Mit dem Kajak durchs Mittelmeer
Beeckerwerther Kanu-Verein fährt nicht nur durch ruhiges Wasser
Mit dem See-Kajak um Spiekeroog und Langeoog in der Nordsee, Korfu und Elba oder Sardinien im Mittelmeer, das alles und noch vieles mehr sind Erlebnisse, von denen die meisten der 75 Mitglieder des Beeckerwerther Kanu-Vereins berichten können. Etwa 50 % sind übrigens weiblichen Geschlechts. „Aber auch Wildwasserfahrten und Wasserwanderungen auf Flüssen gehören zu den gemeinsamen Unternehmungen“, erzählen mir die Mitglieder Katharina Borchers, Stefan Vohl, Michael Kokoscha sowie der Vorsitzende Jörg Grannaß am Sonntag.
Direkt am Rheindeich im Duisburger Ortsteil Beeckerwerth hat der Verein sein Refugium, so dass die Boote nur noch über den Deich zum Wasser getragen werden müssen, denn Vater Rhein ist sowohl Trainingsgelände als auch Ausgangspunkt für viele Touren. Auch heute, nach unserem Interview werden zehn Kajaks zu Wasser gelassen, um rheinabwärts bis zur Römerstadt Xanten zu paddeln. Drei Autos wurden deshalb bereits an der Anlegestelle in Xanten für den Rücktransport der Boote abgestellt. Scheint auch die Sonne von einem strahlend blauen Himmel, so bläst doch ein ziemlich kalter Wind.
Sicherheit steht an erster Stelle
Für die Kajakfahrer ist es deshalb wichtig, sich gegen die Kälte zu schützen. Deshalb tragen sie wasserdichte Spezialkleidung mit normalen wärmenden Sachen darunter. Zudem ist der Sitzraum des Kajaks mit einer wasserdichten Spritzdecke versehen. „Ein Eindringen von Wasser ist also selbst bei einer Eskimorolle nicht möglich“, so der Vorsitzende. Die Eskimorolle beherrschen sie alle, denn es gilt, das Boot nach einem eventuellen Kentern unverzüglich wieder zu drehen. „Bei uns wird Sicherheit großgeschrieben“, so Grannaß. Deshalb trainiere man die Eskimorolle im Hallenbad. Aber auch auf dem Rhein finden regelmäßig Trainings unter der Aufsicht von Feuerwehr und DLRG statt. „Da wir auch längere Touren machen“, ergänzt Stefan Vohl, „achten wir auch auf die Kondition der Teilnehmerinnen und Teilnehmer“. Wer konditionsmäßig nicht so weit sei, dem werde von der Teilnahme abgeraten, denn man überlasse nichts dem Zufall.
Auch auf die Natur wird besonders achtgegeben. So unterweist der Biologe Michael Kokoscha die Truppe regelmäßig in dem, was man darf und was nicht und worauf man bei den Fahrten besonders achten sollte. So sei das Zu-Wasser-Lassen der Boote nur an den dafür vorgesehenen Stellen zulässig. „Dass es Streckenabschnitte gibt, die nicht befahren werden dürfen“, erklärt Vohl, „haben wir einigen Paddlern zu verdanken, die keine Rücksicht auf die Natur nehmen“. Oft hinterließen sie die Plätze, an denen sie rasteten, sauberer, als sie diese vorfänden. Auch das eine oder andere besondere Erlebnis hatte man auf den Fahrten schon. So fiel Kokoscha vor wenigen Wochen der Seehund im Rhein bei Duisburg auf. Nachdem sich die Sportler versichert hatten, dass es sich nicht um einen Traum handelte, filmte Vohl das Tier und postete das Video im Internet. Dort wurde der WDR darauf aufmerksam, der sich mit den beiden in Verbindung setzte und darüber berichtete.
„Dieser Sport ist hervorragend dazu geeignet, die Natur zu genießen, zu entspannen und für ein paar Stunden den Alltag auszusperren“, schwärmt Katharina Borchers, „zudem sieht man die Welt aus einer ganz anderen Perspektive“.
75 km Anfahrt nimmt man gerne in Kauf
Sie und Kokoscha stammen aus Oberhausen. Eine weitere Anreise hat Ingrid Hansen-Mai, denn sie lebt in Bedburg an der Erft. „Die 75 km Fahrt pro Strecke ist mir die Mitgliedschaft wert“, versichert sie, denn die Kameradschaft und der Zusammenhalt seien unbeschreiblich. So versuche sie, regelmäßig wenigstens bei einem der zwei wöchentlichen Trainings dabei zu sein. „Und auf die Touren an den Wochenenden würde ich niemals verzichten“.
Auch im Behindertensport spielt das Paddeln eine nicht unerhebliche Rolle. „Sogar querschnittsgelähmte Menschen können ihn betreiben“, erklärt Grannaß. Je nach Grad der Behinderung könnten dabei auch Hilfsmittel zum Einsatz kommen.
Nachdem die zehnköpfige Truppe sich mit ihren Wasserfahrzeugen gegen 12.00 Uhr auf ihre 41 km lange Fahrt in Richtung des Luftkurortes Xanten begeben hat, werden in Höhe der Xantener Rheinfähre keine vier Stunden später die ersten Boote aus dem Wasser geholt. Dabei hatte man bei Kilometer 804 im Bereich Rheinberg noch eine mehr als halbstündige Pause eingelegt. Als eine entspannte Fahrt mit Rückenwind und endlich wieder Sonne hätten sie die Tour genossen.
Vereinsgründer am Ziel
Dabei wartet an der Anlegestelle eine Überraschung auf die zehn. An Land steht der 80jährige Hans-Joachim Leese mit seiner Ehefrau. Leese war 1951 Mitgründer des Vereins und lebt nun seit Jahren in Xanten. Dass die beiden mit ihren Rädern heute ausgerechnet bei der Ankunft der Kajakfahrer anwesend sind, ist purer Zufall. So ist die Freude groß, denn natürlich kennt man sich. Zuletzt hat Leese mit seiner Frau vor zwei Jahren im Kajak gesessen. Heute sind die beiden lieber mit ihren Pedelecs unterwegs.
Langsam lädt die sympathische Gruppe ihre Kajaks auf die Autos, um sich in Richtung Heimat zu begeben.
Wer am Kanusport und eventuell an einer Mitgliedschaft im Verein interessiert ist, der kann sich über die Homepage des Vereins informieren und sich darüber anmelden.
Die nächste große Tour ist für Mai geplant. Dann soll es vom 14. bis zum 21. nach Slowenien auf den Fluss Soča gehen. Drei Wochen später erfolgt der einwöchige Aufenthalt auf Spiekeroog mit Inselumrundung und wenige Tage nach der Rückkehr geht´s nach Emmerich zur Bezirkssonnenwende.
Randolf Vastmans
Autor:Randolf Vastmans aus Xanten |
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