Nicht brillant, aber mit Siegeswillen!
Die vierfache Europameisterin und Rekordnationalspielerin Martina Voss-Tecklenburg kommentiert die WM!
Nach dem 1:0-Sieg über Nigeria:
„Spannende Spiele habe ich vor dieser WM erwartet, ein Großteil meiner Erwartungen ist erfüllt worden. Die Spiele, die wir bisher gesehen haben, waren zwar nicht immer auf Topniveau, aber sie waren bis auf die zweite Halbzeit im Spiel Kanada gegen Frank-reich alle eng vom Ergebnis und spannend bis zum Schluss. Dabei ist es gut zu sehen, dass sich viele Nationen weiterentwickelt haben, taktisch, technisch und im Besonderen in der Athletik und Fitness.
Dieses konnten wir auch beim Spiel Deutschland gegen den Afrikameister Nigeria erleben. Das Spiel war sehr zweikampfbetont und oft überhart geführt, aber auch das taktische Verhalten von Nigeria war sehr effektiv und unser Team fand keine guten Mittel gegen das frühe Pressing von Nigeria. Dazu kam ein gewisses Gefühl der Verkrampfung in den Köpfen der Spielerinnen, die ja unbedingt gut spielen wollen.
Allen möchten sie beweisen, wie toll sie Fussball spielen können, wollen die Erwartungshaltung bestätigen. Und das führt auch mal dazu, dass der Schuss nach hinten losgeht und ein Team einfach nicht ins Spiel kommt. Dennoch: Das Team von Silvia Neid hat 1:0 gewonnen, verdient wenn man die 90 Minuten sieht, nicht brilliant, aber immer mit Siegeswillen. Wer ins Finale möchte, muss auch die sogenannten ,Schweinespiele‘ gewinnen und das ist Gott sei Dank gelungen.“
Nach dem 2:1-Sieg über Kanada:
„Toller WM-Start vor einer großartigen Kulisse! Die wunderbare Stimmung in Berlin und in Sinsheim trugen zu einem mehr als würdigen Start der Frauen-WM bei.
Auch das Spiel der deutschen Mannschaft versetzt die Fans in Gute-Laune-Stimmung.
Mich persönlich hat doch beeindruckt, wie schnell unsere Mannschaft ins Spiel gefunden hat, von Nervosität war wenig bis gar nichts zu sehen.
Von Anfang an zeigte das Team seine Qualitäten und wirkte gerade in Sachen spielerischer Kreativität – gepaart mit sehr guter Fitness – sehr präsent auf dem Platz. Der schnelle 1:0-Führungstreffer in der 9. Minute trug zur Sicherheit bei, das 2:0 war die logische Konsequenz. Dennoch konnten wir auch feststellen, dass in der Abwehrarbeit noch Fehler auftreten, oder das Team eben auch zu Fehlern gezwungen wird, denn eine Topspielerin wie Sinclair aus Kanada kann eben auch eine ganze Menge, wie sie bei ihrem wunderbaren Freistoßtor bewiesen hat! Das nächste Spiel gegen Nigeria am morgigen Donnerstag könnte einfacher werden und vom Ergebnis auch deutlicher, wenn die deutsche Mannschaft ihre körperliche Überlegenheit gegen die kleinen aber schnellen Nigerianerinnen ausspielen kann.
Dennoch werden weder Silvia Neid, noch ihr Team den Afrika-Meister unterschätzen. Sicherlich werden sie versuchen, die Nigerianerinnen in der Defensive schnell zu Fehlern zu zwingen.
Freuen wir uns also auf weitere schöne Spiele und ich bin doch auch stolz, dass Deutschland diese WM so annimmt und auch die anderen 15 Teams bei dieser WM so toll unterstützt werden.
Das haben alle Spielerinnen mehr als verdient. Vielen Dank an die tollen Fans!“
Vor dem WM-Start:
„Jetzt geht‘s los. Die lange Vorbereitungszeit ist endlich vorbei: keine Testspiele mehr, keine Zeit mehr zu sagen, das könne ja noch besser werden. Sonntag um 18 Uhr, 74 000 Zuschauer, WM-Eröffnungsspiel in der Hauptstadt Berlin, im eigenen Land.
Da werde selbst ich nervös. Wie wird es dann erst den Spielerinnen gehen?
Werden sie es schaffen, ihre Nervösität in positive Leistung umzusetzen? Oder werden die großen Erwartungshaltungen und der Erfolgsdruck eher lähmend sein? Ich wünsche allen, die auf den Platz stehen, dass sie beflügelt werden, dass es ein Zusammenspiel zwischen Fans, Spielerinnen, WM-Freude und großartigem fußballerischen Potenzial geben wird.
Wenn das gelingt, dann wird diese WM sicherlich die Erwartungen erfüllen, die sich im Vorfeld durch Werbung, Verkaufszahlen und tolle Leistungen der Deutschen Frauen-Nationalmannschaft speziell in den letzten drei Testspielen mit drei Siegen und 15 zu null Toren angedeutet hat.
Natürlich schauen wir aus regionaler Sicht noch genauer hin und freuen uns, wenn möglichst viele Spielerinnen vom FCR 01 Duisburg in der Startelf stehen werden. Doch die Vorbereitung hat gezeigt, dass Silvia Neid viele Alternativen hat, dass 21 Spielerinnen im Kader sind, die jederzeit in der Startelf stehen können. Deshalb wünsche ich der Bundestrainerin ein gutes Händchen und ein gutes Bauchgefühl bei der Wahl der ersten Elf und viele richtige Entscheidungen bei den Spielen.
Auf geht‘s Mädels, rockt das Olympiastadion.“
Autor:Harald Landgraf aus Dinslaken |
1 Kommentar
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.