Duisburger Ehepaar lud Krebspatienten kostenlos in ihre Ferienwohnung in Carolinensiel ein
„Auszeit für die Seele“ gibt Kraft und Mut

In Carolinesiel, dem idyllischen Nordseebad an der ostfriesischen Küste, kann man nicht nur zur zur Weihnachts- und Wintzerzeit, sondern das ganze Jahr über die Seele baumeln lassen. Diese Möglichkeit erhalten jetzt über den Verein „Auszeit für die Seele“ auch kostenlos Krebspatienten, die sich das sonst finanziell nicht leisten könnten.
Foto: Helmut Siebe
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  • In Carolinesiel, dem idyllischen Nordseebad an der ostfriesischen Küste, kann man nicht nur zur zur Weihnachts- und Wintzerzeit, sondern das ganze Jahr über die Seele baumeln lassen. Diese Möglichkeit erhalten jetzt über den Verein „Auszeit für die Seele“ auch kostenlos Krebspatienten, die sich das sonst finanziell nicht leisten könnten.
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„Wir haben selbst seit einigen Jahren leider keinen eigentlich benötigten Urlaub gemacht, weil wir unsere Eltern rundum versorgt haben und nach dem Tod der Väter jetzt weiter unsere Mütter pflegen“, sagt die Duisburgerin Nicole Löhndorf. Ihr Mann Ulrich Herpers ergänzt: „Wie muss es da kranken Menschen gehen, die dringend eine Auszeit brauchen, sich das aber nicht leisten können?“

Und genau denen wollen und können sie helfen. Die in Walsum wohnenden Eheleute haben nach langer Suche eine Ferienwohnung im idyllischen ostfriesischen Nordseebad Carolinensiel erworben, der sie den Namen „Zum Deichbären“ verpasst haben. Ihre Wohnung liegt tatsächlich nahe am Deich, und der Bär ist zugleich Symbol für Kraft und Stärke, aber auch für „wohliges Kuscheln“. Passt irgendwie zusammen.

„Der Wohnungskauf ist ja auch eine Investition in die Zukunft“, meint Ulrike Löhndorf. Da man für sein Geld ja kaum noch Zinsen bekomme, habe man sich halt für den Wohnungskauf entschieden, zumal die Eltern von Ulrich Herpers früher oft Urlaub in Carolinensiel gemacht haben, das mitten im Kulturerbe Wattenmeer und gegenüber der Insel Wangerooge liegt. Und die Luft dort tut gut. „Später“ wollen beide ihrem Deichbären selbst regelmäßige und auch ausgedehnte Besuche abstatten. Zwischenzeitlich vermieten sie die Wohnung an Feriengäste.

"Hier müssen
wir was tun"

Schon immer war das Ehepaar Löhndorf-Herpers auch sozial eingestellt. Als sie vom Verein „Auszeit für die Seele“ gehört haben, war ihnen klar: „Hier können wir was tun, hier müssen wir was tun.“ Schnell haben sie sich mit der Vorsitzenden Annemarie Hunecke in Verbindung gesetzt. Die hat mit ihrem Mann Reinhold vor zwei Jahren eine in Israel entstandene Idee nach Deutschland geholt. Ziel ist es, an Krebs erkrankten, häufig auch finanziell gebeutelten Menschen kostenlose Urlaube zu ermöglichen.

Für Annemarie Hunnecke ist das auch eine Herzensangelegenheit: „Mein Vater war krebskrank, mein erster Mann ist daran verstorben. Daher weiß ich, dass Geld für einen kleinen Urlaub, für eine Auszeit oft nicht mehr übrig ist.“ Deshalb ist sie Nicole Löhndorf und Ulrich Herpers sehr dankbar, dass sie jetzt einer an Lungenkrebs erkrankten Patientin einen einwöchigen kostenlosen Urlaub in ihrer Ferienwohnung in Carolinensiel ermöglicht haben. Sie hofft natürlich, dass das Beispiel Schule macht. Inzwischen hat der Verein einen Stamm von rund 80 Vermietern, die Ferienwohnungen in Leerzeiten kostenlos zur Verfügung stellen.

"Wir sind auch
sozial unterwegs"

Carolinensiels Kurdirektor Kai Koch, ohnehin dem Ruhrgebiet und gerade Duisburg eng verbunden, war von der Idee begeistert. Im Gespräch mit dem Wochen-Anzeiger betont er: „Wir sind hier in Carolinensiel auch sozial unterwegs. Das zeigt sich in vielen kleinen, aber wirkungsvollen Schritten und Gesten. Die Auszeit-Initiative ist da eine schöne Sache, die wir nach Kräften unterstützen.“ So hat die Kurverwaltung, wie Kochs Stellvertreter Marcus Harazim erläutert, bereits mit weiteren Vermietern vor Ort gesprochen und für die Auszeit-Initiative kräftig die Werbetrommel gerührt, die künftig auch vermehrt Duisburger Patienten zugutekommen soll.

Inzwischen ist man auch im Duisburger Rathaus aufmerksam geworden. Die Huneckes haben OB Sören Link informiert und um Unterstützung gebeten. Der will den Kontakt zu Einrichtungen und Organisationen herstellen, die sich in unserer Stadt um krebskranke Patienten kümmern. Das ist für den Verein wichtig. Zwar hat Reinhold Hunecke die onkologischen Kliniken und die Institute für Strahlentherapie in Duisburg über das Angebot des Vereins informiert, aber Krebspatienten, die sich zurzeit nicht in einer aktuen Behandlung befinden, erreiche man dadurch nicht. Auch die hätten aufgrund ihrer Leidensgeschichte sicherlich eine Auszeit nötig.

Nicole Löhndorf und Ulrich Herpers haben da besonders an die Menschen gedacht, die an Krebs erkrankt sind, zusätzlich aber finanziell keine großen Sprünge machen können. Zumeist werden sie nach 18 Monaten von der Krankenkasse ausgesteuert und in die Frühverrentung geschickt. Grundsicherung ist da nicht mehr weit. Zu den psychischen Belastungen durch die Krebserkrankung kommen dann noch die finanziellen Sorgen, insbesondere für Familien mit Kindern. Das Walsumer Ehepaar ist überzeugt, dass man da helfen muss: „Gutes tun beschränkt sich nicht auf die Weihnachtszeit.“ 

INFO

Der Verein Auszeit für die Seele e.V. ist bundesweit aktiv und hat bereits einigen mittellosen Duisburger Krebspatienten einen kostenlosen Urlaub ermöglicht. Der Verein will ihnen im wahren Sinn des Wortes zu einer Auszeit für die Seele verhelfen. So können Betroffene mit ihren Familien Abstand vom Krankheitsalltag gewinnen und Kraft und Hoffnung schöpfen.

Ansprechpartnerin ist die 1. Vorsitzende Annemarie Hunecke unter Tel. 02383 / 9182775. Weitere Informationen gibt es unter www.auszeit-für-die-seele.info.

Autor:

Reiner Terhorst aus Duisburg

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