Fußballfieber - Wozu bitteschön ist ein Autokorso gut?

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Fußballfieber - Warum nur?

EM-Splitter: die einen gewinnen, andere nicht. Alles wie immer?

Das war doch schon vorher klar: nach 12 Tagen ist die Vorrunde beendet. 8 von 16 Teilnehmerländern dürfen den wohlverdienten Urlaub antreten. Was ein Grund zur Freude sein sollte wird zur nationalen Tragödie ausgerufen: der Trainer ist dumm, die Mannschaft faul und dumm, der SchiRi sowieso.

Millimeter trennen den Triumph von der ganz großen Katastrophe. Ein Ball der nicht reingeht erfreut uns, es geht nur darum, dass die „Richtigen“ siegen.

Die liebste aller Ballsportarten entfacht überschäumende Euphorie auch über Distanzen vieler tausend Kilometern.

Millionen liegen sich in den Armen, Tränen der Freude im Angesicht eines ausgebeulten Netzes werden sehnsüchtig herbei gesehnt.
Jetzt mach endlich ich will jubeln!!!!
Nach monate- jahre-Jahrzehnte-oder bald lebenslanger Erwartung wird ein Traum endlich wahr, oder in wenigen Minuten zur platzenden Seifenblase.

Wie kann man nur sein Wohlbefinden von endlos vielen Unwägbarkeiten abhängig machen? Nichtabergläubische Nichtbuschbewohner mit Schulabschluss können doch nicht ernsthaft aber fahrlässig mit etwas sympathisieren, auf das sie nicht den geringsten Einfluss haben.

Ohne die geringste Chance des Zuschauers, den Ball ins Tor zu brüllen, versuchen doch genau dies ganze Völkerstämme weltweit: via elektronischer Übertragungstechnik.

Blöke ich nur laut und leidenschaftlich genug die HD-Beamer-begrünte Leinwand an wird Jogi sicher den Schürrle bringen und Müller endlich von neuer Inspiration beseelt.
Schmiere ich mir und meiner Umwelt noch mehr Fanschminke in sämtliche strahlenden Gesichter, so steigen Überzeugung, Mut, Selbstvertrauen, Genie, Können und schließlich auch die Torgefahr „unserer“ Jungs exponentiell in Richtung maximalem Triumph.

Natürlich ist all das Mumpitz. Mancher gewinnt auch wenn er zerknirscht daheim die Tischdecke ankaut und alle verflucht, die nicht zu einem 5-0 nach 10 Minuten beigetragen haben.

Theoretisch könnte auch die intelligenz-gesteuerte Seele all das völlig schwerelos ignorieren und allenfalls mitleidig auf dieses surreale wie irrationale Ritual eines Volkes herabschauen, das sich für die Fähigkeit der staubtrockenen Pragmatik rühmt und diese auch vorlebt.

Beneidete Lebensfreude exotischer Völker zerstaubt im Nichts, sobald ihre Überlegenheit nach 90dramatischen Minuten endet. Wen juckt Brasilien, wenn sie verlieren?
Wer beneidet die Niederländer um ihre unbeschwerte Lebensart und den entspannten orangen Patriotismus, wenn es mit 0 Punkten wieder nach Hause geht?
Dabei haben die besten und treuesten Fans weder die Niederlage zu verantworten, noch den Erfolg ganz allein verdient.

Es ergibt alles keinen Sinn.... „Seid ihr noch ganz dicht?“ schwebt als oberstes Motto über der weltweiten Szenerie emotionaler Ausnahmezustände.

Weil es Spaß macht, verdammt nochmal!

Autor:

Peter Neppl aus Duisburg

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