Mehr Unfälle mit E-Bikes und Pedelecs
Was kann man dagegen tun?

Um gezielte Maßnahmen zu ergreifen, muss man zunächst die Ursache(n) kennen. Ich vermute, die Häufigkeit der Unfälle mit E-Bikes und Pedelecs läßt sich vor allem auf zwei Ursachen zurückführen:
a) Dank der Antriebsunterstützung fahren mit einem E-Bike oder Pedelec auch wieder Leute Fahrrad, die es aufgrund ihrer körperlichen Kondition sonst gar nicht mehr könnten, und die vielleicht auch jahrelang kein Fahrrad mehr gefahren sind. 
b) Das, was eigentlich jedem Fahrradfahrer zu schaffen macht, wenn auch junge, trainierte, routinierte..besser damit umgehen können: Eine miserable Fahrradinfrastruktur in den Städten. 
Bei a) würden sicher generelle Auffrischungs- und spezielle Pedelec-Kurse helfen. Ich würde sie nicht zur Pflicht machen, aber den Weg dorthin möglichst niedrigschwellig gestalten. Wenn zum Beispiel beim Fahrradhändler direkt Flyer von Kursanbietern in der Gegend ausliegen, mit Telefonnummer, Email-Adresse und Barcode zum scannen, so dass sich jeder so anmelden kann, wie er möchte, ist die Hemmschwelle, sich für einen solchen Kurs anzumelden, sicher niedriger als wenn man erst noch nach Kursen googeln muss. Auch könnte man Gutscheine für solche Kurse verkaufen. Wenn ein älterer Mensch einen solchen Gutschein von einem Verwandten geschenkt bekommt, ist das sicher ein Anreiz, sich anzumelden. 
zu b) Da fällt mir spontan der Satz ein: Es gibt viel zu tun, packen wir's an! Aber bitte nicht nur in wildem Aktionismus irgendwelche rote Farbe pinseln oder irgendeine kleine Nebenstraße zur Fahrradstraße erklären. Wenn kein System dahintersteckt, bleibt das alles Flickwerk und zwischen diesen kleinen fahrradfreundlichen Zonen hat man genau die gleichen Probleme wie vorher. Besser ist es, erst die Radschnellwegsverbindungen zwischen den Städten fertigzustellen sowie sichere Wege aus der Innenstadt dorthin. Letzteres ist natürlich schwieriger, da das Gebiet häufig bebaut ist. Da muss man halt sehen, was wo geht. Hier ein Stück Radschnellweg, da eine Fahrradstraße ( Autos zu Gast ), da komplett den motorisierten Verkehr, abgesehen von Anwohnern, aussperren, da ein Stück durch einen Park oder ein stillgelegtes Fabrikgelände, und das alles irgendwie miteinander verknüpfen. Wenn trotzdem zwischendrin noch ein oder zwei gefährliche Kreuzungen übrigbleiben, weil es nicht anders geht, o.k., da kann man dann mal absteigen und schieben. ( Aktuell sieht es aber in den meisten deutschen Städten aus, dass man, wenn man Gefahrstellen vermeiden will, mehr absteigt und schiebt als fährt. )
Eine generelle Helmpflicht halte ich dagegen für keine gute Lösung, da viele andere Probleme, die ich oben beschrieben habe, ungelöst bleiben. Ein Helm hilft vorwiegend bei Alleinunfällen, weniger bei Unfällen zwischen Fahrrad und PKW. Besser als eine generelle Helmpflicht finde ich es daher, bei bestimmten Witterungsverhältnissen oder auf bestimmten Strecken eine Helmempfehlung auszusprechen.

Autor:

Astrid Günther aus Duisburg

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