Winter-Unternehmertag 2015 des Unternehmerverbandes sah FDP-Chef Christian Lindner als Gastredner
„Die Freiheit ist derzeit großen Bewährungsproben ausgesetzt“, so Wim Abbing, Vorstandsvorsitzender der Unternehmerverbandsgruppe, bei der Begrüßung zum Winter-Unternehmertag mit Blick auf die Terroranschläge von Paris sowie die aktuelle Flüchtlingskrise.
Unter der Leitfrage „Wie liberal sind wir noch?“ folgten rund 300 Gäste der Einladung des Unternehmerverbandes in das HAUS DER UNTERNEHMER in Buchholz. Gastredner war der FDP-Bundesvorsitzende Christian Lindner.
In seiner Begrüßungsrede stellte der Vorsitzende der Unternehmerverbandsgruppe Wim Abbing – im Hauptamt Geschäftsführer der PROBAT-Werke in Emmerich – nicht nur die Freiheit heraus.
Für Abbing gehört zur Freiheit immer auch die Verantwortung. Der Unternehmer müsse seine Freiheit verantwortlich nutzen. Dies zeigten auch die aktuellen Skandale in der deutschen Wirtschaft. Es müsse wieder öfter über das Leitbild des „Ehrbaren Kaufmanns“ gesprochen werden. Dabei höre die Verantwortung des Unternehmers nicht an den Werkstoren auf.
Abbing rief die Unternehmer deswegen zum Handeln auch in der aktuellen Flüchtlingskrise auf:
„Wir alle müssen uns um jene kümmern, die unseren Schutz brauchen und vor Krieg und Gewalt geflohen sind. Die Betriebe dürfen angesichts der Dimension der Herausforderung nicht warten, bis die Flüchtlinge als fertige Fachkräfte in unseren Assessment-Centern stehen.“
Die Integration der Flüchtlinge sei nicht nur Aufgabe des Staates.
Abbing unterstützte damit die klare Position seines anwesenden Vorstandskollegen im Unternehmerverband, Ulrich Grillo. Grillo hatte als Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) Politik, Wirtschaft und Gesellschaft zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung aufgerufen.
„Statt immer nur einseitig die Probleme zu beklagen, die die Behörden in dieser Krise zweifellos haben, wünsche ich mir mehr konkreten Einsatz: Runter vom Sofa und ran an die Arbeit möchte man so manchen zurufen, der da sagt: Wir können das gar nicht schaffen“, wurde Abbing deutlich. Viele Unternehmen zeigten bereits sehr engagiert, dass trotz aller bürokratischen und sprachlichen Hürden Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integriert werden könnten.
Es gebe zu diesem Engagement keine Alternative. „Ich möchte jedenfalls nicht, dass Flüchtlinge hier bei uns resignieren, weil sie keine Perspektiven finden und dann genau jenen Leuten in die Hände fallen, die den Hass schüren und zur Gewalt greifen, um die Art wie wir miteinander leben zu bekämpfen“, so Abbing.
Abbings Plädoyer, dass Unternehmer ihre unternehmerische Freiheit nicht nur verteidigen und einfordern, sondern auch verantwortungsvoll nutzen müssen, führte zum Gast des Unternehmertages.
Ein nachdenklicher FDP-Chef widmete sich ausführlich den aktuellen Herausforderungen der Freiheit. Auch sein Blick richtete sich zunächst auf die Folgen der Terroranschläge von Paris.
„Wenn wir für mehr Sicherheit unsere Freiheit opfern, haben die Terroristen ihr Ziel erreicht“, so Lindners Credo. Es komme auf die richtige Balance zwischen Freiheit auf der einen und Sicherheit auf der anderen Seite an.
Einer Ausweitung der sog. Vorratsdatenspeicherung erteilte Lindner deswegen zum Beispiel eine klare Absage, stattdessen müssten die bekannten 500 „Gefährder“ mit islamistischem Hintergrund besser überwacht werden. Hier müsse der Staat Stärke zeigen, die Ausrüstung der Polizei sei aber für diese wichtige Aufgabe unzureichend.
In der aktuellen Flüchtlingskrise kritisierte Lindner die „Planlosigkeit“ der Bundesregierung. Die Koalitionsparteien seien zerstritten. Ihn besorge, dass es in der Diskussion zu oft nur um die Pole
„grenzenlose Willkommenskultur versus reaktionäre Abschottung“
gehe. Lindner wirbt für Maß und Mitte bei der Bewältigung der Flüchtlingskrise. Hilfe für Schutzbedürftige sei selbstverständlich, aber auf Dauer könne Deutschland nicht 10.000 Menschen pro Woche aufnehmen. Lindner sieht dringenden Bedarf für ein moderne Zuwanderungsrecht:
„Nicht alle können bleiben, aber manche sollten bleiben können.“
Die Lektion aus der derzeitigen Zuwanderung sei: Humanitärer Schutz ja, aber legale Zuwanderungsmöglichkeiten müssten nach kanadischem Vorbild auch an Eignung und Qualifikation der nach Deutschland kommenden Menschen geknüpft werden.
Für die FDP sieht Lindner nach ihrem Absturz bei der letzten Bundestagswahl wieder gute Perspektiven. Er denke nicht zuerst an eine Regierungsbeteiligung seiner Partei, sondern ein klares inhaltliches Angebot auf der Grundlage liberaler Werte, machte der FDP-Chef in der Diskussion deutlich. Trotzdem sieht Lindner immer noch mehr Gemeinsamkeiten mit der CDU als mit der SPD:
„Von allen sozialdemokratischen Parteien im Bundestag steht uns die Union sicher am nächsten.“
Lindner selbst macht im Gespräch mit Moderator Jan-Philipp Burgard keinen Hehl daraus, dass er mit der nächsten Bundestagswahl vom Düsseldorfer Landtag in die Hauptstadt wechseln will:
„Ich will die FDP wieder in den Deutschen Bundestag führen.“
Nach dem interessanten Vortrag gab es für die Anwesenden noch die Möglichkeit, in vorweihnachtlicher Atmosphäre und weihnachtlichen Klängen zu "Netzwerken" und die kulinarischen Leckereien der Frank Schwarz Gastro Group zu genießen.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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