Er macht ihn!
DER Satz des Jahres, zum Moment des Jahres.
Kaum war er zu vernehmen, ging beinahe unter, im plötzlichen Ausbruch landesweiten Jubels.
In Millisekunden zwischen Ballannahme und dem Einschlag im Netz entstand er.
Einfache, klare Worte, wachsen an dem Moment, zur Unvergesslichkeit:
Knapp, griffig, passend, im Moment der maximalen Aufmerksamkeit. Auf dem absolut höchsten Punkt nervenzerfetzter Spannung, gerufen mit euphorischer Erleichterung, nach der langen Zeit nervöser Spannung, zwischen Allem und Nichts.
Konstruiert, spontan, gewollt, herausgerutscht? Wie planbar ist der verbale Torjubel? Spieler mögen ihn trainieren, mit immer mehr Show, immer alberner.
Der Final-Reporter, eine wandelnde Wortkaskade, oft kritisiert von Millionen Besserwissern, wie bereitet er sich vor auf diesen größtmöglichen Tag seiner Laufbahn?
Schnitzt er im Brainstorming, inmitten eines All-Star-Teams von Verbalakrobaten an der Reportage? Welche Elemente stehen auf seinem Zettel, welche fließen spontan ein?
Gelingt ihm mehr als ein: „Toooor!, Jaaaaaa!, Götzeeeeee!!!!", oder verpennt er es auf dem Gipfel des Spiels, diesen besonderen Moment der Entscheidung zu zelebrieren, zu krönen?
Wie sieht der Nachfolger des womöglich berühmtesten Ausspruchs deutscher Sprache („Aus dem Hintergrund müsset Rahn schießen.....") aus?
Generationen später unvergessen, größer denn je, man stelle sich vor, Herbert Zimmermann hätte nur herumgestottert, den Moment verpasst, Rahn nicht erkannt, sondern verwechselt, womöglich mit Kohlmeyer, oder geschwiegen vor Spannung....
Einerlei? Er hat nicht. Womit sein Name für immer in einem Satz mit diesem besonderen Ereignis verschmolzen ist, bekannter als mancher Held von Bern.
1974, 1990? Jaaaaaaa......" Sonst nicht viel. Sie haben es einst verpasst, keine Chance je, zur Wiedergut, -Bessermachung.
Und nun das: „Mach ihn, er macht IIIIIHN !!!"
Oben links im Bild tickt die Uhr knapp jenseits der 112.
Die Schritte werden langsamer, gewählter, auch die besten aller Athleten halten kein Höchsttempo über 2 Stunden, bei bestem Urlaubswetter schon gar nicht.
3 Worte, in Stein gemeißelt, die nicht mal das Zeugs zu einem grammatikalisch vollständigen Satz haben.
ER....... MACHT..... IHN!
Höhepunkt eines wilden Monats, einer WM, wie es sie niemals zuvor gab, wahrscheinlich auch nie mehr geben wird.
Der Titel, nach dem sich jeder sehnt.
Ein Traum von einem Tor, so wichtig, so schön, so umjubelt. Selbst Salzsäulen, Schwermüter Dickhäuter platzten plötzlich aus sich heraus.
„Notti magicae, in seguendo un gol!" krächzte uns Ginna Nannini vor 24 Jahren unvergessen. Wie wahr, das galt nie mehr, als in der letzten Stunde des 13. Juli und der langen lauten Nacht.
Hummels, auf Schweinsteiger, auf Schürrle, der sich gegen 3 durchsetzt, als sein Bruder im Geiste sich in der Mitte vom Gegenspieler löst, der nur in Richtung des Balles sieht, ihn so verliert. Plötzlich fliegt der Ball perfekt in seinen Lauf, auf die Brust, tropft ab, „Mach Ihn!" und wird mit einer traumwandlersichen Sicherheit eingenetzt, weil auch der so überragende Torwart Argentiniens - Romero - sich für das kurze Ecke entscheidet, keine Chance mehr hat,
„ER MACHT!!!! IIIIIIIHN!""
Wen: Den Tor? Den Sieg? Den Treffer, ja nun, egal, der Ball sitzt, kollektives Ausrasten, Erlösung, Erleichterung, Feiern, so lange erwartet, unplanbar, sehnsüchtig erhofft.
Die letzten Minuten dienen nur dem Nägelkauen, Zittern, Hoffen, der Vorfreude, die zu knallenden Korken werden bereitet.
Messi versemmelt, Schluss, das ist es.
Vorbei, und Beginn, einer Feier, wie es sie nie gab. Sowas hat man lange nicht gesehen?
Nie, jemals, das hier war anders.
Kurz, ganz kurz, so wie „Wir sind Papst!"
Mach ihn! Er macht ihn.
Schön, ei Bonmot für immer. Immer wieder singe ich mir das mal vor, tagsüber, genervt, im Stau, bei der Arbeit, im Supermarkt, im Regen.
10 Buchstaben zaubern ein Lächeln, irres Grienen, immer wieder.
Danke, Tom Bartels. Gut! Ge!! Macht!!!
Autor:Peter Neppl aus Duisburg |
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