Bewusstsein erneuern und die Wachsamkeit vergrößern - Gedenkveranstaltung zum achten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe
Das Schlimmste wäre das Vergessen. Das aber werde nie eintreten. Pfarrer Jürgen Widera, Ombudsmann der Stadt und Vorstand der „Stiftung Duisburg 24-7-2010“ ist sich sicher, dass der bevorstehende achte Jahrestag der Loveparade-Katastrophe Erinnerung und Mahnung zugleich sein wird.
Das Bewusstsein soll erneuert und die Wachsamkeit vergrößert werden. Deshalb wird auch in diesem Jahr die Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestages des Loveparade-Unglücks vom 24. Juli 2010 mit 21 Toten wieder öffentlich sein. Sie beginnt am kommenden Dienstag um 17 Uhr an der Gedenkstätte im Tunnel Karl-Lehr-Straße.
Tunnel wird gesperrt
Die Ansprache hält Dr. Jürgen Thiesbonenkamp, Sprecher des Stiftung-Kuratoriums. Die musikalischen Beiträge gestalten Okko Herlyn und Pia Kehl. Bereits am Abend zuvor, also am Montag, 23. Juli, organisiert wie erstmals im vergangenen Jahr der Verein „Bürger für Bürger“ in eigener Regie die „Nacht der 1000 Lichter“. Der Tunnel im Zuge der Karl-Lehr-Straße wird aus diesem Grund von kommenden Montag, 18 Uhr, bis einschließlich Dienstag, 22 Uhr, für den Autoverkehr wieder komplett gesperrt werden.
Die Vorschau auf den achten Jahrestag der Loveparade-Katastrophe nahm die Stiftung zudem zum Anlass, so etwas wie eine Bilanz der vergangenen zwölf Monate zu ziehen. „Die Arbeit der Stiftung wurde stark von dem Prozessbeginn in Düsseldorf geprägt und beeinflusst“, berichten Ulrike Stender, Jürgen Thiesbonenkamp und Jürgen Widera.
Durch die finanzielle Unterstützung des Landes konnte ein umfassendes Konzept für die Betreuung erstellt und umgesetzt werden. Während der Verhandlungen standen mehrere Seelsorger als Ansprechpartner zur Verfügung. „Dies wird auch für die kommenden Verhandlungstage gewährleistet sein“, so Richard Bannert, Koordinator der Notfallseelsorge Duisburg..
Veränderungen in der Stiftung
Weiterhin konzentrierte sich die Arbeit der Stiftung auf die Unterstützung von Menschen, die bei ihr Hilfe suchten. Dabei ging es etwa um Hilfe bei Rentenanträgen, Vermittlung von Therapieplätzen, Kostenübernahmen von Therapien, Hilfe bei der Suche nach Möglichkeiten der finanziellen Unterstützung, Organisation der Selbsthilfegruppe und der Pflege der Gedenkstätte durch die GfB, die Duisburger Gesellschaft für Beschäftigungsförderung.
Innerhalb der Stiftung gab es zudem einige Veränderungen. So wechselte das bisherige Vorstandsmitglied Birgit Nellen ins Kuratorium, im Gegenzug wechselte Ulrike Stender aus dem Kuratorium in den Vorstand. Neues Mitglied des Kuratoriums ist die ehemalige Ministerpräsidentin des Landes NRW, Hannelore Kraft. Sämtliche Mitglieder des Kuratoriums und des Beirats arbeiten weiterhin ehrenamtlich.
Auch in der nächsten Zeit wird die Begleitung der Angehörigen, Betroffenen und Nebenkläger beim Loveparade-Prozess in Düsseldorf viel Zeit, Geduld und Engagement in Anbruch nehmen. Dies sei nach wie vor eine Mammutaufgabe, der sich die „Stiftung Duisburg 24-7-2010“ verantwortungsvoll stellen will.
Störfeuer
"Störfeuer" gab es übrigens im Vorfeld der Gedenkveranstaltung vom Vorstand des "LoPa 2010 e.V.", der mitteilte, dass er dieses Jahr nicht dabei sein würde und zugleich schwere Vorwürfe gegen Widera und Thiesbonenkamp erhob. "Erstens haben die schon einige Male nicht mitgemacht, und zweitens sind deren Angriffe nichts Neues", so Widera im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger. Ihm und der Stiftung wie auch der Stadt gehe es um den nachhaltigen Umgang und Hilfestellung der Betroffenen. Und da sei die Stiftung nach wie vor bestens im Gespräch: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen."
Weitere Infos
In einer sehr ausführlichen Stellungnahme des Vorstands des Vereins LoPa 2010 e.V. anlässlich des achten Jahrestages der Loveparade-Katastrophe heißt es unter anderem: "Tag für Tag kämpfen sich viele Überlebende zurück ins Leben. Der Jahrestag ist für sie jedes Jahr eine große Belastung. Dann auch noch bei der Gedenkfeier am Unglücksort Livemusik zu spielen, war letztes Jahr für die meisten einfach unerträglich. Wir haben beschlossen, uns diese Form des 'Gedenkens' dieses Jahr nicht mehr anzutun. Es soll in Ruhe und ohne großen Rummel an die Verstorbenen und Überlebenden gedacht werden. Betroffene, die seit Jahren ohne Hilfe in der Luft hängen und auch von der Stiftung 24.07.2010 nicht unterstützt wurden/werden, haben sich über die Rede von Herrn Thiesbonenkamp bei der Gedenkstunde 2017 geärgert, weil sie nach wie vor keinerlei Unterstützung von der Stiftung 24.07.2010 erfahren."
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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