Krampfen Krampfadern eigentlich? Helios-Expertenrat gefragt wie nie
Mit rund 130 Anmeldungen gefragt wie nie war der Helios-Expertenrat beim 7. Wochen-Anzeiger-Gesundheitsdialog zum Thema Krampfadern und Besenreiser im Atrium der Volksbank Rhein-Ruhr.
Dr. Damian Schubert, Chefarzt der Gefäßchirurgie, Phlebologie und endovaskulärer Chirurgie an der Helios Marien Klinik, und Florian Männel, Leiter der Physiotherapie am Helios Klinikum Duisburg, nahmen sich gerne die Zeit, um in Vorträgen über das gefragte Thema zu informieren und anschließend die Fragen des Publikums zu beantworten. Auch Dr. Georg Kraus, niedergelassener Gefäßchirurg aus Duisburg, stand Rede und Antwort.
Hier die wichtigsten Fragen und Antworten :
Krampfen Krampfadern eigentlich?
Nein, nicht im eigentlichen Sinne, das Wort Krampfadern leitet sich vom althochdeutschen krimpfan ab, was krümmen bedeutet. Den Namen haben sie also aufgrund ihrer gekrümmten und kurvigen Optik erhalten.
Welche Ursachen haben Krampfadern?
Es gibt viele Gründe, warum Menschen im Laufe ihres Lebens früher oder später die kleinen Besenreißer und die größeren Krampfadern entwickeln. Entscheidende Faktoren sind unter anderem das Alter, das Geschlecht – Frauen sind aufgrund eines schwächeren Bindegewebes etwas häufiger betroffen – familiäre Vorbelastung, Übergewicht, Schwangerschaften oder eine stehende Berufstätigkeit. All das kann den Blutrückfluss in die obere Körperregion behindern und so für einen Stau in den Beinvenen sorgen. Dieser Rückstau verursacht die irgendwann deutlich vorgewölbten Adern, da sie sich unter der Belastung verändern und vor allem vergrößern. Es gibt zudem neben den Krampfadern, die das oberflächliche Venensystem betreffen, noch die sogenannte Leitveneninsuffizienz, die einen Rückstau in den tieferen Beinvenen beschreibt. Diese Erkrankung tritt aber deutlich seltener auf, da die tiefen Adern besser geschützt sind.
Sind Krampfadern ohne Symptome harmlos?
Unabhängig davon, ob sichtbare Krampfadern Beschwerden verursachen oder nicht, sollten sie von einem Fachmann, also einem Gefäßexperten, regelmäßig kontrolliert werden. Denn nur so kann frühzeitig etwas gegen die Erkrankung getan werden, etwa mit Physiotherapie oder kleineren Anwendungen, und im besten Fall größere Eingriffe verhindert werden. Auch ist eine Krampfaderdiagnostik oder -entfernung unbedingt vor Schwangerschaften oder Gelenkersatz-Operationen zu empfehlen, da sonst das Thromboserisiko signifikant steigt.
Manchmal werden die Symptome aber auch nicht erkannt, da sie nicht direkt auf die Krampfadern zurückgeführt oder als alterstypisch abgetan werden. Gängige Beschwerden sind unter anderem angeschwollene, gespannte oder müde Beine, leichte Schmerzen, Veränderungen der Haut, Juckreiz und Kribbelgefühle oder nächtliche Wadenkrämpfe.
Welche Therapieverfahren gibt es derzeit?
Von der leichten Bewegungstherapie bis hin zu komplexen Operationen gibt es eine große Bandbreite verschiedener Behandlungsansätze. Zu Beginn werden oft noch Physiotherapie, Ernährungsumstellungen und Kompressionsstrümpfe angewandt. Der nächste Schritt kann eine begleitende medikamentöse Therapie sein. Hilft das nicht, muss die entsprechende Vene direkt behandelt oder sogar „ausgeschaltet“ werden. Das erfolgt über die Verödung, thermische Verfahren wie Laser- oder Radiowellen oder über größere Eingriffe, wie das sogenannte Stripping, wobei die Vene teilweise oder vollständig entfernt wird. Darüber hinaus gibt es noch weitere Verfahren, wie die CHIVA-Methode oder eine Valvuloplastie, wo die Venen erhalten bleiben, man aber Teile von der Blutversorgung abbindet oder eine Manschette einnäht, um die Venenklappen wieder in Gang zu bringen.
