Braucht Duisburg ein Designer Outlet Center? : Bürger diskutieren mit Experten
„Starke Stadt durch starke Innenstadt! Braucht Duisburg ein DOC?“ war die Podiumsdiskussion übertitelt, bei der in der Liebfrauenkirche Experten aus Stadtentwicklung, Architektur, Immobilienwirtschaft, Handel sowie Gewerkschaft mit Bürgerinnen und Bürgern diskutierten.
Nur wenige der 160 Plätze in der Liebfrauenkirche blieben leer. Dort ging es zwar auch um die Frage, ob Duisburg ein Designer Outlet Center (DOC) braucht, vor allem aber um das Problemkind Innenstadt. Unter den Besuchern waren überwiegend Bürger, die gegen den Bau eines DOC auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs sind. Aber auch gut ein Dutzend Befürworter, wie die Hände zeigten, die auf Nachfrage von Mario Mais, Moderator des Stadt-Senders „Studio 47, nach oben zeigten. So auch Georg Hahues, der sich die Argumente anhören wollte. „Ich bin vor allem gegen diese Kampagne, das ist Lobbyismus“, äußerte der Architekt. „Das Outlet könnte ein Magnet für Duisburg werden“, so der Duisburger. Dem kann sich Jaqueline Nehrkorn nur anschließen: „Allein das Veranstaltungsmotto ist nicht offen. Macht sich aber natürlich gut. Man kann für Duisburg und für das Outlet Center sein!“, bekräftigt die Duisburgerin
"Es fehlt ein klares Bekenntnis der Stadtverwaltung"
Auch der Stadtplaner Daniel Wilhelm, einst im Planungs- und Bauausschuss tätig, ist für das DOC. Er sagte: „Mir fehlt ein klares Bekenntnis der Stadtverwaltung zu solchen Aktionen. Diese suggeriert, als würde sich die Mehrheit aufbäumen. Es werden auch keine Überlegungen angestellt, dieses Areal an die Innenstadt anzubinden, etwa durch eine Rundumwege-Führung. Wenn wir das DOC nicht machen, gehen die Investoren woanders hin. Leute von außerhalb gehen nicht nach Duisburg rein. Ohne Outlet kommen überhaupt keine.“ Andreas aus Wanheimerort ist gegen den Bau des DOC. „Ich weiss nicht, was das der Stadt bringen soll. Das zieht Kaufkraft aus der Innenstadt“, ist der Duisburger überzeugt.
Rolf Junker, der Kommunen, Länder, Bund und Institutionen bei der Konzeption einer nachhaltigen Stadt- und Regionalentwicklung berät, in seinem Rede-Beitrag:„Die Zentralität ist von schlichter Gefährlichkeit.“ Er, wie auch Andere, gab zu bedenken, dass die wenigsten Outlet-Besucher den Weg in die Innenstadt suchen werden. „Ein normaler Einkäufer macht nach etwa 1200 Metern schlapp“, so Junker.
"Duisburg muss sich um seine Innenstadt kümmern"
Die Leerstände in der Innenstadt, wie man deren Attraktivität auch ohne das DOC steigern könne sowie das Sterben von Randbezirken waren weitere Themen. Hanna Hinrichs, Projektmanagerin von StadtBauKultur NRW
StadtBauKultur NRW, die sich für eine lebenswerte und nachhaltige gestaltete bauliche Umwelt in Nordrhein-Westfalen einsetzt: „Duisburg muss sich um seine Innenstadt kümmern. Mit welchem Bild von Innenstadt wollen wir leben?“ Boris Roskothen, macht sich als Einzelhändler und Vertreter der Wirtschaft, große Sorgen: „Wir brauchen auf dem Grundstück keinen großflächigen Einzelhandel. Das Center nimmt Umsatz weg.“
Dr. Hans Heinrich Blotevogel, Professor für Angewandte Geographie an der Universität Wien, der an der Universität Duisburg-Essen Wirtschafts- und Sozialgeographie lehrte: „Wir brauchen Nutzungsmischung, der Einzelhandel muss erhalten bleiben und kein monofunktionales Center.“ Thomas Keuer, Bezirksgeschäftsführer Verdi Duisburg-Niederrhein, gab zu bedenken, dass „an der neuen Stelle“, weniger Arbeitsplätze zu schlechten Bedingungen entstehen würden.
Das DOC als Chance sieht ein Bürger, der sich zu Wort meldete. Er gab zu bedenken: „Das ist kein klassisches Einkaufszentrum, sondern dort gibt es Designermode zu günstigerem Preis. Wir holen Leute in die Stadt und Duisburg wird bekannt.“ Die Duisburger müssten hier einkaufen, appellierte eine Bürgerin in Hinblick auf das Thema „Stärkung des Einzelhandels“. Ein Bürger, der sich ebenfalls an der Diskussion beteiligte, und sich dafür aussprach, das Angebot in der Innenstadt zu optimieren und den inhabergeführten Einzelhandel zu stärken, äußerte: „Wir haben die Möglichkeit, die Sache zu drehen, aber nicht mit einem zweiten CentrO.
Info:
Die Podiumsdiskussion wurde durch die Initiative „Ja zu Duisburg – kein DOC“ initiiert, die sich im März diesen Jahres gegründet hat. Bürgerinnen und Bürger können am 24. September, am Tag der Bundestags- und Oberbürgermeisterwahl, auch für oder gegen den Bau des Designer Outlet Centers (DOC) auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs stimmen.
Autor:Marjana Križnik aus Düsseldorf |
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