Löschgruppe 705 der Freiwilligen Feuerwehr feierte in Mündelheim ihr 105 Jähriges
Ein sonniges Wochenende und viele Besucher, darüber konnte sich die freiwillige Wehr Mündelheim bei ihrem Jubiläumsfest am 2 und 3. Juli freuen. Nach einen gelungenen Auftakt am Samstag mit dem 2. Menschenkicker Turnier und einem Disco Abend mit dem "Disco Duo" stand der Sonntagmorgen im Zeichen eines Festumzuges durch das Dorf mit Kranzniederlegung auf dem Friedhof und der „Feuerwehrmesse“ in der Kirche St. Dionysius. Beeindruckend war es, als die Feuerwehrfahne in die Kirche getragen wurde.
Am Nachmittag gab es dann auf dem Schulhof an der Barberstraße eine große Feuerwehrübung. Nach Brandschutzvorführungen der Werksfeuerwehr von HKM und Löschübungen der Huckinger Jugendfeuerwehr waren hunderte Zuschauer aus Mündelheim und den Nachbarstadtteilen gekommen, um bei der Rettung eines verunglückten Tanklastzuges dabei zu sein.
Mit Blaulicht und Martinshorn raste das Löschfahrzeug vom befreundeten Huckinger Löschzug 730 gefolgt von einem Krankentransportwagen des Malteser Krankenhauses St. Anna über die Barberstraße und Sermerstraße auf den Schulhof und die Jugendgruppe Huckingen zeigte dort, wie die Rettung im Notfall aussieht. Die Gruppe, bestehend aus 9 Personen, stand unter der Leitung von Jugendfeuerwehrwart Stefan Neuroth.
Natürlich spielte sich der Rettungsvorgang nicht im Originaltempo ab, da Thorsten Mühlberg, selbst Mitglied im Mündelheimer Löschzug und Unterbrandmeister bei der Berufsfeuerwehr in Düsseldorf, die einzelnen Schritte bei der Rettung den Zuschauern im Detail erklärte. Als vermeintlich verletztes Unfallopfer wurde Yvonne Hoffmann vom Mündelheimer Löschzug geborgen.
„Dort steht ein Wert von etwa einer halben Millionen Euro! Der Fahrer muss geborgen werden und die Fahrerkabine liegt in etwa 2 Meter Höhe. Um vernünftig arbeiten und bergen zu können, wird eine Arbeitsbühne für die Wehrleute an der Fahrerkabine aufgebaut.“
„Anhand der Aufschrift und Kennzeichnung am Tank wissen die Wehrleute sofort, mit welchem Gefahrenstoff sie es zu tun haben. Hier z.B. Klasse 3 Gef. Nr. 33!“ erklärt uns Ulrich Putscher, Gruppenführer des Mündelheimer Löschzuges, und ergänzt: „Das sind Dinge, die die Wehrleute in der Ausbildung lernen. Und wenn man, was ja auch passieren kann, die Klasse nicht erkennen kann, liegt in der Fahrerkabine immer noch ein Buch mit der Erklärung, um welchen Stoff es sich handelt! Dementsprechend wird der Bereich dann abgesperrt und die Bergungs- und Rettungsmaßnahmen zielgerichtet durchgeführt!“
Die Mündelheimer Wehr hat z. Zt. 30 aktive Mitglieder, wobei die Hälfte noch keine 30 Jahre alt ist.
Bernd Blomenkamp, im Hauptberuf Elektriker bei HKM, ältestes und mit 42 Jahren Zugehörigkeit auch dienstältestes Mitglied, zeigte dem LOKALKOMPASS nach der Übung nicht nur eindrucksvoll die Fahrzeuge, Geräte und das Feuerwehrhaus der Mündelheimer Wehr, sondern gab auch einen Einblick in den Ablauf eines Einsatzes von der Alarmierung über den Eingang der Meldung per Fax, die Alarmierung der Wehrleute per „Pieper“ und den weiteren Ablauf.
„Heute bekommen wir auf dem Pieper direkt angezeigt, um welche Art Notfall es sich handelt und wie wir zum Einsatzort kommen. In der Regel sollen wir in 8 Minuten am Einsatzort sein. Früher hatten wir einen Kollegen, der war Bezirksschornsteinfeger. Wenn ein Notruf einging brauchten wir kein „Navi“, der kannte hier jedes Haus und jeden Kamin.“ so Bernd Blomenkamp.