Der verantwortliche Arzt sollte daher auch immer die individuelle Situation seines Patienten in die Planung mit einbeziehen: Muss jemand schnell wieder mobil werden? Kann er regelmäßige Anwendungen durchführen? Hat er eventuell Probleme in anderen Bereichen wie den Schlagadern? Diese und viele weitere Fragen können Einfluss auf den Therapieplan haben. Bei letzterem etwa ist Vorsicht vor allem bei der Kompressionstherapie geboten, da Strümpfe oder Wickel auch auf die Schlagadern drücken können.
Gibt es eine Altersgrenze für eine Krampfader-OP?
Nein, das Alter hat in den meisten Fällen keinen Einfluss, denn viele Eingriffe lassen sich unter Lokalanästhesie durchführen. So können auch Patienten mit zusätzlichen Risikofaktoren wie einer Herzerkrankung gut versorgt werden. Auch haben sich die Verfahren in den letzten Jahren stetig weiterentwickelt und sind schneller, schonender und sicherer geworden.
Was kann ich selbst gegen Krampfadern tun?
An oberster Stelle steht ein gesunder Lebensstil und vor allem Bewegung. Einfache Übungen wie die tägliche Muskelpumpe – das Auf- und Abwippen der Fersen auf dem Boden – lassen sich gut in den Alltag einbauen und können helfen, die Venen dauerhaft zu stärken. Dabei reichen schon wenige Minuten am Tag, ob am Schreibtisch oder während des Frühstücks. Auch Ausdauersportarten wie Walking – besonders gut bergauf – Radfahren oder Schwimmen unterstützen den Blutfluss. Darüber hinaus verbessern Wechselduschen oder Kneippgüsse die Blutzirkulation. Abends, zudem nach einem langen Arbeitstag, die Beine im wahrsten Sinne des Wortes hochlegen und so entlasten. Daneben tragen auch Nikotinverzicht und eine gesunde Ernährung zur Gefäßgesundheit bei.
Tragen Sie bereits Kompressionsstrümpfe hier noch ein zusätzlicher Tipp: Es gibt mittlerweile auch reine „Wadenstrümpfe“, die man gut unter der Hose verbergen kann und weniger häufig waschen muss als Strümpfe mit Sockenfuß. Achten Sie hier bitte ebenfalls auf die Verträglichkeit damit sich kein sogenanntes Fensterödem bildet. Im Zweifelsfall nehmen Sie Kontakt zu Ihrem Arzt, Physiotherapeuten oder dem Sanitätshaus auf.
Ist Faszientraining auch mit Krampfadern erlaubt?
Ja, denn die Übungen mit der Faszienrolle walken auch die Muskulatur der Beine, vor allem der Waden, kräftig durch und helfen so, die Durchblutung zu unterstützen. Wer allerdings dabei Schmerzen hat, sollte sich noch einmal mit seinem Arzt oder Physiotherapeuten absprechen. Vielleicht sind andere Sportarten dann besser geeignet.
Werden Entfernungen von Besenreisern von der Krankenkasse bezahlt?
Nein, da sie ein rein ästhetisches Problem darstellen. Wie die „kleinen Schwestern“ der Krampfadern entstehen, ist noch unklar. Sie können zudem nach einer Entfernung auch wieder auftreten oder an anderer Stelle erscheinen.
Text: Kathrin Gießelmann / Fotos: Frank Preuß
Autor:Lokalkompass Duisburg aus Duisburg |
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