Alles Käse! Angelika Komanek ist eine von nur 150 Käse-Sommeliers in ganz Deutschland

Für manche ist alles Käse. Für Angelika Komanek dagegen ist Käse alles. Die Duisburgerin ist diplomierte Käse-Sommelière und damit Mitglied einer kleinen, feinen Runde. Denn davon gibt es zurzeit nur 150 in ganz Deutschland, 440 in Europa. Die Genuss-Experten haben sich nicht nur alles Wissenswerte rund um den Käse angeeignet. Sie geben ihr Know how auch gerne weiter. Die Liebe zum gefragten Naturprodukt traf die 45-Jährige allerdings erst auf den zweiten Blick.

Seit 2010 arbeitet die gelernte Einzelhandelskauffrau an der Käse-Theke von Edeka Angerbogen in Huckingen, hat sich zunächst dank der Hilfe ihres Teams mit der Materie vertraut gemacht. Einmal eingearbeitet, konnte die Erstkraft dann gar nicht mehr genug von Camembert und Co. bekommen. „Da hat mich der Virus gepackt!“
Auf eigene Faust besuchte Angelika Komanek daraufhin Seminare, nutzte gar einen Urlaub in München, um im Laden von Käse-Fachfrau Ute Sturm noch mehr zu lernen. „Dann hörte ich davon, dass es die Ausbildung zum Käse-Sommelier auch in Deutschland gibt.“

Seit 2012 wird der zweiwöchige Intensiv-Lehrgang (Kosten: 2500 Euro) auch im European Cheese Center in Hannover angeboten. Vorher war die Zusatz-Qualifikation nur in Österreich möglich. „Da habe ich mich dann angemeldet und vergangenes Jahr für die Ausbildung gerne Urlaubstage investiert“, berichtet die Wanheimerorterin. 16 Teilnehmer paukten zwei Wochen lang alles, was es rund ums Thema nur zu wissen gibt, um die schriftliche, mündliche und praktische Abschlussprüfung auch bestehen zu können.

"Zu jedem Käse gibt es eine Geschichte."

Ein diplomierter Käse-Sommelier muss nicht nur alles über die Geschichte des Käses wissen, sondern auch aus welcher Region der Käse stammt, welche Milchart verwendet wird, wie der jeweilige Käse hergestellt, gereift, gelagert wird, warum sich wann welcher Schimmel entwickelt. Bei derzeit 4 500 Sorten schon eine Herausforderung! Aber: „Zu jedem Käse gibt es eine Geschichte.“

Wie ein Wein-Sommelier, muss auch der Käse-Experte das Produkt fachlich detailliert beschreiben können. „Nur ‚gut und lecker‘ reicht da nicht“, weiß Angelika Komanek. Auge, Nase und Mund sind bei der Beschreibung gleichermaßen gefragt: „Was sehe ich? Wie ist der Kern? Was rieche ich, welche Aromen schmecke ich? Wie ist er im Abgang?“ Die Sortimentszusammenstellung ist ebenso Thema der Ausbildung wie die Sortimentsoptimierung, die Käse-Veredelung, der Einkauf, die Präsentation, die Schnitttechnik. Wichtig außerdem: Weinkunde, um den geschmacklich bestens passenden Käse aufs edle Tröpfchen abzustimmen.

Zwei Wochen lang fast rund um die Uhr gepaukt

„Nach all den Jahren wieder die Schulbank zu drücken, war schon eine Herausforderung“, berichtet Angelika Komanek. Vom Aufstehen um 4.30 Uhr bis zum Schlafengehen gegen 22 Uhr hieß es: pauken, pauken, pauken. „Ich bin mit den Büchern eingeschlafen und mit den Büchern aufgewacht.“ Vier Stunden dauerte die schriftliche Prüfung. Aufgabe der praktischen Prüfung: einen Käsewagen mit zehn verschiedenen Sorten nach eigener Wahl so anzurichten, dass es höchsten gastronomischen Ansprüchen genügt und dabei alles Wissenswerte zu jeder Sorte erklären zu können. „Das war nicht einfach. Dabei haben meine Hände gezittert“, gesteht die 45-Jährige.

Aber ihr privates Engagement hat sich gelohnt. Angelika Komanek ist nun eine von zurzeit nur 150 diplomierten Käse-Sommeliers in Deutschland. „Das wäre nicht möglich gewesen ohne die große Unterstützung während meiner Ausbildung“, betont sie und spricht nochmals allen, die ihr – in welcher Form auch immer – geholfen haben, ein dickes Dankeschön aus.

Zum European Cheese Center in Hannover wird die Duisburgerin in diesem Jahr noch dreimal reisen. Denn Angelika Komanek hat drei weitere Seminare gebucht. „Wenn ich was mache, dann mache ich es auch richtig!“ Stimmt.