Peter Giesecke entschärfte Bombe in Wanheimerort in nur 25 Minuten
Am 11. August um 14 Uhr war die Bombe bei der Luftbildauswertung im Rahmen eines geplanten Bauvorhabens auf dem Grundstück an der Straße Zu den Rehwiesen 8 in Wanheimerort vom Kampfmittelbeseitigungsdienst entdeckt worden.
Ein Luftbild vom 24. Juli 1945 zeigt den Bereich rund um die heutige Fundstelle mit vielen Bombeneinschlägen. Und auch die Aufnahmen von den Bombentreffern des Luftangriffs vom 6./7. September 1942 zeigen schwere Schäden in der nahe liegenden Lintorfer Straße. Stammt die jetzt gefundene Bombe sogar von diesem Angriff!?
Es handelte sich hierbei um eine amerikanische 10 Zentner Bombe mit Aufschlagsünder. Wobei man feststellen muss, dass diese Bomben auch von Fliegern des RAF Bomber Command abgeworfen wurden, denn sie gehörten ebenfalls zur Bombenladung der britischen Bomberflotte.
Die Brisanz ist, trotz des hohen Anteils an Sprengmaterial, nicht so groß wie bei den gefürchteten Bomben mit Säurezünder. Dennoch zollte man auch hier dem Objekt den nötigen Respekt.
Im Umkreis von 500 m wurden die Anwohner evakuiert und eine Sicherheitszone im Umkreis von 1.000 m eingerichtet. Betroffen waren hiervor 4388 Einwohner, davon 669 in der Evakuierungszone.
„Und auch erst nach der Freigabe durch das Ordnungsamt kann der Feuerwerker mit seiner Arbeit beginnen!“ erklärt Peter Hilbrands vom städtischen Referat für Kommunikation.
Besondere Beachtung kam bei diesem Einsatz den gut 400 Patienten des Klinikum Duisburg zu, von denen 100 in einer riesigen, vom Klinikum logistisch perfekt durchgeführten Aktion in nur 3 Stunden in die BGU Klinik in Buchholz verlegt wurden. Um 11 Uhr war die Aktion abgeschlossen.
„So etwas hat es in 30 Jahren noch nicht gegeben!“ erklärt ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes.
170 Kräfte waren hierbei mit 60 Fahrzeugen im Einsatz. Rettungsdienste aus den umliegenden Städten und Gemeinden, wie beispielsweise Bottrop, Essen, Wesel, Krefeld, hatten die Transporte übernommen. Prof. Dr. Hans Bruno Makoski, der Facharzt für Nuklearmedizin und Radiologie am Klinikum beobachtete die logistische Glanzleistung und zollte den Rettungsdiensten großen Respekt.
Und diese logistische Aufgabe hatte Stephan Steinkamp von der Feuerwehr Duisburg übernommen. Vor seinem Einsatzwagen hing ein perfekt ausgearbeiteter Plan zur Abwicklung der Transporte und die Rettungsfahrzeuge wussten sofort, wie und wo sie eingesetzt werden.
Personen und unterstützungsbedürftige oder gehbehinderte Personen wurden auf Wunsch durch Hilfsdienste zum Aufenthaltsraum in der Kranichschule gebracht.
Zu den betroffenen Einrichtungen gehörten auch die Jugendherberge, ein Kindergarten direkt neben der Fundstelle, zahlreiche Einrichtungen des Sportparks Duisburg, die Eissporthalle, die Wasserskianlage, der DLRG Standort, die Tennisanlage Raffelberg, der Landessportbund, der Niederrheinische und Westdeutsche Fußballverband, die Bezirkssportanlagen Wedau I und II und der Klettergarten. Auch Teile des Waldfriedhofes lagen in der Sicherheitszone.
Der Aufenthaltsraum in der Kranichschule hatte ab 11 Uhr geöffnet und die 12 Betroffenen, die den Weg hierhin gemacht hatten, wurden von den 37 Mitarbeitern des DRK, der Johanniter und der Malteser liebevoll betreut, handelte es sich doch hauptsächlich um Menschen der Erlebnisgeneration. 5 Personen waren von zu Hause abgeholt worden.
Viele ZEITZEUGEN erzählten von ihren Erlebnissen in den Kriegsjahren. Nein, Angst habe sie keine, erzählte Frau Escher aus Wanheimerort. Erinnerungen an die schlimmen Kriegsjahre kamen auf und man sah, dass einen die Geschichte auch heute noch einholen kann.
Nach vielen Übungen war Christian Kirrwald von der Johanniter Unfallhilfe erstmals bei einem „realen“ Einsatz mit dabei. Er betont, dass sein ehrenamtliches Engagement mit der Intention Menschen zu helfen gerade am heutigen Tag ganz besonders deutlich geworden ist.
Um 13 Uhr war es dann „wieder einmal“ an Peter Giesecke, die Bombe zu entschärfen. Und bereits nach 25 Minuten war diese dann auch entschärft. Sehr zur Freude von Bauherrin Tanja Rönsch, die das ganze Spektakel für das Familienalbum mit der Kamera festhielt.
„Das war eine wahre Feuertaufe und jetzt dürfte eigentlich nichts mehr schief gehen beim Bau!“ so ein Mitarbeiter vom Kampfmittelräumdienst.
Peter Giesecke betonte auch noch einmal den Einsatz der Krankentransporter. „Ich ziehe den Hut vor dieser logistischen Meisterleistung!“
Seit 12.00 Uhr durften keine Personen mehr in den inneren und und äußeren Absperrkreis hineingelassen und die Evakuierungszone musste bis 12.00 Uhr verlassen werden. Der äußere Ring wurde durch die Polizei, der innere Ring durch das Ordnungsamt gesperrt.
Die BAB 59, die Wedauer Straße, der Kalkweg, die Sternstrasse, Im Schlenk, die Bertaallee und die Großenbaumer Allee waren von der Sperrung betroffen.
Beim öffentlichen Personennahverkehr waren 4 Buslinien und eine Schnellbuslinie betroffen. Die DVG hatte an allen betroffenen Haltestellen Infos zur Bombenentschärfung ausgehängt. Außerdem hatte sie den Busshuttle des Klinik Personals vom Klinikum zum Parkplatz an der MSV Arena, unweit der Stelle, wo vor einem Monat die Bombe gefunden wurde, übernommen. Hier hatte das THW ein großes Mannschaftszelt aufgebaut, in dem Ärzte, Schwestern und Pfleger verpflegt wurden.
Auch die Deutsche Bahn Strecke Duisburg-Dusseldorf war betroffen und musste gesperrt werden.
Eingesetzt waren 35 Mitarbeiter interner Dienststellen sowie externe Behörden wie Polizei und DVG, weitere 20 Mitarbeiter bei der Verteilung der Flugzettel am 12. und 13. August. Für Verkehrsabsperrungen und Lautsprecherdurchsagen kamen noch einmal 90 städtische Mitarbeiter und 50 Polizeikräfte hinzu.
Im Callcenter hatten sich rund 500 Anrufer über die Evakuierungsmaßnahmen informiert.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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