Die „Fahrrad-Weltreisenden“ Max und Nono sind ihrem Ziel ganz nahe gekommen
Einsam und allein in der Wüste
„Der Rücken schmerzt, die Beine tun weh, aber Herz und Seele hüpfen.“ Maximilian Jabs, 24-jähriger Duisburger, der mit seinem Studienfreund Nono Konopka aus Eckernförde eine Weltreise mit dem Fahrrad von Berlin nach Peking unternimmt, lacht, auch wenn ihm im Laufe der Zeit nicht selten zum Heulen zumute war.
Wie der Wochen-Anzeiger berichtete, hatten sich die beiden ehrgeizige Ziele gesetzt. Sie wollten in neun Monaten 15.000 unendlich lange Kilometer in die Pedalen treten, 20 Länder durchqueren und dabei so um die 70.000 Euro an Spendengeldern erradeln, um den Bau einer Schule in Guatemala auf den Weg zu bringen. Wobei feststand, dass bereits bei 50.000 Euro der Bau der Schule gesichert ist.
Spenden konnte und kann jeder, der die Idee gut findet und unterstützen will. Das Geld geht dann sofort und zu 100 Prozent an die gemeinnützige Organisation Pencils of Promise. Max und Nono sehen davon keinen Cent, sondern setzen ihr Erspartes ein. Auf der „Tour-Homepage“ von Max und Nono unter www.bikingborders.com ist erklärt, wie man spenden kann. „Von einem Euro bis Ende offen ist da weiterhin alles möglich, denn jeder Euro hilft“, erläutert Max..
Zwischen Spinnerei
und Träumerei?
Freunde, Bekannte und Verwandte hatten ihr Vorhaben irgendwo zwischen Spinnerei und Träumerei angesiedelt. Die Skepsis, „dass die das doch nie schaffen werden“, war weit verbreitet. Max und Nono haben es allen gezeigt. Sie sind zwar noch nicht ganz am Ziel, haben aber bereits jetzt ihr Soll erfüllt. Gut 10.000 Kilometer liegen hinter ihnen, 16 Ländergrenzen haben sie überquert und fast 60.000 Euro befinden sich auf dem Spendenkonto. In wenigen Wochen, so sind sie fest überzeugt, „haben wir Peking erreicht.“
Spendenmarke ist
bereits überschritten
Der Kontakt zwischen ihnen und unserer Redaktion ist nie abgerissen. Es gab Mails und Telefonate. So wie jetzt, mitten in der Nacht. Es sprudelt förmlich aus ihnen heraus, so viel haben sie zu erzählen. Bereits kurz nachdem die 50.000 Euro-Spendenmarke überschritten war, meldete sich die dankbare Schule in Guatemala und lud die beiden ein, direkt nach ihrer Reise dorthin zu kommen. So etwas lässt manche Strapazen halt schnell in Vergessenheit geraten.
Momente, in denen sie kurz vor dem resignierten Aufgeben waren, gab es auch, aber immer haben die zwei „Radwelt(reise)meister“ den inneren Schweinehund besiegt. „Was wir bisher erlebt haben, war, ist und bleibt fast unbeschreiblich“, sagt Max. Zu den prägenden Erlebnissen zählen auch die Wochen, die sie durch den Iran geadelt sind. Schon die ersten Schritte auf iranischen Boden waren „denkwürdig.“ Umgeben von einem Meer aus Flaggen und Lkws schoben sich Max und Nono an der neugierigen Menschenmenge vorbei. Es dauert keine zehn Sekunden und die gespannten Blicke wurden zu einer herzlichen Begrüßung. „Mindestens 20 Männer nutzten die Gunst der Stunde und versuchten, uns zu überzeugen, bei ihnen Geld zu wechseln“, erzählt Max. Nono ergänzt: „Doch wir waren gewarnt und lehnten freundlich ab.“
Völlig abgeschnitten
von der Außenwelt
Der Ruhrpottler und das Nordlicht stiegen schleunigst in die Pedalen. Das Hupkonzert von hunderten Autos sorgte für ohrenbetäubenden Lärm. „Doch all das hielt die Iraner nicht davon ab, uns während der Fahrt in Gespräche zu verwickeln oder uns Süßigkeiten aus dem heruntergekurbelten Autofenster zu reichen. Noch nie auf unserer Reise haben wir so etwas erlebt. Wir waren überwältigt“, erinnern sie sich.
Dann ging es 400 Kilometer durch die Wüste. Trockenheit und in der Ferne schneebedeckte Berge. „So abgeschnitten von der Außenwelt waren wir noch nie. Mehrere Tage radelten wir durch die Wüste und bekamen keine Menschenseele zu Gesicht.“ Am zweiten „Wüsten-Tag“ fing es aus dem Nichts an zu schneien. Max: „Der Schneesturm traf uns völlig unvorbereitet. Es dauerte keine Stunde und unsere Kleidung war durchnässt. Nach sieben Stunden in der Kälte zitterten unsere Hände so stark, dass wir sie kaum aus den triefenden Handschuhen ziehen konnten. Wir waren kurz vor der Erschöpfung. Am liebsten hätten wir da alles hingeschmissen. Aber wir haben uns durchgekämpft.“
Stundenlanges Warten
in den Botschaften
Nach dem Radeln durch das „Niemandsland“ versöhnten die anschließenden zwei Wochen in Teheran. Danach wurde es fast zur Tortur, die entsprechenden Visa für die weiteren Länder zu bekommen. Stundenlanges Warten in Botschaften, Vertrösten, Absagen, Frust, und dann hatte doch alles geklappt. Turkmenistan war die nächste Stadion. Dasselbe Drama spielte sich ab, bis Max und Nono ihr Visum für China hatten.
„Wir haben bisher so viele wundervolle Menschen gelernt und konnten richtige Freundschaften schließen. Sogar in abgelegenen Dörfern wurden wir offen empfangen. Nicht als Fremde, sondern als Teil der Gemeinschaft.“, sagen sie. In ein paar Wochen wird Peking erreicht sein und dann geht es mit dem Flieger direkt nach Guatemala. Unsere Redaktion bleibt am Ball.
Autor:Reiner Terhorst aus Duisburg |
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