Kardinal Oscar Andres Rodriguez aus Honduras besuchte Duisburg und die Hüttenwerke Krupp Mannesmann
Am 1. und 2. Juni 2011 besuchte Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga, Erzbischof von Tegucigalpa, der Hauptstadt von Honduras, die Stadt Duisburg.
Seit 2008 hat die Stadt Duisburg, auf Initiative der Deutsch Honduranischen Gesellschaft, eine Städtepartnerschaft mit der Stadt San Pedro Sula geschlossen. Seit dieser Zeit gibt es zahlreiche Projekte, die von Duisburg aus initiiert wurden.
Hieran erinnerte die Vorsitzende der 150 Mitglieder starken Gesellschaft, Irene Janssen, bei einem Gespräch im CityPalais zu Beginn des zweitägigen Besuches, nach der Begrüßung des Würdenträgers durch den Hausherren Uwe Gerste, Geschäftsführer der Duisburg Marketing Gesellschaft (DMG) und der offiziellen Begrüßung im Namen der Stadt Duisburg durch ihren Mann, den Beigeordneten für Familie, Bildung und Kultur der Stadt Duisburg, Karl Janssen. Das neue Vorstandsmitglied der Gesellschaft, Ratsherr Stephan Krebs (DWG) begleitete ebenfalls den Kardinal auf seiner Reise durch die Stadt und die Region.
Und als Gast konnte man bei dem Empfang des Kardinals auch Photokünstler Horst Wackerbarth begrüßen. Dieser hatte den Kardinal für sein Hauptprojekt, der „Galerie der Menschheit“, auf seiner berühmten „Roten Couch“ in der Merkez Moschee in Marxloh abgelichtet.
Kardinal Rodriguez berichtete über die aktuelle Situation in Honduras und über die Bedeutung der Städtepartnerschaft und stellte die aktuellen und für ihn sehr wichtigen Projekte in Duisburgs Partnerstadt San Pedro Sula vor. Er bedankte sich ganz besonders bei dem Ehepaar Janssen für ihr Engagement für die Menschen in seinem Heimatland. Besonders wichtig sei die Förderung von Bildung.
„Trotz der über 10.000 Kilometer langen Entfernung haben die beiden Städte mit sehr viel Liebe und Zuneigung eine Brücke geschlagen.“ erklärte der Kardinal gegenüber den Gastgebern.
„Seit 2008 besteht auf Initiative der Deutsch - Honduranischen Gesellschaft diese Städtepartnerschaft, die durch zahlreiche Projekte dabei helfen will, die Armut im Land durch Bildung zu bekämpfen. Honduras sei eines der ärmsten Länder in Mittelamerika, erklärte der Kardinal.
Es sei zwar nicht arm an Ressourcen, aber durch die politische Entwicklung, durch Diktatur, Gewalt und Korruption sei das Land nicht vorangekommen. Honduras, so Kardinal Rodriguez, sei weiterhin ein Land der Gegensätze. Es gibt große Städte mit funktionierender Infrastruktur, aber viele Gegenden hätten weder Strom noch fließendes Wasser.
Diese Situation würde auch auf das Schulsystem zutreffen: „Auf dem Land gibt es fast gar keine Schulen. 30 Prozent der Einwohner sind Analphabeten.“ Es sei deshalb absolut wichtig, hier die Hilfsprojekte anzusetzen.
Kardinal Rodriguez hielt bei seinem Besuch in Duisburg einen Vortrag vor Unternehmern der Region der Industrie- und Handelskammer zum Thema „Globale Verantwortung und unternehmerisches Handeln - Gegensatz oder Möglichkeit?“
Am Nachmittag stand ein Besuch in der Stadt Rheinberg auf dem Programm. Bei dem Empfang im Rathaus begrüßte der Bürgermeister der Stadt Rheinberg, Hans Theo Mennicken, den Gast. Nach der Eintragung in das goldene Buch der Stadt gab es ein Gespräch mit Stadtvertretern und Ehrengästen über mögliche Aktivitäten der Stadt Rheinberg in Honduras und über eine Städtepartnerschaft zwischen den Städten Rheinberg und Tela. Den Abschluss bildete der Besuch der Kirche St. Peter im Rahmen eines Stadtrundganges sowie der Besuch und Empfang im Haus „Underberg“.
Den Abschluss des ersten Besuchstages bildete ein Abendessen und Gespräche mit geladenen Gästen durch die Sparkasse Duisburg im Wilhelm Lehmbruck Museum Duisburg.
Am Donnerstag leitete Kardinal Oscar Andrés Rodriguez Maradiaga das Pontifikalhochamt (Anm.: ein von einem Bischof mit allen Insignien seines Amtes, d.h. Bischofsstab und Mitra geleiteter Gottesdienst) zu Christi Himmelfahrt in der St. Joseph Kirche in Duisburg am Dellplatz.
Danach besuchte die Gruppe den Duisburger Hafen, wo sie durch den Vorstandsvorsitzenden der Duisburger Hafen AG, Erich Staake, begrüßt wurde. Bei einer Hafenrundfahrt mit der „Karl Jarres“ konnte man sich für einen der Höhepunkte der Reise stärken.