Bemerkenswert auch die Erklärung bei der Einsatzuniform. Da sind die Schutzhosen bereits in die Stiefel mit eingearbeitet. Man schlüpft hinein und zieht nur noch die Hose hoch. Schutzjacke und Helm übergezogen und es kann losgehen. Jedes Mitglied der Wehr hat seinen Spind in der Garage. „Ohne Türen, damit man nicht erst noch groß an einem Schloss rumnästeln muss. Jede Sekunde zählt. Wir sind als „Erstausrücker“ oft vor der Berufsfeuerwehr am Einsatzort. Und wir sind alles Kameraden, und müssen uns nicht Gedanken machen, das hier etwas verschwindet!“
An beiden Tagen sorgte "Phips Landfleischerei" mit Niklas Haferkamp und seiner Mannschaft mit vielen Leckereien vom Grill für das leibliche Wohl von Wehrleuten und Besuchern.
Für die Kinder gab es eine Hüpfburg und eine Mini Eisenbahn. Letztere nutzen die Besucher aus dem Nachbardörfchen Serm am Ende der Veranstaltung zur Heimfahrt in das "Kappesdorf" und wurden mit großen Hallo von Günter Rose von der Mündelheimer Wehr verabschiedet.
Da man ein Jubiläum begehen konnte, darf hier natürlich auch ein kurzer Exkurs in die Geschichte nicht fehlen (Quelle: Freiwillige Feuerwehr Mündelheim)
Die am 27. Mai 1906 gegründete Freiwillige Feuerwehr Mündelheim ist eine von 26 Abteilungen der Freiwilligen Feuerwehr Duisburg.
Grund für die Gründung der Feuerwehr war ein Brand, der noch nach alter Methode gelöscht wurde. Schnell begaben sich die Nachbarn zum Brandort und begaben sich in Lebensgefahr um diesen mit Eimern aus Leder (man nannte diese Sitte auch Eimerkette) oder ähnlichem zu bekämpfen. Man war allerdings damals froh, wenn man mit diesen Mitteln ein Übergreifen der Flammen auf andere Gebäude verhindern konnte.
Dabei gab es im Ort schon seit 1852 eine Feuerspritze, die der Ort von einer Feuerversicherung geschenkt bekam. Nach dem Brand war der Mündelheimer Bevölkerung klar, dass eine Feuerwehr aufgebaut werden musste, die ausgebildet und mit den möglichst besten Geräten ausgestattet sein sollte. So kam es im Jahre 1906 zur Gründung der FF Mündelheim. Ein Jahr nach der Gründung, wurde diese über eine Alarmhupe alarmiert und dann wurden mit Hilfe von Pferden die Mannschaft und die Geräte zum Brandherd gefahren.
Durch viele Übungsstunden hatte die Wehr einen so hohen Leistungsstand, dass sie 1908 staatlich anerkannt wurde. In den Folgejahren gab es zwei Großbrände, einen in Serm (1909) und einen auf dem alten Tiebeshof (1913), wo nach dem ersten Weltkrieg an der Giebelwand der Scheune ein neuer Übungsturm errichtet wurde.
Nach dem Jahr 1933 wurde die Brandbekämpfung im Dorf erweitert, denn in der Staatsjugend wurde eine Jugendfeuerwehr errichtet, die die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr unterstützen sollten. In der Kriegs- und Nachkriegszeit wurden die Männer zu vielen Einsätzen gerufen.
Seit 1956 wurde die Feuerwehr über eine elektrische Sirene alarmiert, die auf einem 12 Meter hohen Mast befestigt wurde. 1994 wurden dann tragbare Funkmeldeempfänger eingeführt, die jedes Mitglied ständig bei sich tragen kann. Die Nur Ton Empfänger wurden mittlerweile durch Digitalmelder ersetzt. So wird eine schnelle Ausrückzeit garantiert, wovon einige Bewohner immer noch überrascht sind.
Durch die Kommunale Neuordnung 1975 musste die Feuerwehr Duisburg umstrukturiert werden und so kam es, dass die Wehren Mündelheim und Ehingen zusammengelegt wurde.
Es gab allerdings ein Problem, denn nun hatte die eine Wehr zwei Gerätehäuser, welche dann 1999 durch ein modernes Feuerwehrhaus in der Ortsmitte ersetzt wurde. So wurden dann auch die beiden Fahrzeuge (LF 16 und LF 16-TS) an einem Standort vereinigt, wovon das LF 16-TS 2005 durch ein neues Fahrzeug ersetzt wurde.
