„Wir werden den Worten von Politik und Verwaltung nicht mehr glauben.“

Der Vorsitzende des OSC 04 Rheinhausen Jürgen Keusemann hat bei seiner Ansprache zum Neujahrsempfang des Vereins eine ernüchternde Bilanz gezogen: Die Lage der Vereine in Duisburg verschlechtere sich immer mehr. Dafür trage nicht zuletzt die Stadt die Verantwortung.

Auch den OSC traf es besonders hart: Entgegen der Versprechnungen der Stadt Duisburg war das OSC-Bewegungszentrum nicht zu realisieren, das monierte Keusemann noch einmal ausdrücklich.
„Immer wieder und zu jeder Gelegenheit wird uns gesagt, wie wichtig unser Tun für die Gesellschaft, für Duisburg ist, wie wertvoll und unersetzbar der Sportverein ist, wie sehr man unsere Arbeit schätze und, dass uns im Rahmen des Möglichen jede nur denkbare Unterstützung sicher sei“, erklärte Keusemann und setzte dem die Wirklichkeit entgegen.
„Die bitterste Pille für uns ist, dass unsere Pläne für das Bewegungszentrum nicht realisierbar sind, da die einstimmig durch den Rat zugesagten Mittel aus dem Konjunkturpaket II in Höhe von einer Millionen Euro definitiv nicht kommen werden. Ja schlimmer noch, die ursprünglich vorgesehenen Mittel in Höhe von 670 000 Euro zur Errichtung eines Kunstrasenplatzes und zur Sanierung der beiden Clubhäuser sind damit ebenso verloren und der OSC steht mit komplett leeren Händen da.“
Dauernd stünde man beim OSC vor den Überlegungen, ob man nicht verpflichtet sei, die maroden Clubhäuser zu schließen. Mit dem Bewegungszentrum hätte der OSC aufzeigen können, dass dies die Zukunft des Sports und der Sportvereine ist und dass jeder Stadtteil in Duisburg eine solche Einrichtung braucht. Damit wäre eine nachhaltige Entwicklung des Sports in Duisburg angestoßen worden. Mehr als anderthalb Jahre intensiver Planung, bei der eine Reihe von Leuten beteiligt war, seien nun vergebens.
Darüberhinaus „passiert eigentlich nichts mehr und das kann nicht einfach mit dem maroden Haushalt begründet werden. Wenn es zum Beispiel um die Sanierung eines unserer Fußballfelder geht. Schon seit Jahren ist die dringende Notwendigkeit bekannt und es wurde uns versichert, dass der OSC jetzt dran sei. Wenn aber jetzt plötzlich hiervon nichts bekannt ist, dann haben wir größte Zweifel an der Ernsthaftigkeit und Verlässlichkeit der Stadt.“
Nichts von dem, was in der Vergangenheit gesagt und versprochen wurde, sei eingehalten worden. Im Gegenteil, meint Keusemann, die Situation sei immer nur schlechter geworden mit immer weiteren Forderungen und Anforderungen an die Vereine. Als Beispiel nannte Keusemann die Erhöhung der Hallennutzungsgebühren für Sporthallen, die den Namen kaum noch verdienen.
Und ergänzte: „Wir haben nicht das Gefühl gerade angesichts der wirklich schwierigen Situation der Stadt die notwendige und vor allen Dingen mögliche Unterstützung zu erhalten. Unser Anliegen ist, dass der Bürger, der Mensch sich in Duisburg wohlfühlt. Wir leisten unseren Beitrag hierzu und von unserem Wirken profitiert wiederum die Stadt. Und das wollen wir, wir wollen unseren Beitrag leisten, dass Duisburg eine lebenswerte Stadt ist.“
Keusemann erinnerte noch einmal an seine Worte zu den ehrenamtlich Tätigen in den Vereinen zwei Jahre zuvor:
„Wenn diese Menschen keinen Sinn mehr in ihrem Tun sehen, dann hat Duisburg nicht das Problem, dass die Stadt pleite ist, dann ist kein Leben mehr in der Stadt, dann haben wir eine tote Stadt.“
Diese Situation habe sich seitdem deutlich verschlechtert. Für die Vereine gehe es ans Eingemachte. Man müsse kein Hellseher sein, für die Prognose, dass eine Reihe von Vereinen bald nicht mehr existieren werde, wenn es so weiter geht.
Ungewöhnlich harte Worte fand Keusemann gegenüber Politik und Verwaltung: „Aber wir werden den Worten von Politik und Verwaltung nicht mehr glauben. Wir wissen jetzt, dass wir nicht mit Unterstützung rechnen können und, dass wir uns besser nur auf uns selber verlassen. Wir werden nicht mit der Stadt rechnen und uns nicht auf sie verlassen. Die Stadt ist kein verlässlicher Partner. Die Stadt zeigt keinen Respekt gegenüber den Bürgern, gegenüber den Menschen in Duisburg.“

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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