Stand doch die Besichtigung der Hüttenwerke Krupp Mannesmann (HKM) als Abschluss des Besuches auf dem Plan. Die Begrüßung erfolgte durch Dr. Rolf Höffken (Technischer Geschäftsführer) der „Hütte“, der den Gästen zunächst im Besucherzentrum einen Einblick in die Abläufe des Werkes gab.
Besonders interessant war für Kardinal Rodriguez die Herkunft vieler Rohmaterialien und Erze aus Mittel- und Südamerika.
„Somit gibt es eine Verbindung zwischen meiner Heimat und diesem Werk!“
Bei der Rundfahrt durch das Werk wurden das Hochofenwerk und das Blasstahlwerk besucht!
Die Arbeitsbedingungen und der Standard in der Produktion beeindruckten den Kardinal, der selbst einmal Chemie studiert hat, zutiefst und er ließ es sich nicht nehmen, den direkten Kontakt im Gespräch mit Mitarbeitern in der Produktion zu suchen.
Dieses geschah in der Ofenhalle an der Gießbühne des Hochofens B, wo er mit einem türkischen Kollegen, der gerade noch in seinem Silber glänzenden Schutzanzug, hinter dem 1486° heißen Roheisen, das in die Torpedopfanne lief entlanggelaufen war, über seine Arbeit sprach. Beeindruckt waren auch die anderen Teilnehmer der Gruppe.
„Diesen Ort nennen wir Ofenleute auch „Kapelle“!“ erklärte Muhrat Bukulut dem darüber sichtlich erfreuten Kardinal, der nach der Besichtigung am Abend vom Flughafen Düsseldorf weiterflog.
Zur Person:
Oscar Andre Rodriguez Maradiaga wurde am 29.12.1942 in Tegucigalpa in Honduras geboren. Am 03. Mai 1961 wurde er Salesianer von Don Bosco. Am 28. Juni 1970 wurde er in Guatemala zum Priester geweiht. Am 8. Dezember 1978 erfolgte die Bischofsweihe in seiner Geburtsstadt. Am 8. Januar 1993 wurde er zum Erzbischof von Tegucigalpa ernannt und am 21. Januar 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II zum Kardinal. Bei der letzten Papstwahl wurde er immer wieder als einen der aussichtsreichsten Kandidaten genannt.
Nach dem Abitur erhielt er eine Ausbildung zum Grundschullehrer in El Salvador, eine Ausbildung zum Gymnasiallehrer in Naturwissenschaften. Hinzu kommt: Studium der Philosophie in El Salvador - Studium der Theologie und der
Moraltheologie in Rom - Studium der Psychologie und Psychotherapie in Innsbruck - Klavierstudium in Guatemala - Harmonie- und Kompositionsstudium in den USA.
Neben der Ehrendoktorwürde reihen sich Lehrertätigkeiten, Lehrtätigkeiten als Professor, viele kirchliche Ämter und Aufgaben, z.B. die Präsidentschaft der lateinamerikanischen Bischofskonferenz in seinen Lebenslauf ein. Hinzu kommen zahlreiche Ämter und Aufgaben in der römischen Kurie. Z. Zt. Ist er Präsident des Caritas International.
Es überrascht nun gar nicht mehr wenn am Ende dieser Vita noch die Information hinzukommen, dass er 8 Sprachen spricht, 7 Instrumente spielt und einen Pilotenschein besitzt.
Er ist Ehrenmitglied der Deutsch Honduranischen Gesellschaft, die mit ihrem Hauptziel – Armutsbekämpfung durch Bildung – von Deutschland aus mit zahlreichen Projekten in Honduras wirkt. Durch diese Initiative kam es auch zur Städtepartnerschaft zwischen Duisburg und San Pedro Sula.
Es ist sein Lächeln, dem man sich nicht entziehen kann, das Wärme und Bescheidenheit ausstrahlt. Doch wer dieses Lächeln missversteht ist bei Kardinal Rodrigues an der falschen Adresse.
Denn bei aller Liebenswürdigkeit im Umgang mit den Mitmenschen ist er immer in der Lage unbequeme Themen anzufassen. Menschenrechte und Wertorientierung, globale Weltveranwortung, Demokratie und Korruption, Gerechtigkeit und Entschuldung, Armut und Verantwortung, Dialogkultur und Ökologie sind Themen zu denen er weltweit spricht.
Ungeniert nimmt er zu Fragen der Gerechtigkeit Stellung. Hart verhandelt er mit Vertretern der Wirtschaft und Industrie. Kardinal Rodriguez ist einer der handelt. Er setzt sich aktiv für soziale und ökologische Themen ein.
Er sagt:
„Wir müssen jene ständige Stimme sein, die nicht verstummen kann, bis wir wirklich erreicht haben, dass Gerechtigkeit nach den Gesetzen herrscht. Denn wenn man etwas verspricht, muss man es halten. Ich glaube Jesus war ein Revolutionär. Wir möchten einen Wandel im Sozialen, im Frieden, in der Justiz der Freiheit und in der Liebe, die vor allem die Würde des Menschen respektiert!“
Eine schöne Fotostrecke vom Besuch bei HKM hat LOKALKOMPASS Kollege Detlef Schmidt hier eingestellt:
http://www.lokalkompass.de/duisburg/kultur/fotostrecke-kardinal-oscar-andres-rodriguez-aus-honduras-besuchte-duisburg-und-die-huettenwerke-krupp-mannesmann-d64885.html
Autor:Harald Molder aus Duisburg |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.