Die Benefiz-Radtour des Duisburgers Max Jabs hat „Nachwirkungen“
„Herzlichkeit kennt keine Grenzen“
„Die Gefühle fahren immer noch Achterbahn“, sagt Maximilian Jabs und fügt lachend hinzu: „Jetzt haben wir wieder eine Kurve gemeistert, und es geht weiter zur nächsten Steigung. Der 27-jährige Duisburger, den alle nur Max rufen, und der 2018/2019 mit seinem Studienfreund Nono Konopka aus Eckernförde 15.000 Kilometer für soziale Zwecke mit dem Rad von Berlin bis Peking geradelt ist, hat jede Menge Neuigkeiten.
50.000 Euro wollten sie mit ihrem Projekt Biking Borders erradeln, um damit der gemeinnützigen Organisation „Pencils of Promise“ den Bau einer Schule in Guatemala zu ermöglichen. Eine verrückte Idee wurde Wirklichkeit. Zwei Kontinente haben der Ruhrpottler und das Nordlicht „beradelt“, dabei 20 Ländergrenzen überquert, dabei größtenteils im Zelt geschlafen oder in freier Wildnis übernachtet. Einmal hatten sie sogar hautnahen Kontakt zu einem Braunbären. Die erhoffte Spendensumme hatte sich letztendlich verdoppelt, so dass in Guatemala sogar zwei Schulen für über 1.500 Kinder gebaut werden konnten.
Der Wochen-Anzeiger hatte während ihrer gesamten Reise steten Kontakt zu Max. Unzählige Telefonate und Chats hielten unsere Leser und vor allen die Verwandten und Freunde in der Heimat immer auf dem Laufenden. Jetzt erreichen wir Max in Sevilla, wo er seit einigen Monaten bei seiner spanischen Freundin Ana und deren Familie lebt. Ana hatte ihn übrigens während der Benefiz-Radel-Reise gemeinsam mit seiner Mutter zu Weihnachten besucht. Da waren er und Nono gerade in Istanbul angekommen.
„Alles ist möglich,
wenn man nur will“
Auf einmal lacht Max laut: „Wir haben uns hier in Sevilla im Fernsehen den Sieg von Dortmund in der Champions League angeschaut. Da durfte ich nicht zu laut jubeln.“ Die Zeit in Sevilla mit Ana tut ihm gut, aber der Wunsch, mal wieder die Familie und die Freunde zu sehen, ist ebenfalls groß. Sobald Corona es zulässt, will und wird er heimischen Boden betreten. Dann gibt viel zu erzählen, denn die Fahrrad-Weltreise hatte und hat weiter Nach- und Nebenwirkungen. Max hatte zahlreiche Vorträge über Biking Borders gehalten, zunächst live und seit Beginn der Pandemie halt online. Jetzt ist eine weitere Etappe vollendet. Nono hat ein Buch über ihre Erlebnisse geschrieben und Max einen Film erstellt.
Auf humorvolle und ehrliche Art zeigt sein Film, dass alles, „wirklich alles“, betont Max, „möglich ist, wenn man nur doll genug will.“ Der Film unterstreicht den eisernen Willen. Obwohl er, wie auch Nono, Fahrrad fahren eigentlich hasst, schafften sie es in 300 Tagen bis nach China. Dabei haben sie unzählige Menschen kennen und schätzen gelernt. Und tausende von Menschen haben ihre Reise nahezu täglich im Internet miterlebt. Wie sie es dann schafften, durch Schnee, Eis, Wüste und über Flüsse zu reisen, vor wilden Tieren zu fliehen und zu guter Letzt den Bau von zwei Schulen zu ermöglichen, zeigt eine einzigartige Mischung aus schönen Aufnahmen und unbearbeiteten Stories. Der Film über Biking Borders ist jedenfalls anders als jede andere Reisedokumentation.
„Wir haben viele wundervolle Menschen kennengelernt und konnten richtige Freundschaften schließen. Sogar in abgelegenen Dörfern wurden wir offen empfangen. Nicht als Fremde, sondern als Teil der Gemeinschaft“, so Max. Viele von den dortigen Bewohnern kommen im Film zu Wort, die Menschen stehen im Mittelpunkt, denn Herzlichkeit kennt keine Grenzen.
„Das wäre ja der
absolute Hammer“
Nicht ohne Stolz erzählt Max, dass durch den Film und auch durch Nonos Buch wieder weltweites Interesse an Biking Borders entstanden sei. Die Anfragen häufen sich. Auch die Spendenbereitschaft ist plötzlich wieder in Gang gekommen. „Erst letzte Woche hat ein anonymer Spender 2.000 Euro überwiesen“, freut er sich. „Vielleicht schaffen wir es ja sogar, eine dritte Schule in Guatemala bauen zu lassen, Das wäre ja nach unserer Reise der absolute Hammer. Und das dann ohne Fahrrad fahren, denn das hasse ich immer noch.“ Dann könnten noch mehr Kinder dort lesen, rechnen, schreiben und vieles mehr lernen. Max weist noch einmal darauf hin, dass wirklich jede Spende zu 100 Prozent bei der Hilfsorganisation Pencils of Promise ankommt.
Während Max der kreative Kopf hinter dem Film ist, hat Nono das Buch zu der Reise geschrieben. Es ist aber nicht „das Buch zum Film“. Vielmehr ist es ein inspirierender Abenteuerbericht und zugleich ein biografischer Ratgeber mit zusätzlichen Lebenslektionen für alle, die ein Leben nach ihren eigenen Vorstellungen führen wollen. Denn ihr weiteres Leben hat diese Reise geprägt. Ihre Erfahrungen aus dem gemeinsamen Marketing-Studium, kombiniert mit den Reiseerfahrungen, setzen sie auch beruflich um. Der Duisburger beispielsweise macht Filme, Online-Events und Grafiken für Kunden in aller Welt. Geld verdienen will und muss er, denn von den Spendengeldern habe man keinen Cent bekommen, sondern die eigenen Ersparnisse für die „Benefiz-Radtour“ eingesetzt.
Mehr über den Film, das Buch und das weitere Schulprojekt findet man im Netz auf www.bikingborders.com.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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