Am zweiten Augustwochenende wurde mit einem großen Fest das 100-jährige Jubiläum gefeiert, Stargast war Olaf Henning.
Zur Freiwilligen Feuerwehr gehören zwei moderne Einsatzfahrzeuge, die an die Aufgaben der FF Mündelheim angepasst sind. Da wäre zum einen das neue Hilfeleistungslöschfahrzeug (HLF) 20/16 auf Mercedes Atego mit Aufbau von IVECO Magirus. Dieses Fahrzeug rückt bei den Einsätzen als erstes aus, weshalb es auch eine umfangreiche Beladung hat. Auf dem Fahrzeug befinden sich viele Materialien zur Brandbekämpfung, die Pumpe leistet 2000 Liter / min, der Wassertank fasst 2000 Liter. Zusätzlich befindet sich ein Hilfeleistungssatz und Ausrüstung zur Wasserrettung an Board.
Bei dem anderen Fahrzeug handelt es sich um ein Löschgruppenfahrzeug (LF) 16 aus dem Jahr 1986, welches ebenfalls ein Fahrzeug mit Mercedes-Fahrgestell ist, der Aufbau kommt von der Albert Ziegler GmbH & Co. KG. Es befördert eine Löschgruppe, bestehend aus neun Feuerwehrleuten, und hat 1600 l Wasser an Board. Es besitzt ebenfalls einen Hilfeleistungssatz, da die Feuerwehr Mündelheim zu vielen schweren Verkehrsunfällen auf die Bundesstraße 288 gerufen wird.
Bei der Alarmierung gibt es eine Besonderheit. Im Gerätehaus befindet sich ein alphanumerischer Digitalempfänger, der mit einem Drucker verbunden ist. Die Einsatzmeldung wird dann vierfach auf selbst durchschreibendes (ein Blatt pro Fahrzeug, eins für Nachzügler und eins für den Einsatzbericht) Papier gedruckt, welches die eintreffenden Wehrleute im Haus vorfinden. Da sich auf dem Blatt die Alarmnachricht mit Einsatzort und Einsatzart befindet, können sie ohne Rückfragen ausrücken, was gerade bei der Überlastung des Sprechfunks nützlich ist. Dadurch beträgt die Ausrückzeit zwei bis drei Minuten, ein bis zwei Minuten schneller als die anderen Wehren.
Das Einsatzgebiet der Löschgruppe 705 umfasst die Ortteile Mündelheim, Ehingen, Serm und Rheinheim. Zu den Einsatzschwerpunkten zählen die Bundesstraße 288 von der Rheinbrücke bis zur Ausfahrt Duisburg – Huckingen / B 8 und das Industriegebiet im Norden mit einem Gewerbegebiet, Hallen der Firma Thyssen und dem Stahlwerk von Mannesmann, wo es im Jahr 2006 zwei Großbrände gab (1. Januar und 11. Mai). Zu weiteren Schwerpunkten gehören der Rhein, ein Altenheim und viele landwirtschaftliche Betriebe.
Da die Berufsfeuerwehr von der Feuer- und Rettungswache 7 aus das Einsatzgebiet nicht in den vorgeschriebenen acht Minuten erreichen kann, wird die Freiwillige Feuerwehr Mündelheim im Ersteinsatz alarmiert. Das heißt, dass sie bei jedem feuerwehrrelevanten Einsatz in Mündelheim mitalarmiert wird. Die Wehrleute sind dementsprechend ausgebildet und ausgerüstet.
Die Löschgruppe 705 nimmt eine gewisse Sonderrolle unter den Duisburger Gruppen ein, da sie als einzige nicht in einem Löschzug organisiert ist, sondern eigenständig agiert. Sie ist eine von drei erstausrückenden Freiwilligen Einheiten. Sie trifft sich im Gerätehaus an der Sermer Straße, alte Schule, jeden Donnerstag von 18:30 - 21:30 Uhr. Interessierte junge Menschen sind hierbei gerne gesehen und können sich nochmals gezielt informieren!
Eine weitere Fotostrecke hat LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt hier eingestellt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/ratgeber/fotostrecke-loeschgruppe-705-der-freiwilligen-feuerwehr-feierte-in-muendelheim-ihr-105-jaehriges-d74422.html/action/lesen/1/recommend/1/
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
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