Putzaktion wendet Schießstandsperrung ab
Zu Staubsauger und Wischmopp statt Gewehr und Pistole griffen am vergangenen Freitagmorgen (25.01.2013) Schützen des BSV Rheinhausen-Bergheim und des SV St. Sebastian Hochemmerich, um die Schießstände in der Sporthalle Krefelder Straße grundzureinigen.
Eigentlich wäre dies die Aufgabe von Duisburg Sport als Betreiber der Anlage gewesen und bereits vor Monaten von der Polizei bei einer routinemäßigen Kontrolle angemahnt worden. Die Vereine, die die Anlagen angemietet haben, hatten hiervon jedoch keine Kenntnis – bis der BSV am vergangenen Donnerstagmittag, wenige Stunden vor dem Training, vom diensthabenden Hallenwart quasi über den inoffiziellen kurzen Dienstweg über die sofortige Sperrung der 25- und 50-Meter-Stände für die Klein- und Großkaliberdisziplinen informiert wurde. Der Hintergrund klärte sich erst nach Rückfrage bei Duisburg Sport auf. Dort hatte man festgestellt, dass die bis dato mit der Reinigung der Stände beauftragte Firma die nach dem Sprengstoffgesetz erforderliche Zulassung für diese Arbeit, das entfernen von Pulverresten und Bleiabrieb, nicht besaß. So fiel offenbar die Entscheidung „Sperrung statt Reinigung“. Dass sich unter den Schützen möglicherweise jemand finden mochte, der diese Zulassung besitzt, schien dabei nicht Betracht gezogen worden zu sein. Glücklicherweise verhielt es sich jedoch so und mit einem geliehenen Spezialstaubsauger, Besen, Wischmopp und unvermutet guter Laune gingen am Freitagmorgen 10 Herren und eine Dame ans Werk und retteten so nicht zuletzt auch das bereits angekündigte Königsschießen der St. Sebastianer am darauffolgenden Samstag.
Ließ sich das aktuelle Problem diesmal durch das spontane Engagement der Schützen lösen, so war es doch nur das jüngste Kapitel in einer seit Herbst letzten Jahres andauernden Reihe unliebsamer Überraschungen. Im Oktober nämlich hatte die Polizei die Schießstände kontrolliert, einige Mängel festgestellt und Duisburg Sport als Betreiber die Beseitigung derselben zur Auflage gemacht. Über Art und Umfang der Mängel wurden die Vereine nicht informiert, noch über eine mögliche drohende Sperrung der Anlagen.
Recht zügig wurden dann auch die Stahllamellen der Kugelfänge auf der 50-Meter-Anlage ausgebessert. Weitere Arbeiten blieben aber aus, bis die Schützen dann Anfang November unvermittelt vor verschlossener Tür standen. Die Polizei hatte den 10-Meter-Stand für Luftgewehre gesperrt. Die Stadt hatte die geforderte Ausbesserung der mit den Jahren doch reichlich zerlöcherten Gipskartonplatten hintern den Kugelfängen versäumt. Beinahe vier Wochen benötigte es, um an der Rückwand Stahlblechplatten anzubringen und diese mit an Dachlatten befestigten einfachen Bau-Abdeckplanen zu verhängen, um zurückprallende Bleigeschosse aufzuhalten – eine Konstruktion, die bei den sachkundigen Schützen nur ratloses Kopfschütteln hervorrief, hätte laut den behördlichen Baurichtlinien für Schießstände ein Ersatz der Gipskartonplatten doch ausgereicht und wäre für die Stadt möglicherweise sogar günstiger gewesen. Schwerer für den Verein wog indes der Trainingsausfall, nicht nur für die Sportler unmittelbar vor den Kreismeisterschaften, sondern vor allem für die Neueinsteiger und insbesondere die Vereinsjugend, die mit nichts anderem als Luftgewehr und Luftpistole schießen darf.
Zuletzt folgte nun die gerade noch abgewendete Sperrung der 25- und 50-Meter-Anlagen. Hier wäre ein längerfristiger Trainingsausfall nicht nur hinsichtlich der sportlichen Leistungen zum Problem geworden. Sportschützen, die eine erlaubnispflichtige Schusswaffe besitzen, müssen für das Fortbestehen ihrer Besitzerlaubnis gegenüber der Polizei eine bestimmte Anzahl an Trainingseinheiten nachweisen. Eine alternative Trainingsmöglichkeit zu den Ständen in der Sporthalle gibt es nicht, denn keiner der die dortigen Anlage nutzenden Vereine verfügt über ein eigenes Schützenhaus o.ä.
Als größtes Ärgernis bei all diesen Vorkommnissen stellt sich jedoch die mangelnde Kommunikation mit den Nutzern der Anlagen dar, und dies nicht nur bezogen auf die offenkundige Unfähigkeit, zeitnah über eine Sperrung zu informieren. Manch ein argwöhnischer Geist mag hier schon ein System oder das bewusste ignorieren einer Randsportart mutmaßen.
Doch grade bei einem derart gesetzlich regulierten Sport wie dem Schießsport sollte es doch nahe liegen, dass unter den Sportlern Personen anzutreffen sind, die über entsprechende behördlich bescheinigte Sach- und Fachkunde verfügen. Unverständlich, warum anfallende Aufgaben wie Reinigungs- oder Ausbesserungsarbeiten, die ja stets mit behördlichen Auflagen verbunden sind, nicht mitgeteilt werden, so dass man für das eine oder andere eine gemeinsame Lösung finden könnte. Unverständlich, warum es immer wieder dazu kommen muss, dass die Vereine ohne Vorwarnung vor verschlossenen Türen steht. Denn dass die Schützen durchaus bereit sind, sich für den Erhalt ihrer Trainingsstätte zu engagieren und sich nicht auf ihrem Mieter-Status auszuruhen, hat doch nicht zuletzt die Putzaktion am Freitag gezeigt.
Autor:Daniela Breuer aus Duisburg |
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