenen Stickern und eine mit denen, die in der heimischen Sammlung noch fehlen. Im Verkauf erhältlich sind die Aufkleber in Tütchen, in die jeweils fünf Sticker eingeschweißt werden. 682 machen dann das Panini-Album zur WM 2018 komplett. Ein Tütchen kostet 90 Cent. „Das ist schon ziemlich teuer“, findet Moritz Gehrmann, der in Duisburg und Umgebung verschiedene Tauschbörsen besucht und nicht nur an WM-Klebebildchen interessiert ist, sondern auch an Stickern der Europameisterschaft und der Bundesliga. Hier in Ruhrort hat sich der Besuch der Tauschbörse für ihn ganz besonders gelohnt: „Ich hatte bis vorhin noch 400 Sticker, jetzt habe ich noch 50 dazu bekommen“, strahlt der Teenager übers ganze Gesicht. „Ok, 30 habe ich abgegeben, aber das ist ein guter Kurs.“ Und warum sind Tauschbörsen so spannend? Moritz hat dafür eine klare Antwort: „Das ist ein persönlicher Weg, alle Sticker zusammen zu bekommen. Der Austausch mit den anderen Fans gefällt mir besonders gut!“ Sein Lieblingsspieler ist Neymar Júnior aus Brasilien: „Ein Weltklasse-Fußballer eben. Ich mag seine Spielweise.“
Freundschaften sind entstanden
Dass auch Frauen vom Panini-Fieber gepackt werden können, weiß Natascha Herzig nur allzu gut. Sie nimmt das erste Mal an einer Tauschbörse teil und ist begeistert: „Ich hab mich zuerst gar nicht getraut, als Frau mit hierher zu kommen. Man denkt ja immer, das ist nur was für Männer. Aber ich muss sagen, mich hat auch das Fieber gepackt. Es sollten mal mehr weibliche Fans zu den Börsen kommen. Wir sind gleich nach der Arbeit hierher gefahren und es lohnt sich. 35 Bilder, die uns noch fehlten, haben wir jetzt in der Tasche. Eine tolle Idee.“
Ziel einer Tauschbörse ist es, vor der WM so viele Sticker wie möglich zu bekommen, um sie ins eigene Panini-Album einzukleben, erklären die Fans, die sich auch außerhalb der Tauschbörsen privat auf einen Kaffee treffen. Sogar echte Freundschaften entstehen hier – die Geselligkeit ist nicht zu übersehen. Organisiert werden die Tauschbörsen seit vielen Jahren von Wilhelm Krieger. „Zuvor haben wir uns immer in der Stadtbibliothek Beeck getroffen. Seit einiger Zeit sind wir in Ruhrort“, erklärt er. Die Verantwortlichen stellen ihre Räumlichkeiten gerne für die Tauschbörsen zur Verfügung: „Die Bibliothek wird belebt, so können wir uns neuen Kunden präsentieren und unser Angebot zeigen. Der Austausch zählt hier“, erklärt Julia Bökenbrink, Leiterin der Bezirksbibliotheken Homberg/Hochheide.
Nächster Treff: AWO Walsum
Doch nicht nur Fußballsticker fürs Album werden getauscht. „Schwarzes Gold“ heißen die Bildchen, die es insbesondere Leuten, die im Bergbau zu tun hatten, angetan haben. Auf den Stickern wird Steinkohlebergbaugeschichte auf 240 Bildchen erzählt. „Was für uns zählt ist die Erinnerung“, schwärmt Rolf Wernsdörfer, dessen Familie eng mit dem Bergbau verbunden war. Hier treffen sich verschiedenen Interessenten jeden Alters. Das macht Spaß!“
Übrigens: eine nächste Tauschbörse für WM/EM, Bundesliga und „Schwarzes Gold“ findet am kommenden Mittwoch, 20. Juni, in der AWO am Tannenweg 6 in Walsum statt. Jeden zweiten Freitag im Monat wird ab 15 Uhr in der Ruhrorter Einrichtung fleißig getauscht. Also, auf geht’s! Was fehlt dir noch? Der Kreis „Schwarzes Gold“ schwelgt in Erinnerungen. Die Herren tauschen und teilen die Sticker zum Thema Bergbaugeschichte.
Autor:Marc Keiterling aus Essen |
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