Nach 20 Minuten war 10 Zentner Sprengbombe entschärft
Untermeiderich glich einer Geisterstadt, als am Montag auf dem Gelände der Firma Linde in Meiderich Berg eine vier Tage zuvor gefundene, britische 10 Zentner Bombe mit Aufschlagzünder entschärft wurde. Es war die zweite Bombe nach dem Fund einer amerikanische 10 Zentner Bombe bei Tiefbauarbeiten am 28. Juni an der Honigstraße.
„Diese wurde bei einer Baugrundsondierung für einen Neubau und durch Luftbildauswertung auf unserem Gelände gefunden,“ so Torsten Buch, Betriebsleiter der Linde Gas Produktionsgesellschaft.
Akribisch hatte das Ordnungsamt wieder einen Evakuierungsplan erarbeitet. Wegen der Größe der Bombe muss eine Evakuierungszone von 500m und eine Sicherheitszone von 1000m um den Fundort angelegt werden. 1493 Menschen, die in der Evakuierungszone wohnen, müssen ihre Wohnung verlassen. „Wir wurden bereits um 8.30 Uhr abgeholt!“ erzählt ein älterer Herr.
Darüber hinaus leben in der Sicherheitszone weitere 9643 Menschen. Hinzu kommen fünf Schulen und ein Kindergarten. Mit 8000 Flugblättern wurden diese über die Entschärfung informiert. Die Buslinie 906 und die Straßenbahnlinie 901 konnten während der Entschärfung nicht fahren.
Das Ordnungsamt hat einen Fahrdienst für ältere und behinderte Bewohner eingerichtet. 50 – 60, meistens ältere Menschen, werden seit 8.30 Uhr durch 16 Helfer des DRK Duisburg mit Kaffee und Getränken in den Räumen der Heinrich-Böll-Schule an der Garsträucherstraße bewirtet. Michael Linke, der an diesem Morgen wegen der Bombe schulfrei hat, ist mit Mutter Susanne unter den Helfern. Für sie ist es nicht das erste Mal, dass sie an einer solchen Betreuung teilnehmen.
Bei vielen Älteren kommen die Bilder der Luftangriffe wieder in Erinnerung. „Ich sehe noch die schwarzen Bomber vor dem von den Großbränden rot leuchtenden Himmel!“ erzählt eine alte Dame, die die Schreckensjahre mitgemacht hat.
Für Kampfmittelräumer Peter Giesecke beginnt seine immer wieder Schweiß treibende Arbeit etwa 20 Minuten später. Und es waren gerade einmal 20 Minuten, bis um 11.40 Uhr Entwarnung gegeben werden konnte und die Menschen in ihre Wohnungen zurückstreben.
„Die Bombe hat schon eine andere Qualität als die 5 Zentner Bomben, die wir öfter finden. Hier haben wir 215 – 230 kg Sprengstoff. Das ist schon eine ganz schöne Zigarre!“, meinte Giesecke flapsig. Für ihn ist es ein Routineeinsatz.
Und für den Außenstehenden ist es schon bemerkenswert, dass 65 Jahre nach Kriegsende nicht nur die Grüne Tarnfarbe unter der Lehmschicht hervorlugt. Nein, auch auf dem Zünder ist der Herstellungsmonat deutlich zu lesen. Es ist der Juni 1944, der Monat der alliierten Landung in der Normandie.
Im Hintergrund läutet es 12 Uhr Mittag vom Kirchturm, als Giesecke die Bombe mit seinen Kollegen Dirk Putzer und Udo Lokotsch auf den Transporter des Kampfmittelräumdienstes verlädt, um diese zu einem Zwischenlager in Ratingen Lintorf zu bringen bevor sie in einem Munitionszerlegebetrieb in Ringelstein zerstört wird.
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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